Was sind Non-Fungible Token?

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein wunderschönes Foto von einem Sonnenuntergang gemacht und verwenden es als Bildschirmhintergrund. Ihre Kollegen sind ganz begeistert und bitten Sie um eine Kopie des Files. Bald verwendet Ihr ganzes Büro das Bild und Sie überlegen, ob man mit diesem Foto nicht Geld machen könnte. Leider ist es so leicht zu kopieren, dass niemand ernsthaft dafür zahlen würde. Es sei denn, Sie verknüpfen das Bild mit einem Non-Fungible Token (NFT) und behaupten es gäbe nur zehn Stück davon …


NFTs sind eng mit Kryptowährungen verwandt, da beide auf einer Block-Chain basieren. Sie sind dadurch virtuelle Werteinheiten, die durch die Technologie der Block-Chain gegen unerlaubte Vervielfältigung und anderen Missbrauch geschützt sind. Block-Chains können – das wurde bereits in einem anderen Glossary ausgeführt – beinahe vollständige Sicherheit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit für Transaktionen bieten, ohne eine zentrale, regulierende Stelle einrichten zu müssen.

Fungible vs Non-Fungible

Kryptowährungen sind „Fungible Tokens“, da jede Einheit der Block-Chain gleich ist und dadurch zu gleichen Werten gehandelt werden kann. Jeder einzelne Bitcoin ist genauso viel wert wie der andere, so wie jeder 10-Euro-Schein gleich viel wert ist. Non-Fungible Tokens hingegen unterscheiden sich voneinander. Jeder Token besitzt eine eindeutige Identifikation und kann daher nicht durch andere ersetzt werden. Er existiert nur ein einziges Mal. An jeden dieser einzig­artigen Tokens („Gutscheine“) können daher einzig­artige Rechte geknüpft werden und – in Form des Tokens – einfach und nachvollziehbar gehandelt werden.

Ein anschauliches Beispiel ist der Handel mit Wein. Wer einen alten Wein für tausende Euro kauft, hat idR nicht das Interesse ihn zu trinken, sondern als Wertanlage aufzubewahren. Diese Aufbewahrung überlässt man am besten Profis. Eigentlich muss man den Wein physisch gar nicht erhalten, es genügt, wenn man einen Eigentums­nachweis hat. Dieser Nachweis muss aber sicher sein, den Wein genau identifizieren und evtl auch die Historie der Herstellung und der früheren Besitzer aufzeigen. All das kann in einen NFT verpackt werden. Man kann dann am Handy einen unfälschbaren Nachweis seines Eigentums an der Flasche Wein bequem kaufen und verkaufen, ohne den Wein auch nur zu berühren oder von einem Keller in den anderen zu transportieren.

Weitergedacht, könnte man das Eigentum an der Flasche auch aufteilen. Anstelle auf eine Person zu warten, die bereit ist € 10.000 zu bezahlen, könnte man den Wein an 10.000 Personen verkaufen, die alle € 1 investieren. Eventuell ließe sich dadurch ein viel höherer Preis erzielen. Nachdem man den Wein aber so und so nicht im eigenen Keller hat, könnte man das gleiche auch mit einem rein digitalen Gut machen, wie zB einem Foto. Oder, wie es tatsächlich passiert ist, mit dem ersten Tweet auf Twitter, der als NFT für 2,9 Mio US$ verkauft wurde.

Vom Wein zur Kunst zum Impfpass

In der Praxis eröffnen sich dadurch ungeahnte Anwendungsbereiche für NFTs, besonders für Gegenstände, deren physischer Besitz nicht möglich oder nötig ist. So wurde Anfang 2021 ein digitales Bild für 69 Mio US$ als NFT verkauft. Die Käufer erhalten dafür das Recht, das Bild anteilig zu „besitzen“ und ihre Anteile auch weiter zu verkaufen. Das Bild kann übrigens jeder von uns als Datei herunterladen, aber damit „gehört“ es einem eben nicht. NFTs erleichtern dadurch eine Trennung von physischem und rechtlichem Eigentum. Welche Rechte das „rechtliche Eigentum“ genau beinhaltet, muss im NFT beschrieben sein. So wurden über 200.000 US$ für ein NFT an einem Video-Clip bezahlt, ohne dass dafür auch nur irgendwelche Nutzungs- oder Verwertungs­rechte übertragen wurden.

In der Kunstbranche entstand in den letzten Monaten geradezu ein Hype, NFTs von Kunstwerken zu erwerben. NFTs gehen aber weit über derartig spekulative Anwendungsfälle hinaus. Eigentum an Grundstücken, der Nachweis von Universitätsabschlüssen, evtl auch ein Impfpass könnten als NFTs angelegt werden. Da es derzeit für derartige Fälle aber auch andere bewährte Lösungen gibt, etablieren sich NFTs aktuell eher in den Bereichen, in denen ihre Stärken zur Geltung kommen: Rechte verbriefen, Knappheit erzeugen, Handel erleichtern.


Der Beitrag ist in CFOaktuell (Heft 3/2021) erschienen. Mehr Infos unter: www.cfoaktuell.at


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