„NPO-Impulse“ – Nachhaltig gibt’s nicht?

Wie gehen wir Nachhaltigkeit wirklich an? Dieser Fragen stellten sich Christian Horak (Contrast EY Parthenon) und Cornelia Diesenreiter (Unverschwendet GmbH) Anfang Mai im Zuge eines Begleit-Webinars zum 27. NPO-Kongress.


„Da wir, Corona-bedingt, den NPO-Kongress nun doch, wie gewohnt im Oktober veranstalten werden, wollten wir dennoch den Mai-Termin nutzen, um den Themenbereich Nachhaltigkeiten mit all seinen Aspekten näher zu betrachten, um zudem Beispiele, Herausforderungen und schließlich auch Lösungsansätze aufzeigen zu können“, verdeutlichte Christian Horak zu Beginn des Webinars.

Die Agenda

  • 09:00–09:05 Uhr: Begrüßung durch Christian Horak
  • 09:05–09:30 Uhr: Christian Horak „Bausteine einer Nachhaltigkeitsstrategie für NPOs und öffentliche Verwaltung“
  • 09:30–09:55 Uhr: Cornelia Diesenreiter „Nachhaltig gibt’s nicht?!“
  • 09:55–10:20 Uhr Community Break
  • 10:20–11:00 Uhr: Round Table mit Christian Horak & Cornelia Diesenreiter
  • 11:00–11:05 Uhr: Zusammenfassung & Ausblick

Wann wurde Nachhaltigkeit nachhaltig?

„Das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ war viele Jahre für Unternehmen und Organisationen entweder eine Randerscheinung oder ein Marketingthema“, erklärte Horak im Zuge seines Impulsvortrags. Obwohl der Begriff bereits im Jahr 1713 das erste Mal schriftlich erwähnt wurde und schon frühzeitig eine Notwendigkeit für einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen erkannt wurde, waren Nachhaltigkeitsstrategien eher als schmückendes Beiwerk in diversen Organisationsentwicklungen verankert. Zum flächendeckenden Phänomen entwickelte es sich erst, als nachhaltiges Handeln vehement von den Bürgern gefordert wurde. Gesellschaftspolitische Entwicklungen und Klimawandel, aber auch die Schaffung von inhaltlichen und rechtlichen Rahmenwerken, wie die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der UN tragen aktuell dazu bei, dass Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnt. Eine Studie von EY zu nachhaltiger Unternehmensführung zeigt, dass das Thema gerade für Mittelständler immer zentraler wird (79 Prozent der Befragten stimmen zu, dass Nachhaltigkeit wichtig oder sehr wichtig ist). Auch im öffentlichen Sektor steigt somit das Bedürfnis nach nachhaltigen Strategien und die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: ein sparsamer Umgang mit Ressourcen senkt Kosten, Kommunen werden lebenswerter und das Vertrauen in die Politik wird gestärkt. Wenn es schlussendlich um die tiefgreifende Integration von Nachhaltigkeit in die Organisationsentwicklung geht, ist es für Horak entscheidend, dass diese von Anfang an bei der Strategieentwicklung mitgedacht und als feste Bestandteile im Unternehmen auf allen Ebenen verankert wird.

„Wenn dieser Kaffee fair ist, was ist dann mit den anderen?

Und wenn die Kuh von der Biomilch glücklich ist – was ist dann mit den anderen?“ Mit diesen Fragen beschäftigte sich Cornelia Diesenreiter schon sehr früh in ihrem Leben. Nach einer Ausbildung zur Köchin und einem Wirtschafts- und Rechtstudium war ihr bewusst, dass sie nicht in einer Welt leben wollte, die ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Nach einer Auszeit und auch noch während des Studiums des Umwelt- und Bioressourcenmanagements schienen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit unüberbrückbar voneinander abgewandt zu sein. Erst mit dem Studium des Nachhaltigen Produktdesigns in London näherten sich diese beiden Begriffe allmählich an. Wieder in Österreich angekommen, musste sie feststellen, dass, obwohl tausende Tonnen von gutem Obst und Gemüse weggeworfen werden, es zumindest noch im Jahr 2013 keine Jobs im Bereich Lebensmittelabfallvermeidung gab. 2016 gründete sie mit ihrem Bruder das Unternehmen Unverschwendet und produziert seitdem aus überschüssigem Obst und Gemüse nachhaltige Feinkost. Eine Schätzung der Statistik Austria besagt, dass im Jahr 2018 circa 252.000.000 kg Obst und Gemüse im Mülleimer landeten. Lebensmittelverschwendung findet somit immer stärker Gehör und Diesenreiter ist davon überzeugt, dass sich gerade Lebensmittelabfallvermeidung, neben Bio, Fairtrade und Regionalität zu einem neuen Segment entwickelt.

Was bedeutet nachhaltig überhaupt?

„Was für mich den Begriff der Nachhaltigkeit wirklich greifbar gemacht hat“, sagt Diesenreiter gegen Ende ihres Inputs, „ist das 3-Säulen-Modell: Nachhaltige Entwicklung kann nur stattfinden, wenn ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichberechtigt bedacht werden.“ Wie komplex dieses Thema sich tatsächlich im Alltag gestaltet, wurde auch in der anschließenden Community Break und im Gespräch mit den Teilnehmenden während des Round Tables mit Christian Horak deutlich. Beide waren sich einig, dass ein „Low-hanging-fruits-Ansatz“ für einen guten Start in ein nachhaltiges Miteinander bestmöglich geeignet ist: „Man kann absolut überall anfangen und jede noch so kleine, nachhaltige Handlung ist besser als keine.“ verdeutlicht Diesenreiter. Ihr Leitspruch: Better done than perfect. Ein Trial and Error, eine Fehlerkultur, ist notwendig, damit ein nachhaltiger Lebenswandel langfristig Fuß fassen kann.

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Weiterbildungstipp

27. NPO-Kongress | Jahresforum für NPOs, öffentliche Verwaltung, Stiftungen und Sozialunternehmen: Die Frage nach dem Warum – Sinn geben, Nachhaltigkeit sichern | Info und Anmeldung

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