Im Gespräch mit Karin Exner


Controller Institut: Stellen Sie sich kurz vor. Wie ist Ihr Werdegang?

Karin Exner: Ich bin seit 2015 selbständige Unternehmensberaterin und unterstütze Unternehmen und Nonprofit-Organisationen, meist in Zusammenarbeit mit EY, in den Bereichen Risikomanagement und Controlling. Die Erfahrungen aus der Managementberatung gebe ich parallel dazu in unterschiedlichen Vortrags- und Trainertätigkeiten weiter.

Mein Werdegang begann nach dem Studium der Handelswissenschaften als Universitätsassistentin am Institut für Unternehmensführung der WU Wien, das damals von Professor Eschenbach, dem Gründer des Controller Instituts, geführt wurde. Nach meiner Promotion zum Thema „Controlling in der New Economy“ startete ich als Beraterin im Bereich Controlling und Finance bei Contrast Management-Consulting.

Ab 2008 leitete ich das Risikomanagement der Kapsch TrafficCom. Ich war dort für Projektrisikomanagement, Enterprise Risk Management und später auch für das Interne Kontrollsystem verantwortlich. Parallel übernahm ich die Projektleitung einiger Controllingprojekte im KTC Konzern und gestaltete so nicht nur das Risikomanagement, sondern auch die konzernweite Planung und das Berichtswesen mit.

Nach der Geburt meines Sohnes zog es mich wieder zurück zu meinen Ursprüngen, zum Controller Institut und zu Contrast, und mit diesen ab 2016 zu EY Österreich.

Controller Institut: Was war bisher Ihr prägendstes Projekt/Erlebnis im Rahmen Ihrer Karriere?

Karin Exner: Weichenstellend für meine Karriere im Risikomanagement war eigentlich der Zufall ????. Als ich 2003 bei Contrast Management-Consulting startete, war dort Dr. Robert Denk, davor langjähriger Controlling-Leiter der OMV, gerade dabei, einen Arbeitskreis für Risikomanagement zu etablieren. Mehr oder weniger zufällig wurde ich ihm als Unterstützung für diesen Arbeitskreis zugeteilt. Contrast tauschte sich dabei – unter der Führung von Robert Denk – mit großen österreichischen Unternehmen, wie bspw. dem Verbund, der OMV, der Voest, der Erste Bank und vielen weiteren, über das damals noch relativ neue Thema „Unternehmensweites Risikomanagement“ aus. Was für mich mit dem Organisieren von Arbeitskreis-Meetings und Folienzeichnen für Robert Denk begann, mündete später in unserem Buch „Corporate Risk Management“, in zahlreichen Beratungsprojekten zum Enterprise Risk Management in großen österreichischen Unternehmen, und nicht zuletzt auch im Lehrgang „Certified Corporate Risk Manager“. Robert Denk hat mich dabei sehr gefördert und gefordert, und ich übernahm sehr schnell auch die Projektleitung bei den Beratungsprojekten im Bereich Risikomanagement. Es waren damals einige Sprünge ins kalte Wasser nötig, die mir aber – retrospektiv gesehen – sicher nicht geschadet haben.

Sehr einprägsam in meiner Karriere waren auch die Risikoanalysen großer Mautprojekte bei Kapsch TrafficCom. Die Bearbeitung dieser Ausschreibungen unter enormem Zeitdruck erforderte die Zusammenarbeit mit Techniker:innen und Projektmanager:innen, um die Risiken für das Unternehmen abzuschätzen. Dabei habe ich gelernt, dass Risikomanagement – abgesehen von den fachlichen und methodischen Kompetenzen – auch vielfältige persönliche Kompetenzen erfordert, und dass es wichtig ist, sich auch mit der Psychologik im Umgang mit Risiken auseinanderzusetzen.

Controller Institut: Was macht Ihnen als Trainer:in am meisten Freude und was challengt Sie besonders?

Karin Exner: Als Trainerin bereitet mir besonders der Austausch mit den Teilnehmer:innen Freude, und der damit verbundene Einblick in die vielfältigen Unternehmen und Unternehmenskulturen. Ich habe in den letzten 20 Jahren sehr viele Risikomanagementsysteme unterschiedlichster Unternehmen kennengelernt und kann diesen Erfahrungsschatz, denke ich, auch gut an die Teilnehmenden weitergeben. Schwierig ist dabei oft, den Fokus zu bewahren und die Teilnehmer:innen nicht mit zu vielen unterschiedlichen Implementierungsoptionen zu verwirren.

