Was sind eigentlich SPACs?

Stellen Sie sich vor, Sie haben Ideen, aber kein Geld. Sollten sich Ihre Ideen auf die Akquisition von interessanten, noch unbekannten Privatunternehmen beziehen, kann Ihnen geholfen werden: Anstelle, dass Sie das nötige Kapital ausborgen oder von Teilhabern auftreiben, verkaufen Sie einfach Ihre Idee an der Börse. Sie platzieren Ihr Versprechen, bald ein Unternehmen zu kaufen, als „virtuelles Unternehmen“ an der Börse und mit dem eingenommenen Geld gehen Sie dann auf Einkaufstour. Zu schön, um wahr zu sein? – Nicht, wenn Sie ein SPAC gründen.


Ein SPAC ist eine „Special Purpose Acquisition Company”, also ein Unternehmen, das zum alleinigen Zweck gegründet wird, in weiterer Folge ein oder mehrere andere Unternehmen aufzukaufen. SPACs werden als Hülle an der Börse gelistet, nehmen im Zuge dieser Listung Kapital auf und versprechen, innerhalb einer bestimmten Frist, Akquisitionen anderer Unternehmen vorzunehmen.

Sollte das gelingen, so gehen die aufgekauften Unternehmen im SPAC auf und werden dadurch selbst zu börsennotierten Unternehmen. Sollte es nicht gelingen, so erhalten die Aktionäre nach Ablauf der Frist ihr Geld zurück.

Ein SPAC ist daher anfangs eine leere Hülle – nicht mehr als eine Rechtsform – die mit einem bestimmten Akquisitionsplan an die Öffentlichkeit tritt. Dieser Plan ist allerdings keine genaue Beschreibung von Maßnahmen, sondern eine Absichtserklärung, die eine bestimmte Branche oder Unternehmensklasse eingrenzt – schließlich will man den Preis des Targets nicht in die Höhe treiben oder Konkurrenten anlocken. Gelingt es, durch eine attraktive Investment-Story den Markt zu überzeugen, wird in einem IPO das SPAC gelistet und das Kapital durch die Investoren aufgebracht.

Die Bewertung einer Aktie des SPAC ist naturgemäß eine Herausforderung. Aufgrund der mangelnden Information hängt sie wesentlich vom Profil und der Erfahrung der Gründer ab. Diese bringen – in geringem Ausmaß – auch eigenes Kapital in das SPAC ein. Je nach Ausgestaltung bekommen sie im Zeitraum bis zur Akquisition kein Gehalt oder sonstige Ausschüttungen, erhalten aber im Fall einer erfolgreichen Akquisition bis zu 20 % des übernommenen Unternehmens.

Das aufgebrachte Kapital wird auf ein Treuhand­konto gelegt. Sollte ein Übernahmekandidat gefunden werden, wird eine Bewertung vorgenommen und evtl Kapital nachgeschossen. Dann müssen alle Anteilseigner der Übernahme zustimmen, das Target-Unternehmen wird in das SPAC integriert und ist damit an der Börse gelistet. Die Eigentümer profitieren dann von der Entwicklung des Börsenkurses.

SPACs sind keine neue Erfindung, sondern wurden bereits in den 1990er Jahren entwickelt. Sie fielen dann aber über viele Jahre in einen Dornröschenschlaf und erlebten erst im Jahr 2020 ein Revival, als in den USA mehr als 80 Mrd US-Dollar Kapital durch SPACs aufgebracht wurde. Dieser Betrag wurde im Jahr 2021 allein im ersten Quartal erreicht und war damit etwa genauso hoch wie alle IPO Listings.

Es gibt vor allem zwei Gründe für die Popularität der SPACs: Zum einen sind SPACs eine relativ unkomplizierte Methode, ein Unternehmen an die Börse zu bringen. Da ein SPAC keine Historie hat, ist auch keine ausführliche Due Diligence möglich oder notwendig. Dadurch entfallen auch weitere regulatorische Anforderungen und der Börsengang kann in einigen Monaten (anstelle von zT Jahren beim IPO) abgeschlossen werden. Vor allem aber ist die eigentliche Übernahme des Targets in das SPAC für das übernommene Unternehmen attraktiv. Es erhält das Kapital und die Listung an einer Börse, muss aber nicht die üblichen Schritte eines IPOs durchlaufen. Da es nur einen Verhandlungsp­artner gibt – nämlich das Management des SPAC – entfallen langwierige Road Shows. Gerade in der Corona-Zeit kann das zum Boom von SPACs beigetragen haben.

Der zweite Grund für die Attraktivität von SPACs ist die Tatsache, dass derzeit viel Kapital auf der Suche nach Veranlagungen ist. Die niedrigen Zinsen machen auch alternative Investments interessant. So gelten SPACs als „Private Equity für Arme“, da man mit bereits einer geringen Summe Anteile an einem SPAC erwerben kann und damit frühzeitig von einem IPO profitieren könnte.

Auf den ersten Blick erscheinen SPACs als risikoarme Investments, da das Kapital bei Nicht-Gelingen zurückgestattet wird. Bei genauer Betrachtung profitieren aber vor allem die Gründer: Erstens bekommen sie auf Kosten der übrigen Anteilseigner bis zu 20 % des Targets – eine Verwässerung, die erst einmal verdient werden muss. Zweitens besteht ein eklatanter Interessenskonflikt: Während die Gründer bereits bei Übernahme profitieren, profitieren die übrigen Investoren erst bei positiver Entwicklung des Targets. Als Klein-Investor soll man eben immer skeptisch sein, wenn einem innovative Finanzinstrumente von Profis angeboten werden …


Der Beitrag ist in CFOaktuell (Heft 2/2021) erschienen. Mehr Infos unter: www.cfoaktuell.at


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