CFO-Agenda 2019

Zum Start ins neue Jahr zeigt sich die wirtschaftliche Großwetterlage noch von ihrer guten Seite. Getrieben von Afrika, China, Indien und den USA wird die Weltwirtschaft, laut dem Internationalen Währungsfonds 2019, genauso wie 2018, um 3,7 Prozent wachsen. Das Wachstum in Europa wird mit 1,9 Prozent ansatzweise stabil bleiben. Kleinere Tendenzen, dass das Wachstum langsamer wird, könnten jedoch spürbar werden. Auch Österreich hat 2018 seinen konjunkturellen Höhepunkt erreicht.

Ziehen nun bald schwere Wolken auf oder gilt es gar, Schlimmeres zu befürchten?
Crash-ähnliche Befürchtungen hält der IWF für überzogen, gleichzeitig werfen die Risiken in der Weltwirtschaft (Brexit, Handelskriege, unberechenbare Politiker, Verschuldung Italiens etc.) einen Schatten auf die grundsätzlich nicht schlechten Rahmenbedingungen. Eingebettet in diese Entwicklungen verändert die digitale Transformation Wertschöpfungsketten und Unternehmensstrukturen.

Wie können Führungskräfte ihre Unternehmen vor diesem Hintergrund erfolgreich durch 2019 steuern? Diese 8 Punkte werden die CFOs in diesem Jahr besonders beschäftigen:

