Optimierung der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung
Aktuelle Trends und Entwicklungen.
Das Controlling-Prozessmodell der International Group of Controlling (IGC) hat sich in den letzten Jahren zu einem länderübergreifenden Standard für die Konzeption der Ablauforganisation in Controlling-Bereichen von Unternehmen entwickelt. In der neu veröffentlichten Fassung 2.0 wurden insbesondere der zunehmende Einfluss der voranschreitenden Digitalisierung sowie die wachsende Bedeutung des Datenmanagements berücksichtigt. Der Beitrag erläutert, wie das Herzstück der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung aufzubauen und zu untergliedern ist. Dort entstehen Daten, die sowohl für Entscheidungsprozesse als auch für die Zurechnung von Verantwortung in Unternehmen verwendet werden.
1. Zeitgemäße Unternehmenssteuerung erfordert Neuausrichtung der Kosten- und Ergebnisrechnung
Das Geschäftsumfeld ist heute turbulenter denn je. Veränderungen kommen schneller als erwartet, sind schwerer vorherzusehen und oft gravierender als erwartet. Eine moderne Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung muss den Spagat schaffen zwischen detaillierten Informationen, zB für ein Benchmarking auf Produkt- oder Prozessebene und einfacher Handhabbarkeit, zB beim Aktualisieren eines Rolling Forecasts. Zudem muss es möglich sein, Abweichungen nicht nur in der Rückschau zu analysieren, sondern mittels moderner, IT-gestützter Simulationsverfahren zukünftige Entscheidungen zu unterstützen.
Moderne ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) bieten diese Möglichkeiten, auch wenn viele Unternehmen dieses Potenzial heute noch nicht ausschöpfen. Das Controlling-Prozessmodell 2.0 der IGC bietet hier eine perfekte Unterstützung: Welche Haupt- und Teilprozesse sollten im System abgebildet sein? Was ist auf der Input-Seite erfolgskritisch (zB Master Data Management und Governance) und was darf auf der Output-Seite erwartet werden (Maßnahmenvorschläge)?
Das überarbeitete Controlling-Prozessmodell 2.0 der IGC umfasst eine Prozessbeschreibung für das Planungs- und Budgetierungssystem. Auf der Grundlage des in 2011 erstmalig veröffentlichten Controlling-Prozessmodells der IGC, den aktuellen Herausforderungen im Controlling sowie den Erkenntnissen aus Best-Practices und aktuellen Budgetierungsansätzen hat die IGC ein überarbeitetes Standard-Controlling-Prozessmodell formuliert. Das Controlling-Prozessmodell 2.0 dient Controllern nicht nur als Standardlandkarte der Controlling-Prozesse und als Vorlage zur Prozessgestaltung, sondern auch bei der Überprüfung vorhandener Konzepte. Im weiteren Verlauf des Beitrages wird das Controlling-Prozessmodell 2.0 auszugsweise vorgestellt. Dabei findet eine Fokussierung auf den Hauptprozess Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung statt.
2. Anforderungen an eine moderne Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung
Als wesentlicher Erfolgsfaktor einer modernen Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung gilt die Möglichkeit, Entscheidungsprozesse zu fundieren und Verantwortung nachvollziehbar zuordnen zu können. Dabei werden jegliche Geschäftsmodelle und Prozesse in der notwendigen Detaillierung standardisierter abgebildet. Auf der Basis können dann, je nach Fragestellung und Zielgruppe, spezifische Berichte erstellt oder Simulationen „gefahren“ werden.
Das Geschäftsumfeld hat sich verändert und auf die Kostenrechnung sind neue Einflüsse zugekommen:
- Die Leistungserstellung und -erbringung erfolgt in vielen Unternehmen global.
- Transferpreise sind steuerlich relevant, können aber betriebliche Entscheidungen und die Verantwortungsrechnung erschweren bis unmöglich machen.
- Die Volatilität hat zugenommen (bspw in Rohstoff- oder auf Absatzmärkten), was die Planung erschwert und mehr Flexibilität erfordert.
- Die Produkte/Leistungen werden komplexer: von Teilen zu Komponenten, von Komponenten zu Systemen, die Kombination von Hard- und Softwarelösungen, der Wandel vom „simplen“ Teileverkauf zum Pay-per-Use-Geschäftsmodell.
