Nachlese 43.Österreichischer Controllertag

Die wichtigste Controlling-Konferenz Österreichs fand dieses Jahr am 2. und 3. März statt. Über 260 Controller:innen folgten der Einladung des Controller Instituts, um gemeinsam über die kommenden Monate zu diskutieren. Die vergangenen Jahre waren vor allem von einem geprägt: Krisen. Doch viele CFOs und Controller:innen haben sehr rasch erfolgskritische Herausforderungen antizipiert und sind mit den neuen Aufgaben gewachsen. Ganz im Sinne von „Krise als Chance“ geht es in die Zukunft mit Controlling. Darum ging es auch beim 43. Österreichischen Controllertag mit spannenden Keynotes von Vertreter:innen der Unternehmen AGRANA, Burgenland Energie, Dr. Oetker, Frauenthal, Greiner, Iglo Austria, Mayr-Melnhof, OMV, ÖBB oder voestalpine.


Nach drei langen Jahren war es endlich so weit: Der 43. Österreichische Controllertag fand wieder auf Vor-Corona-Niveau statt. So fühlte es sich vor Ort auch an: Vor einem vollen Haus konnten Isabella Grabner (WU | Institut für Unternehmensführung) und Mirko Waniczek (EY Österreich) die Controlling-Community begrüßen. Diese war spürbar froh über ein zahlreiches Wiedersehen und den Austausch mit Kolleg:innen.

Mirko Waniczek startete in den Controllertag mit einem Rückblick auf die letzten 40 Jahre Controllertag und den Themen, welche die Controlling-Community seitdem beschäftigten und kam zum Schluss, dass Krisen meist im Zentrum standen. Freilich sind die derzeitigen multiplen Krisen auch eine Chance für Controller. Nach einem kurzen Blick auf das Programm der nächsten zwei Tage übernahm Isabella Grabner mit einer aktuellen Studie rund um das Thema New Work.

„Mutig in die Zukunft“ erfordert ein Umdenken

Isabella Grabner präsentierte die spannendsten Ergebnisse einer Studie, die das Controller Institut in Kooperation mit Schulmeister Management-Consulting und dem Institut für Unternehmensführung der WU durchgeführt hat. Zielsetzung der Studie war, herauszufinden, wie die Unternehmensbindung in den Controlling-Abteilungen aussieht und welchen Einfluss der „New Way of Work“ darauf hat. In den letzten Monaten hat sich ein Begriff am Talentmarkt etabliert: „The Great Attrition” beschreibt das Phänomen, dass eine Vielzahl an Talenten ihren aktuellen Job überdenken und verlassen.

Die Talentknappheit in allen Branchen hat zu einem Power-Shift zu Gunsten der Arbeitnehmer:innen und zu einem hoch kompetitiven Arbeitsmarkt geführt.

  • Der Arbeitgebermarkt hat sich dadurch schon längst in einen Arbeitnehmer:innenmarkt gewandelt.
  • Man könnte sagen, der Arbeitsmarkt steht auf dem Kopf und Unternehmen sind stark gefragt, darauf zu reagieren.

Dies fordert Unternehmen in unterschiedlichen Dimensionen: Es ist Zeit, nicht nur neue Wege in Hinblick auf Talent Attraction, sondern ebenso auf Talent Retention zu gehen.

Spannende Einblicke in die Gesamtergebnisse bekommen Sie in den nächsten Tagen.

Wachstum und Transformation in der Krise

Die anschließende Keynote hielt diesmal einer der führenden CEOs Österreichs: Peter Oswald (Mayr-Melnhof Karton). Er sprach über das erfolgreiche Navigieren eines internationalen Konzerns in Zeiten multipler Krisen. Für MM Karton war die Covid-Krise eine Chance, da zahlreiche Produkte, die in MM Kartons verpackt sind, verstärkt nachgefragt wurden. Die darauffolgenden Energie- bzw. Ukrainekrise waren eher problematisch für das Business. Durch mehrere, parallele, internationale Akquisitionen gelang es Mayr-Melnhof aber, in volatilen Zeiten ein massives Wachstum zu bewältigen. Gleichzeitig ist MM Karton auch mit mehreren Transformationen beschäftigt: IT-Transformation, Finance Transformation oder Green Transformation sind nur einige Beispiele, die Peter Oswald nannte. Er antwortete auf die Frage, ob Mayr-Melnhof irgendetwas in den vergangenen drei Jahren nicht gemacht hat: „Die Akquisitionen und das damit verbundene Wachstum waren zum Teil Glück. Was wir aus heutiger Sicht anders machen würden: Wir würden noch mehr in IT investieren.“