  • Management von Unsicherheit: Das Management muss sich auf länger anhaltende Unsicherheit in der Weltwirtschaft einstellen. Geopolitische Spannungen, Handelsstreitigkeiten (USA-China), Brexit und Staatskrisen à la Italien erfordern eine verstärkte Kommunikation und zusätzliches Geschick. Literaturtipp: Vieweg, Wolfgang, Management in Komplexität und Unsicherheit, für agile Manager, Springer, 2015.
  • Evergreen: der aktive Wertbeitrag: Die Digitalisierung verändert Unternehmen. Knapp jedes dritte Unternehmen sieht disruptive Kräfte als größtes wirtschaftliches Risiko (EY Capital Confidence Barometer). Wie sind bestehende Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln? An welcher Stelle können Übernahmepläne zum Wachstum und zur Absicherung bzw. Verbesserung der strategischen Position beitragen und welche Investments machen angesichts der zunehmenden Unsicherheit Sinn? Führungskräfte der Finanzfunktion haben hier eine besondere Verantwortung für die Unternehmensentwicklung und sollten dazu beitragen, dass die Investmententscheidungen aus strategischer, wert- und risikopolitischer Sicht gesamthaft getroffen werden.
  • Das anspruchsvolle Datenthema: Ob Unternehmen die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen können, kommt auf die Datenverfügbarkeit und -verknüpfung an. Unternehmens- und wertschöpfungsübergreifende Daten ermöglichen eine verbreiterte und bessere Steuerung. Die Qualität der Datenorganisation und Daten-Governance entscheidet über die Umsetzbarkeit von Advanced Analytics, die Verwirklichung eines Single Point of Truth oder auch über den erfolgreichen Einsatz von Echtzeitdaten und vieles mehr. Aufgaben wie die Entwicklung eines betriebswirtschaftlichen Datenmodells, das die inhaltliche Struktur vorgibt, werden wichtiger. Außerdem gewinnen folgende Prozesse an Bedeutung: Die Organisation der Datenflüsse, die die modellierten Daten bereitstellen, die Sicherung der materiellen Qualität der Daten, die notwendigen Rollenzuordnungen sowie die Governance- und Weiterentwicklungsprozesse. Außerdem interessant: Controllingprozess – Datenmanagement
  • Die Effizienz der Finanzprozesse: Noch immer ist der Arbeitsalltag in der CFO-Organisation geprägt durch eine Vielzahl manueller Tätigkeiten. Diese resultieren aus Systembrüchen, unterschiedlichen Schnittstellen, redundanten Arbeitsabläufen, einer heterogenen Datenqualität sowie dem Fehlen standardisierter Systemunterstützung. Diese Abläufe führen häufig zu Engpässen. Mit Software Robots können solche Abläufe automatisiert werden. Robotics erzielt den größten Effekt bei transaktionalen Prozessen mittlerer Komplexität. Routineprozesse, die auf klaren Entscheidungsregeln basieren, werden dadurch radikal verschlankt. Das verändert die Organisation maßgeblich. Weiterführender Link: Robotics Process Automation (RPA) – nutzen Sie schon die Potenziale?
  • Die neuen Chancen einer analytischen Unternehmenssteuerung: Machine Learning ist zu einem wichtigen Wettbewerbs- und Wachstumsfaktor geworden. Moderne Analysetechnologien halten Einzug sowohl in Kernprozessen des Geschäfts, als auch in den Controlling- und Finanzprozessen (Reporting, Planung, Forecasting, Konsolidierung, Risikomanagement et al.). Die neuen Ansätze steigern die Qualität der Prozesse und helfen darüber hinaus auch Analysen, Auswertungen und Berichte zu automatisieren. Um die Chancen durch Advanced Analytics nicht zu verpassen, sollte auch die CFO-Organisation Kompetenzen entwickeln und für sich selbst Pilotprojekte festlegen, und dabei die Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen verlieren. Weitere Infos: Vortrag auf der BI & Analytics Tagung: Analytics automatisierte Entscheidung: Sind Sie bereit? (Carsten Bange)
  • Die sich ändernden Rollen und Kompetenzen der CFO-Organisation: Bestehende Profile sind weiterzuentwickeln und neue Aufgabenprofile, Rollen sowie Kompetenzen in die CFO-Organisation zu integrieren. Mit der Veränderung der Rollen ändern sich die Kompetenzen radikal. Zahlreiche CFO-Projekte haben heute einen einseitigen Fokus auf die Automatisierung bzw. Digitalisierung der Prozesse bzw. auf Systeme. Dabei werden Mitarbeiter und ihre Fähigkeiten vielfach ausgeblendet. Hier besteht großer Handlungsbedarf, da eine erfolgreiche digitale Transformation nur auf Basis einer neuen, rollenbasierten Organisation funktioniert. Die Kompetenzlücke gilt es, nicht nur angesichts des sich am Stellenmarkt abzeichnenden Fachkräftemangels, rasch zu schließen. Dazu passt:
    Digitalisierung: Erfinden sich Controller neu? 
  • Der Wandel der eigenen Rolle: Die Anforderungen an die Rolle des CFO verändern sich, auch wenn sie heute noch vielfach in einer klassischen Aufgabenwelt leben. Es sind die CFOs, die als „Chief Future Officer“ die digitale Transformation ermöglichen, vorantreiben und dabei unternehmensweit wirken sollen. Gleichzeitig sind sie es, die ausreichend Realismus in die Diskussion bringen können. Wie CFOs den Change ihrer eigenen Rolle und den ihrer gesamten Organisation gestalten, können Sie hier nachlesen. Literaturtipp: Kotter, John P., Leading Change: Wie Sie Ihr Unternehmen in acht Schritten erfolgreich verändern, Vahlen, 2011

Fazit

Anders als das Wetter kann die CFO-Agenda selbstbestimmt geformt werden, damit sich das Management den Herausforderungen stellen kann, die das Jahr 2019 bringen wird. Getreu dem Motto: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“ liegt es an den Führungskräften, sich und ihr Unternehmen bestmöglich auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Die Transformation ist schon in vollem Gange und wann, wenn nicht jetzt, können CFOs die eigenen Kompetenzen und die ihrer Mitarbeiter weiterentwickeln, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten.

Literaturtipp: Die Sache mit der Loyalität von James Comey

Für Sie gelesen: James Comeys GRÖSSER ALS DAS AMT. Ein Ex-FBI-Direktor gegen Donald Trump – Prinzipientreue gegen Machtpolitik: Ein Insiderbericht.