- Kontinuierlich steigender Wettbewerb führt zu Preisdruck und differenzierteren Angeboten.
Heute wird weltweit in Verbünden zusammengearbeitet. Dabei stellen sich stets Fragen; wo auf der Welt welche Komponente am besten beschafft bzw hergestellt werden soll und in welcher Währung. Sind Prozesse und Kostendefinitionen nicht weltweit nach gleichen Standards aufgebaut, erschwert dies eine Vergleichbarkeit erheblich.
Transferpreise sind steuerlich relevant und können lokal dazu führen, dass Entscheidungen aus Konzernsicht nicht optimal getroffen werden. Vor Ort sieht man eine Marge in lokaler Währung (lokaler Umsatz – Transferpreis), nicht aber den Deckungsbeitrag aus Konzernsicht (in Konzernwährung), den es zu steigern gilt. Es könnte passieren, dass ein Zusatzauftrag abgelehnt wird, weil die lokal sichtbare Marge zu gering erscheint, obwohl der zusätzliche Deckungsbeitrag aus Gesamtunternehmenssicht sehr attraktiv wäre.
Würde eine lokale Gesellschaft bezogen auf Transferpreise nach einem „Cost Plus“-System gesteuert, würde sie stets ein gleichbleibendes, vorgegebenes Ergebnis erreichen. Für eine Leistungsmessung wäre das erreichte Ergebnis dann nicht (mehr) zu gebrauchen.
Eine moderne Kostenrechnung bietet bei Durchsetzung weltweiter Standards die Basis für Transparenz und Vergleichbarkeit (Benchmarking). Damit kann man Verantwortung nachvollziehbar zuweisen, richtige Entscheidungen aus Gesamtunternehmenssicht treffen, Abweichungen im Detail analysieren und Verbesserungen herbeiführen.
Die Kostenrechnung baut unter anderem auf Planauslastung und Plankostensätze auf. Im volatileren Umfeld nehmen Kontinuität und Vorhersagbarkeit ab. Insofern ist auch in der Kostenrechnung schnellere Anpassung gefragt. Dazu gehören rollierende Forecasts, eine schlankere Organisation (Lean) und die wirtschaftliche Herstellung kleinerer Losgrößen, in der geforderten Qualität, rund um den Globus. In modernen Systemen können problemlos in der Kostenstellenrechnung Forecast-Zahlen einfließen. Es finden sich heute bereits Lösungen, wo morgens, auf Basis eingehender und erwarteter Bestellungen ( Predictive Analytics), die Kapazitäten für den restlichen Tag und darüber hinaus angepasst werden.
Bei technischen Produkten fallen Kosten je Produkt an, bei Software steht ein großer Entwicklungsaufwand (direkte Strukturkosten) am Anfang, die Zusatzkosten (Produktkosten) je weiterem Nutzer sind hingegen marginal. Gerade wenn intelligente Produkte und Systeme über einen Hard- und Softwareanteil verfügen, ist Transparenz notwendig, um die Profitabilität insgesamt optimieren zu können. Eine moderne Kostenträgerrechnung kann jegliche Kostenzusammenstellung abbilden und in der Ergebnisrechnung transparent, nachvollziehbar und vergleichbar darstellen.
In einem wettbewerbsintensiven, globalen Geschäft haben Unternehmen in der Regel mehr Produktvarianten; mehr Kunden(gruppen) in mehreren unterschiedlichen Regionen. Und das bei unterschiedlichem Nutzerverhalten und in verschiedenen Währungen. Eine moderne Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung hilft mit detaillierten Ergebnisrechnungen. Es ist möglich, den Produkterfolg, den Kundenbeitrag und das regionale Ergebnis getrennt voneinander darzustellen, Abweichungen zu erfassen und zu analysieren und Optimierungen zu erreichen.
3. Prozessbeschreibung für eine Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung
Die Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung stellt einen Hauptprozess des Controlling-Prozessmodells der IGC dar. Das hierarchische Prozessmodell betrachtet die Controlling-Prozesse auf verschiedenen Ebenen und sieht eine weitere Unterteilung des Hauptprozesses in Teilprozesse und einzelne Aktivitäten vor. Abb 1 gibt einen Überblick über die Teilprozesse der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung sowie deren Prozessanfang und -ende sowie die relevanten Inputs und Outputs.