Vom regionalen Energieversorger zum Green Tech Unternehmen

Die zweite Keynote war eine Premiere: Erstmals waren gleichzeitig ein CFO und ein CEO eines Unternehmens am Podium. Das junge Management-Team der Energie Burgenland, Reinhard Czerny und Stephan Sharma, sprach über ihre Strategie, den regionalen Energieversorger im Osten des Landes in ein Green-Tech-Unternehmen umzubauen. Ihre Vision ist es, das Burgenland bis 2030 zu einer der ersten klimafreundlichen und energieunabhängigen Regionen der Welt werden zu lassen. EU-weit werden in den kommenden Jahren 180 Milliarden Euro in den Umbau in erneuerbare Energien eingesetzt. Die Energie Burgenland investiert in den nächsten fünf Jahren zwei Milliarden Euro in neue Windräder und Photovoltaik-Anlagen. Diese Change-Strategie erfordert eine massive Zusammenarbeit zwischen CEO und CFO als Sparringspartner. Nur so, sind sich beide einig, kann diese Strategie erfolgreich umgesetzt werden und das Burgenland zur Energie-Vorzeige-Region Österreichs werden.

Das Beste aus der Praxis und spannende Round-Table-Diskussionen

Im Anschluss an das spannende Plenum und eine diskussionsreiche Kaffeepause hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, an insgesamt drei unterschiedlichen Best-Practice-Foren teilzunehmen: 1. People & Organization, 2. Sustainability oder 3. Controlling Excellence.

In Forum A sprach Andreas Fill (Fill GmbH) unter dem Titel Kopfwäsche vs. Kopfgeldprämie über seine Strategie der Mitarbeiter(ein)bindung als Eigentümer eines Corporate Family Business und Spartenführers. Er erzählte davon, wie sich Mitarbeiterkompetenz und Personalkosten nachhaltig erfolgreich steuern lassen und wie sich die Maßnahmen der Fill GmbH über den gesamten Lebenszyklus vom Baby bis zum Pensionisten ziehen.

Forum B befasste sich mit dem wichtigsten Thema der kommenden Jahre für die gesamte CFO-Organisation: Sustainability. Armin Kleindl (Frauenthal Holding) und Matthias Hrinkow (BDO Austria) berichteten über Zwischen Praxis und Theorie: Umsetzung der EU-Taxonomieverordnung aus Controllerperspektive.

Forum C erfreute sich besonders regen Zulaufs. Immerhin sprach Kirsten Maître (Dr. Oetker) über Backwaren, zumindest im weitesten Sinne. Spot on „New Finance“: Dr. Oetker’s Weg in ein neues Steuerungskonzept war der Titel ihres Vortrags, bei dem sie über Harmonisierung und Standardisierung von Finance- und Controlling-Strukturen und -Prozessen weltweit sowie eine Single Source of Truth als Basis für ein Reporting auf Knopfdruck sprach.

Female Leadership im CFO-Bereich

Der Round Table war heuer in Frauenhand mit einer Ausnahme: die Moderation übernahm Mirko Waniczek. Er bat Angelika Backhausen (Iglo), Silvia Angelo (ÖBB Infrastruktur) und Birgit Stöber (GoodMills) aufs Podium, um mit ihnen über Rolle, Perspektive und Zukunft der CFO-Organisation zu sprechen. Sie diskutierten über Unternehmensführung und persönlichen Zugang zum Thema Leadership, das Navigieren in Zeiten der Krise und tauschten sich über ihren jeweiligen Zugang zu Neuerungen in der Finanzorganisation aus. Es war ein spannendes Gespräch mit sehr interessanten Persönlichkeiten.

Einfach „drüber“ geredet

Nach einem Tag voller Kopfarbeit lud das Controller Institut im Anschluss noch zur Feier für die Community. Wie jedes Jahr nutzte der CFO Club Austria diese Gelegenheit, den Award „Excellence in Financial Leadership Research“ zu verleihen. Walter Oblin (Österreichische Post AG), Michael Längle (RAG Austria AG) und Gerhard Marterbauer (Deloitte Österreich) ehrten drei Master-Absolventen des Programms „Strategy, Innovation and Management Control“ der Wirtschaftsuniversität Wien. Wir gratulieren den Gewinnern!

Das absolute Highlight des heurigen Controllertags war der knapp einstündige Auftritt des Satiriker-Duos Maschek. Seit über 20 Jahren wirft Maschek einen witzig-kritischen Blick auf die Tagespolitik. In unzähligen TV-Shows und Bühnenstücken haben Peter Hörmanseder und Robert Stachel ihr unvergleichliches Können bewiesen, Politikern und Prominenten neue Worte in den Mund zu legen. Mit ihrer launigen Performance brachten die beiden den ganzen Saal zum Lachen und auch Mirko Waniczek und Isabella Grabner wurden nicht verschont.