Persönlich besonders herausfordernd empfinde ich das Präsentieren vor heterogenen Zielgruppen mit unterschiedlichem Vorwissen.

Controller Institut: Was ist aus Ihrer Sicht für die Teilnehmer:innen das wichtigste Learning im Lehrgang Certified Corporate Risk Manager?

Karin Exner: Mir persönlich ist wichtig, dass der Lehrgang dazu beiträgt, die quantitativen Methoden im Risikomanagement zu entmystifizieren. Viele Unternehmen setzen noch zu stark auf qualitative Methoden wie Risk Maps. Unser Ziel im Lehrgang ist es, den Teilnehmer:innen ein fundiertes Verständnis für quantitative Methoden zu vermitteln. Wir erreichen das, indem wir ein Set an Fallbeispielen einsetzen, mit dem die Teilnehmer:innen quasi spielerisch Zugang zu Statistik und Risikosimulation bekommen.

Das zweite wichtige Learning ist, dass im Risk Management nicht nur fachliche und methodische Kompetenzen relevant sind: Mit dem Modul „Psychologik im Risikomanagement“ versuchen wir den Teilnehmenden zu vermitteln, wie wichtig auch psychologische Aspekte bzw. kognitive Barrieren für Risikoidentifikation und -beurteilung sind.

Controller Institut: Welche Skills brauchen Certified Corporate Risk Manager?

Karin Exner: Certified Corporate Risk Manager benötigen neben fachlichem und methodischem Know-how in Risikoanalyse und -modellierung, Planung, Budgetierung und Analytics auch ein gutes Verständnis des Unternehmens. Zudem sind Leadership Skills wie Teamarbeit und Motivation sowie People Skills von wachsender Bedeutung.

Risikomanager sind traditionell eher konservativ und wenig innovationsfreudig. Dies liegt meines Erachtens am Job-Profil, gefragt war lange Zeit kein Innovator, sondern jemand, der das Unternehmen und seine Risikotreiber gut kennt und sich kritisch und auf Augenhöhe mit dem Management über die Zukunft der Unternehmensentwicklung ein Bild zu machen sucht, natürlich mit Hilfe der notwendigen methodischen und persönlichen Kompetenzen. Die Risikomanager mussten aber in vielen Unternehmen auch „aushalten“, dass ihre Rolle eher als Compliance-Funktion gesehen wurde, mit wenig Potenzial zur Entwicklung und Steuerung der Unternehmen.

Aktuell ist aus meiner Sicht mehr Dynamik gefragt: Neue Anforderungen bzgl. ESG / Klimarisiken, Nutzung der Potenziale der KI sind Herausforderungen, aber auch große Chancen für Risikomanager, ihre Rolle im Unternehmen neu zu gestalten und Risikomanagement-Systeme auf ein neues Level zu heben. Insofern würde ich Innovationskraft bei der Integration der ESG-Themen, Experimentierfreudigkeit in der Nutzung von KI (natürlich immer unter der Berücksichtigung der Risiken) und einen starken Antrieb zur Weiterentwicklung der eigenen Rolle und des Risikomanagements der Organisation als neues „Must-have“ sehen.

Controller Institut: Wem würden Sie den Lehrgang Certified Corporate Risk Manager empfehlen?

Karin Exner: Allen Personen, die Risikomanagement in ihren Unternehmen etablieren oder weiterentwickeln wollen, sowie natürlich auch Personen, die am Beginn ihrer Karriere im Risikomanagement stehen und eine fundierte Ausbildung im Bereich Enterprise Risk Management suchen.

Controller Institut: Vielen Dank für das Gespräch.


Weiterbildungstipp:

Certified Corporate Risk Manager | Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken: Informationen und Anmeldung

Whistleblowing: Fallabwicklung und relevante Fragestellungen in der unternehmerischen Praxis | Das Hinweisgeber:innenschutzgesetz in Österreich: Informationen und Anmeldung

Austrian GRC Day | Jahresforum für Governance, Risk und Compliance am 18.04.2024: Informationen und Anmeldung

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