Nachlese: 26. NPO-Kongress | Erfolgsfaktor Mensch

Auch dieses Jahr lockte der 26. NPO-Kongress wieder rund 200 Fach- und Führungskräfte aus Non-Profit-Organisationen, Sozialunternehmen, Social Entrepreneurships und der öffentlichen Verwaltung in den Schönbrunner Apothekertrakt. Dieses Jahr stand „Der Erfolgsfaktor Mensch im digitalen Zeitalter“ im Mittelpunkt der Betrachtung.


Der NPO-Kongress blickt bereits auf eine lange Tradition zurück. Widmete sich die Veranstaltung in den vergangenen Jahren oft der Frage, wie Digitalisierung auch in der öffentlichen Verwaltung Nutzen stiften kann, stellten Christian Horak (Fachlicher Leiter des Kongresses | Contrast EY-Parthenon) und das Team des Controller Instituts heuer die Frage, was diese Veränderungen und Neuerungen der Ressource Mensch abverlangen. „Was bedeutet das für Sie als Mensch, und was bedeutet das für die Organisationen?“, fragte Horak im Zuge seiner Einleitung. „Denn Organisationen bestehen nur dadurch, dass Menschen in diesen arbeiten.“ Die ersten beiden Keynotes des Tages stellten daher den Wandel der Arbeitswelt und damit zusammenhängend die Potenzialentfaltung des Menschen in den Mittelpunkt.

Der Mindshift in der Arbeitswelt der Zukunft

Wirtschaftspsychologin und Autorin Svenja Hofert (Geschäftsführende Gesellschafterin | Teamworks Gesellschaft für Teamentwicklung und Qualifizierung mbH) betrachtete in ihrem Vortrag zunächst den Menschen in seinem Arbeitsuniversum und stelle folgende drei Thesen auf:

  1. Experten und Führungskräfte müssen sich neu erfinden, um der steigenden äußeren Komplexität mit innerer gerecht zu werden.
  2. Die Entwicklung eines growth Mindsets ist wichtiger als Aufgabenerfüllung.
  3. Einige müssen vorangehen und Muster brechen, auch ihre eigenen.

Einen besonderen Fokus legte sie auf das Konzept des growth, fixed und mixed Mindsets. Standford-Professorin Carol Dweck entwickelte die Theorie von Menschen mit unterschiedlichen Denkweisen. Diejenigen, die über ein growth Mindset verfügen, entwickeln sich leichter weiter, sehen einen Benefit in Herausforderungen und lernen, schneller mit Enttäuschungen umzugehen. Schließlich geht es in der zukünftigen Arbeitswelt darum, sich neue Denkmuster anzueignen, um den aktuellen Aufgabenstellungen gerecht zu werden. Hofert: „Das iterative Denken aber ist zentral. Es erfordert Beobachtung und die Bereitschaft zur Selbstaktualisierung.“

„Was bedeutet es, Mensch zu sein?“

Unter dem Titel „Potenzialentfaltung im digitalen Zeitalter“ führte Ali Mahlodji (Leiter Bildung und Persönlichkeitsentwicklung | Akademie für Potentialentfaltung, Göttingen, Zürich, Wien) den Kongressteilnehmern den Paradigmenwechsel der Digitalisierung an der Schnittstelle Mensch/Maschine/Organisation vor Augen. Grundlegend betrachtet er den Menschen in all seinen Entwicklungsstufen und zeichnete ein Bild von einer Jugend, die dank sozialer Medien Probleme im Beziehungsaufbau zu anderen hat, und kontinuierlich auf der Suche nach Sicherheit und Sinn im Job ist. Sein Appell an die aktuelle Generation an Führungskräften war deutlich: „Kein Mensch weiß, wie die Welt in zehn Jahren aussieht, aber es werden die Menschen sein, die die Zukunft prägen, die verstehen, dass die Antwort immer in der Generationenfrage liegt und, dass wir anderen Menschen etwas zutrauen. Und dass wir in einer Führungsrolle immer lebensabschnittbegleitende Menschen sind und in das Schicksal eingreifen – werdet euch dieser Verantwortung bewusst und verschwendet keine Lebenszeit.“

Im Anschluss hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich in der bekannten Murmelrunde miteinander auszutauschen. Die Vortragenden stellten sich danach weiteren Fragen des Publikums.

Personalressourcen versus Mensch und Organisation

Nach der Kaffeepause teilte sich das Plenum in zwei Round-Table-Gespräche auf. Rita Niedermayr (Geschäftsführerin | Österreichisches Controller-Institut) erläuterte mit Angelika Flatz (Sektionschefin, Leiterin der Sektion Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation | Bundesministerium für öffentlichen Dienst und Sport) und Michael Meyer (Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Nonprofit Management | WU) das Gefälle zwischen Sicherung und Steuerung der Personalressource. Zeitgleich ging Christian Horak mit Thomas Gegenhuber (Juniorprofessor für Digitale Transformation | Leuphana Universität Lüneburg) und Wolfgang Keck (Vorstandsmitglied | Verband Österreichischer Wirtschaftsakademiker (VÖWA), Senior Advisor IIRÖ, Promoter DIO) den Auswirkungen der Digitalisierung auf Mensch und Organisation auf den Grund.