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Betriebswirtschaftslehre von A-Z – machen Sie den Test

Das Wissen rund um wirtschaftliche Organisationen wird hin und wieder unterschätzt. Dabei ist so gut wie jeder von uns Teil eines Unternehmens und verfügt daher über ein Gehalt, das ausgegeben und vielleicht sogar investiert wird. Auch der Austausch mit Kollegen erfordert eine stabile Grundkenntnis von betriebswirtschaftlichen Themen.

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Wie Fachcoaching die Kompetenzentwicklung fördert

Kaum ein Unternehmen beschäftigt sich derzeit nicht mit dem Thema Digitalisierung. Wenige verstehen jedoch, dass diese kein technisches Thema ist, vielleicht ist es sogar kein strategisches, sondern ein Thema der Kompetenzen jedes einzelnen Mitarbeiters. Kompetenzen müssen in rascher Abfolge identifiziert, überprüft, adaptiert und geschult werden, um das volle Potenzial der Digitalisierung nutzen zu können. Das benötigt Zeit, die in der Regel fehlt.

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Unternehmen steigern Sicherheitsausgaben erst nach Schadensfall

STUDIE. Die Wirtschaft wird, bedingt durch die fortschreitende Digitalisierung, immer vernetzter – wodurch Kundendaten, Geschäftsgeheimnisse und interne Kommunikation stets anfälliger für Hackerattacken werden. Bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen wurde im vergangenen Jahr zumindest eine Cyberattacke registriert. Bevor jedoch Verbesserungsmaßnahmen im Unternehmen eingeleitet werden, muss zuvor oft erst ein signifikanter Schaden durch eine Cyberattacke entstehen: Eine Cyberattacke ohne zugefügten Schaden würde bei 63 Prozent der Unternehmen voraussichtlich nicht zu höheren Sicherheitsausgaben führen.

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Literaturtipp: Die Macht der Manipulation

Ende März dieses Jahres erschien Johannes Steyrers Buch „Die Macht der Manipulation“. Das Werk fragt nicht nur danach, wie man sich durchsetzt, wie man sich schützt, sondern beschäftigt sich auch damit, wie man die Oberhand behält.


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Wirkungsorientiertes Investieren und Finanzieren

Es geht auch anders! Wirkungsorientierung wird in Österreich im Nonprofit Sektor und dem öffentlichen Sektor bereits seit einigen Jahren intensiver diskutiert. Hingegen steht die Diskussion wie man auch finanzielle Ressourcen nutzen kann, um damit positive gesellschaftliche Wirkungen zu erzeugen, hierzulande erst am Anfang. Entsprechende Ansätze wie Impact Investing oder Mission Investing zeigen wie auch Geldanlagen und die Form der Finanzierung einen sozialen oder ökologischen Beitrag leisten können.

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„Es geht darum, die richtigen Stellschrauben zu identifizieren“

Andreas Fritthum, MA, CFO der Laudamotion GmbH, über Veränderungen und Entscheidungen eines CFO. – Ein Portrait von Dr. Nik Dolenz, Journalist aus Wien.


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Literaturtipp: Das Unterbewusstsein von Organisationen

Wie beeinflussen Big Data und künstliche Intelligenz die Mitarbeiter, Organisationseinheiten und Organisationen an sich und deren Vernetzung?

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Österreich: Bis 2030 bis zu 60.000 neue Stellen im IT-Bereich

Der digitale Wandel verändert Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft fundamental. In Österreich ist dieser Wandel schon vergleichsweise weit fortgeschritten: Im aktuellen Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission belegt Österreich mit einem Score von 0,57 knapp vor Deutschland den zehnten Platz, bei den E-Government-Vorreitern befindet sich Österreich unter den Top-5. Aufholbedarf beim digitalen Wandel gibt es bei der Nutzung digitaler Angebote sowie beim Zugang zu IT-Technologien. Der Zugang zu Breitband-Internet ist nach wie vor unter dem EU- und OECD-Schnitt. Die Investitionen in Technologien liegen in Österreich laut einer WIFO-Studie aus dem Jahr 2016 bei rund 100 Euro pro Kopf, in der Schweiz wird rund das Fünffache investiert.

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