Ziel der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung ist die Schaffung von Transparenz durch eine sachgerechte Zuordnung von Kosten, Leistungen und Erlösen auf entsprechende Objekte (zB Produkte oder Unternehmensbereiche), um Entscheidungen und Verantwortlichkeiten mit Blick auf Kosten, Leistungen und Ergebnisse zu unterstützen. Der Prozess zielt darauf ab, ua eine verantwortungsbezogene Management-Erfolgsrechnung als Ergebnis zu liefern. Außerdem unterstützt die Kosten- und Ergebnisrechnung die Erfüllung rechtlicher Rahmenbedingungen (zB Bestandsbewertungen, Transferpreiskalkulationen).
Die Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung stellt aufbauend auf dem externen Rechnungswesen das Kernstück des betrieblichen Rechnungswesens dar. Sie beginnt mit dem Prozess der Definition und Pflege der Stammdaten (ua Kostenarten in enger Abstimmung mit den Konten der Finanzbuchhaltung, Kostenstellen oder Kostenstellenstrukturen), die laufend an die entsprechende Unternehmensstruktur und das Geschäftsmodell anzupassen sind. Die definierten Datenmodelle sind dabei in den entsprechenden IT-Systemen zu hinterlegen. Zur Sicherstellung der Steuerungswirkungen sollten die Strukturen der Kosten- und Ergebnisrechnung auf bestehende Managementstrukturen und Verantwortlichkeiten ausgerichtet werden.
Die Durchführung der Kostenarten- und Kostenstellenrechnung baut auf den definierten Stammdaten der Kostenrechnung auf (vgl Abb 1). Die wesentlichen Kosteninformationen werden bereits in der Buchhaltung beim Buchen der Belege erfasst (basierend auf Stammdaten und konkreten Bestellanforderungen). Zur Sicherstellung der einheitlichen Erfassung und Zuordnung der Kosten und Leistungen, sind verbindliche Kontierungsregeln zu definieren und in einer Kontierungsanleitung zu dokumentieren.
Die Kostenartenrechnung ergänzt und strukturiert die im Unternehmen angefallenen Kosten und Leistungen nach einem einheitlichen Kostenartenplan (in Anlehnung an den bestehenden Kontenplan) und stellt die verursachungsgerechte Zuordnung der Primärkosten auf die entsprechenden Kostenstellen sicher. Als vorbereitende Tätigkeiten für die Kostenstellenrechnung und Kalkulation kann die Einteilung der Kostenarten in proportionale (Produktkosten) und fixe Komponenten (Strukturkosten) erfolgen.
Die Kostenstellenrechnung umfasst die innerbetriebliche Verrechnung von ausgetauschten Leistungen und ist eine Voraussetzung für die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) und die Kostenträgerzeitrechnung (kurzfristige Erfolgsrechnung). Dazu sind bei den leistenden Kostenstellen, entsprechende Leistungsprozesse bzw Leistungen zu definieren und bei den empfangenden Kostenstellen, die jeweiligen Inanspruchnahmen dieser Leistungsmengen zu erfassen. Ziel ist dabei, interne Kostenverrechnungen verursachungsgerecht auszugestalten und Leistungsbeziehungen transparent zu machen. Pauschale Umlagen nicht zuordenbarer Kosten sollten möglichst vermieden werden. Nach der durchgeführten Kostenstellenrechnung sind sämtliche Kosten als Primär- und Sekundärkosten auf den Endkostenstellen gesammelt. Auf dieser Basis werden auf den Endkostenstellen die Zuschlags- und Verrechnungssätze für die Kostenträgerstückrechnung ermittelt.