Von der Evolution zur Selbstfindung

Noch vor dem Get-Together, das die Möglichkeit zum Austausch und Networken bot, erwartete die Teilnehmer ein fulminantes Abendprogramm, das von Matthias Strolz (Autor/Publizist, Impact-Unternehmer, Serial-Founder) eröffnet wurde. Er ging offen auf die Zuhörer zu und stellte in seiner unvergleichlichen Art und Weise die Frage: „Was brauchen wir in dieser VUCA-Welt, die volantile, uncertain, complex und ambiguos ist, um nicht narrisch zu werden?“ Seine Antwort: Identität, Beziehungs- und Resonanzfähigkeit, Ambiguitätstoleranz sowie Resilienz. Im weiteren Verlauf seines Vortrags entwickelte er die High Five der persönlichen Entfaltung.

Gregor Fauma (Verhaltensforscher, Evolutionsbiologe, Keynote Speaker) machte sich, im wahrsten Sinne des Wortes, zu Beginn seiner Präsentation zum Affen und erläuterte im Folgenden das Wunderwerk der Evolution und inwiefern der Affe von Früher auch heute noch den Menschen in seinem Handeln beeinflusst. Disruptive Momente haben die Entwicklung des Menschen vorangetrieben, runter vom Baum, rein ins Büro. Die Frage, ob die Digitalisierung oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz tatsächlich eine derart große Veränderung sind, bleibt laut Fauma zu hinterfragen. Denn der Mensch funktioniert schon seit langem nach Algorithmen. Ein Beispiel ist die „Tit for tat-Strategie“. Zu Deutsch: Wie du mir, so ich dir – genauer: In der Interaktion miteinander zeigt man sich seinem Gegenüber kooperativ und spiegelt im Folgenden das Verhalten des anderen. Fauma: „Wir haben tatsächlich in uns einen Algorithmus, der uns funktionieren lässt. Wir sind so ein bisschen wie eine Maschine: Input, Output, Cha-Cha-Cha.“


Hier gibt es die schönsten Impressionen von unserem 26. NPO-Kongress.

Workshop und spannende Erfahrungsberichte

Nach einem interessanten ersten Kongresstag traf man sich am nächsten Tag wieder im Schönbrunner Apothekertrakt. Christian Horak startet mit einer kurzen Zusammenfassung in die zweite Runde. Danach verteilten sich die Teilnehmer auf vier parallel laufende Streams. Dabei war die Themenpalette breit gestreut: Von der Nutzung von Algorithmen, Künstlicher Intelligenz über Ehrenamt und Digitalisierung, Personalthemen bis hin zu Best-Practice-Berichten war alles dabei. Die einzelnen Themen und Vortragenden finden Sie hier. Ein besonderes Highlight war auch dieses Jahr die Vortragsreihe Digitale und Soziale Innovation.

Apps, Plattformen & Co.: Digitale und Soziale Innovationen

Auch das war ein Themenschwerpunkt des 26. NPO-Kongresses: Digitale Plattformen und die Nutzer aus dem Bereich Freiwilligen-Engagement, Bildung, Umwelt/Nachhaltigkeit und Arbeitsmarkt zusammenzubringen, und den Austausch zu fördern. In Form von Pitches präsentierten neun Ideenschmieden ihre Geschäftsmodelle und digitalen Lösungen. Das verbindende Element aller Anbieter war die Innovationskraft und die Experimentierfreude von Start-ups in Kombination mit dem Auftrag, soziale und auch gesellschaftliche Probleme zu lösen. In den Vorträgen dieser Themenreihe wurde schnell deutlich, wie sinnvoll die Anwendung des Design-Thinking-Ansatzes ist. Dieser erlaubt es, Erfahrungen zu sammeln und sich dank ressourcenschonendem Ausprobieren fortwährend zu verbessern. Wer was vorstellte, erfahren Sie hier.

Wie geht es weiter?

Zum krönenden Abschluss der Veranstaltung verdeutlichte Christian Horak die aktuelle Situation. Nach einem Blick auf die letzten 25 Jahre leitete er vier große Entwicklungstrends ab:

  1. Die Welt ist nach wie vor volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig.
  2. Neue Arbeitswelten bzw. –formen werden sich entwickeln.
  3. Unterschiedliche Sektoren rücken näher zusammen.
  4. Neue Rollenbilder werden notwendig.

Dabei sind digitale Prozesse aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Aber der Mensch und das was den Menschen ausmacht, ist und bleibt der Erfolgsfaktor. Horak beendete den 26. NPO-Kongress mit einem Zitat von Albert Einstein: „Computers are incredibly fast, accurate and stupid. Human beings are incredibly slow, inaccurate and brilliant. Together they are powerful beyond imagination.“


Save the Date

Der 27. NPO-Kongress findet am 21. & 22. Oktober 2020 statt.


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