Danach wurde bei Dinner, Wine & Talk gemütlich der erste Kongresstag reflektiert.

Noch mehr Insights, noch mehr Knowledge

Wie immer startete der zweite Tag mit einem kurzen Morgentalk von Mirko Waniczek und Isabella Grabner. Sie reflektierten gemeinsam den ersten Tag und schickten die Teilnehmer dann in vier verschiedene Foren.

In Forum A ging es weiter zum Themenfeld People & Organization. Unter der Moderation von Clemens Nachbauer (Controller Institut) fand ein Workshop zum Thema New Work in Controlling & Finance – Am Weg eines kulturellen Transformationsprozesses statt.Dabei wurden u.a. folgende Fragen bearbeitet: Was uns motiviert: Vertrauen und Inspiration? Wie & wo wir arbeiten: mobiles Arbeiten, hybride Modelle und die Bedeutung des Arbeitsplatzes? Sollten Sie Fragen zum New Way of Work haben, dann steht unser Clemens Nachbauer jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung: clemens.nachbauer@controller-institut.at.

Im Anschluss und nach einer Kaffeepause präsentieren Elisabeth Söllradl und Thomas Scheurecker (beide Greiner Bio One International) einen Einblick in die Controllingorganisation eines österreichischen Hidden Champion:Controlling Target Operating Model @GBO based on Corporate Strategy and organizational changes.

In Forum B drehte sich wieder alles um das Thema Sustainability: Nachhaltigkeit richtig steuern: Wie bekommt man Strategie, Regulatorik, Finanzen, Organisation und Performance Management unter einen Hut? Theodor Bennett (Prinzhorn Group), Thomas Krippner (Dunapack) und Peter Sattler (Horváth) sprachen über die Verzahnung der Nachhaltigkeitsstrategie mit der Umsetzung, und welche Herausforderungen dabei auf den Finanzbereich zukommen.

Der zweite Vortrag stammte von der OMV. Daniel Turnheim sprach über Verankerung von ESG-Kriterien in einem Capital Allocation Framework. Er bot einen spannenden Einblick, wie die OMV die Adaption des Capital Allocation Frameworks in Hinblick auf ESG-Kriterien bewältigt.

In Forum C und D drehte sich passenderweise alles um Controlling Excellence:

Im Forum C ging es um SAP S/4 Hana. Praxisbeispiel – S/4HANA Template aus Sicht Finanzen & Controlling war der Titel des Vortrags von Bernhard Oliva (EY Österreich) und Tomas Samanek (voestalpine HPM), der einen Einblick in die Finanzwelt des Stahlkonzerns bot.

Danach präsentierte die Agrana, vertreten durch Nikolaus Brajkovic und Alexander Rudnay, ihre AGRANA Digital Reporting in der SAP Analytics Cloud.

Forum D zeigte zunächst den Case von Dimoco‘s way of CPM for Finance: Transformation der Finanzfunktion. Julia Ruzicka (DIMOCO Messaging) und Edgar Findling (LucaNet) beschrieben die Herausforderungen der Digitalisierung sowie die Effizienzsteigerung im Controlling.

Automatisierte Prozesse und KI-basierte Entscheidungsunterstützung am Praxisbeispiel APEX Hotels lautete der Titel des Vortrags von Daniel Schockmann (Jedox). Er sprach über den Business Case einer Hotelkette.

Mutig in die Zukunft

Die Abschluss-Keynote hielt diesmal eine besonders inspirierende Frau: Irene Fuhrmann, seit 2020 Trainerin der österreichischen Damen-Fußballnationalmannschaft. Schon als Spielerin war sie Teil des Nationalteams (22 Länderspiele, 3 Tore), in dem sie später als Assistenztrainerin von Ernst Weber (2008 bis 2011) und ab 2017 von Dominik Thalhammer arbeitete, mit dem sie auch das Sommermärchen 2017 in den Niederlanden (EM-Halbfinale) hautnah miterlebte und dem sie 2020 dann nachfolgte. Dazwischen war die ehemalige Mittelfeld-Spielerin als Coach der ÖFB-U19-Frauen und Individualtrainerin in der Akademie St. Pölten tätig.

So endete der 43. Controllertag mit einer erfolgreichen Frau in einer angestammten Männerdisziplin. Mirko Waniczek und Isabella Grabner blieb nicht viel mehr übrig, als sich bei allen Beteiligten, insbesondere unseren Partnern und der Controlling & Finance Community zu bedanken, und auf den 44. Controllertag hinzuweisen. Dieser findet am 29. Februar & 01. März 2023 statt. Stay tuned!


Save the Date: Alle Infos rund um den 44. Österreichischen Controllertag finden Sie unter: www.controllertag.at!

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