Der Teilprozess der Angebots-, Auftrags- oder Plankalkulation (als Vorkalkulation) umfasst die Ermittlung der Herstell- oder Selbstkosten für einzelne Artikel oder Aufträge als Plankosten oder Standardkosten. Neben der reinen Kostenermittlung bzw Kostenzuordnung auf Kostenträger können diese Informationen auch zur Ableitung von Angebotspreisen genutzt werden. Die Ausgestaltung der Vorkalkulation ist abhängig vom jeweiligen Geschäftsmodell. So kann für Hersteller von Standardartikeln mit sehr stabilem Produktprogramm die Vorkalkulation als Standard- oder Plankalkulation auf Artikelebene im Rahmen der Planung durchgeführt werden. Ergebnisse der Kalkulation werden dabei üblicherweise für einen bestimmten Zeitraum fixiert. Bei Unternehmen mit kundenspezifischer Produktion wird demgegenüber idR jeder Auftrag vorkalkuliert.
Die mitlaufende Kalkulation oder Nachkalkulation dient gegenüber der Vorkalkulation der Erfassung und Zuordnung der tatsächlich angefallenen Kosten der Kostenträger. Üblicherweise wird diese auf Ebene einzelner Produktions- oder Kundenaufträge durchgeführt. Über den Vergleich von Vor- und Nachkalkulation können wesentliche Informationen für die Abweichungsanalyse bereitgestellt werden. Für die Bestandsbewertung oder die Transferpreiskalkulation sind Ist-Herstellungskosten zu verwenden, dh Vorkalkulationswerte zuzüglich (nicht notwendigerweise aller) Abweichungen. Hier ist eine Abstimmung mit rechtlichen Vorschriften (zB Steuergesetzgebung, IFRS) unabdingbar.
Nach der jeweiligen Periode sind Periodenabschlüsse der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung durchzuführen. Diese beinhalten die Ermittlung des Betriebsergebnisses und die möglichst verursachungsgerechte Zuordnung von Kosten und Leistungen auf die unternehmerischen Einheiten (zB Geschäftsfelder). Bei der Ermittlung des Periodenergebnisses können sowohl das Gesamtkostenverfahren als auch das Umsatzkostenverfahren angewendet werden. Durch die Ausgestaltung der Ergebnisrechnung als mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung und die stufenweise Zuordnung von Fixkosten (Strukturkosten) können für bestimmte Deckungsbeitragsstufen neben den unternehmerischen Einheiten auch detailliertere Auswertungsdimensionen wie Regionen, Kunden- oder Produktgruppen definiert werden.
Zur Unterstützung des Managements bei der Maßnahmendefinition sind im Rahmen der Kosten- und Ergebnisrechnung Abweichungsursachen als vorbereitende Arbeit zur Maßnahmenableitung zu analysieren. Dazu werden auf den unterschiedlichen Ebenen Plan- bzw Sollkosten (flexible Grenzplankostenrechnung) den Istkosten gegenübergestellt. Zu den bekannten Abweichungskategorien zählen Preis- und Mengenabweichungen auf der Absatz- und Beschaffungsseite. Darüber hinaus werden üblicherweise auf Produktionskostenstellen Verbrauchs- und Beschäftigungsabweichungen ermittelt. 2
4. Best Practices zur Implementierung eines Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnungsprozesses
Für die Etablierung eines Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnungsprozesses konnten aus der Analyse von Best Practices hinsichtlich der Implementierung folgende Empfehlungen abgeleitet werden:
- Stellen Sie klare und einheitliche Definitionen von Begriffen der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung sicher.
- Streben Sie die Integration des internen und externen Rechnungswesens an, zB durch einheitliche Wertansätze.
- Führen Sie eine regelmäßige Analyse aller Produkte, Kunden, Bereiche etc hinsichtlich deren Ertragskraft durch.
- Nutzen Sie die in der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung gewonnene Transparenz, um ergebnisverbessernde Maßnahmen anzustoßen.
- Hinterfragen Sie die erforderlichen Details (zB Anzahl Kostenstellen) kritisch.
Literatur
International Group of Controlling (Hrsg), Controlling-Prozessmodell 2.0. – Leitfaden für die Beschreibung und Gestaltung von Controllingprozessen, 2. Aufl., Freiburg/München/Stuttgart 2017.
Quellen
1 Vgl IGC (Hrsg), Controlling-Prozessmodell 2.0 (2017) 42.
2 Vgl IGC, Controlling-Prozessmodell 2.0, 42 ff.
Der Artikel ist in CFO aktuell (Heft 5/2019) erschienen. Mehr Infos unter: www.cfoaktuell.at
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