Trends für Business Intelligence, Analytics & Planung

Am 4. 12. 2018 luden das Controller Institut und das Business Application Research Center (BARC) zum 13. Mal zur BI-&-Analytics-Tagung in das Wiener Schloss Schönbrunn. Mit dieser Veranstaltung unterstützen und beraten das BARC und das Controller Institut seit dem Jahr 2006 Führungskräfte und Entscheidungsträger in den Bereichen Controlling, Finanzwesen und IT bei deren Entscheidungen zu Business Intelligence (BI), Analytics und Planung.

13 führende Anbieter präsentierten ihre Lösungen und gaben einen kompakten und strukturierten Marküberblick. Die Erörterung und die Bewertung wichtiger Innovationen und Entwicklungen – in Kombination mit Erfahrungen aus erfolgreichen Projekten – zeigten, wie Entscheider und Entscheidungen durch Daten optimal unterstützt werden können.

1. Allgemeines

Die Keynote zur Eröffnung der Veranstaltung zeigte auf, wohin sich BI und Analytics entwickeln werden und wie die Nutzer von Advanced Analytics, Machine Learning und Artificial Intelligence (AI) profitieren können. Der strukturierte Überblick über und der Vergleich der wichtigsten Anbieter für BI-, Analytics- und Planungslösungen ermöglichte Entscheidern eine schnelle und doch fundierte Vorselektion. Die Kandidaten des Best Practice Awards verdeutlichten, worauf Unternehmen bei ihren Projekten besonders achten müssen.

2. Entscheidungsautomatisierung durch Analytics

Die Keynote von Dr. Carsten Bange (Gründer und Geschäftsführer von BARC) stand unter dem Titel „Analytics automatisiert Entscheidungen: Sind Sie bereit?“. Bange zeigte auf, welche konkreten Auswirkungen moderne Methoden wie Machine Learning und AI auf unseren Umgang mit Entscheidungen schon heute haben und zukünftig verstärkt haben werden. Der Einsatz von Advanced Analytics erzeugt Entscheidungsmodelle, die menschliche Entscheidungen nicht nur unterstützen, sondern in vielen Fällen gar ersetzen können.

Doch welche Entscheidungen überantworten wir bereits heute Algorithmen und welche werden es in der Zukunft sein? Was müssen wir tun, damit dies nicht nur technisch machbar, sondern auch ethisch vertretbar ist? Zur Beantwortung dieser Fragen präsentierte Bange das Fünfstufenmodell von BARC (vgl Abb 1):

  • Stufe 1 beschreibt den Status quo vieler Unternehmen. BI informiert mit Berichten und Analysen über die aktuelle Lage des Unternehmens und liefert die Datengrundlage für faktenbasierte Entscheidungen durch Menschen. BI unterstützt dadurch eine Vielzahl und Vielfalt von Entscheidungen. Die Entscheidungshoheit bleibt bei den Anwendern.
  • Auf Stufe 2 werden die Nutzer bei der Suche nach Mustern in – meist strukturierten – Daten von der Software unterstützt. Data Mining kann zB aus großen Datenbeständen herausfiltern, welche Kunden voraussichtlich erneut einkaufen oder aber abwandern möchten. Der Mensch entscheidet, für welche Gruppe welche Aktionen gesetzt werden, jedoch nicht mehr, welcher Kunde welcher Gruppe zugeordnet wird; bei einer großen Anzahl an Kunden ist dies auch nicht mehr effizient möglich. Das analytische Modell unterstützt auf dieser Stufe menschliche Entscheidungen, ersetzt sie aber nicht.
  • Auf Stufe 3 wird Machine Learning genutzt. Mit Machine Learning lassen sich gut versteckte Muster auch in heterogenen Datenbeständen finden; unstrukturierte Daten wie Bilder und Videos werden hier ebenfalls verarbeitet. Bei Predictive Analytics werden Sensordaten der Maschinen genutzt, um zu entscheiden, wann welche Wartungseingriffe erforderlich sind. Die Algorithmen schlagen auf dieser Stufe konkrete Handlungen vor, der Mensch initiiert die erforderlichen Tätigkeiten.
  • Auf Stufe 4 übernehmen die Algorithmen das Steuer. In klar abgegrenzten Anwendungsfeldern treffen Algorithmen in kürzester Zeit eine Vielzahl von Entscheidungen, zB die Preisgestaltung im Online-Handel oder beim High Frequency Trading. Der Mensch überwacht und optimiert die Modelle, um deren Passgenauigkeit zu verbessern und Missbrauch zu verhindern.
  • Auf Stufe 5 interagieren Algorithmen zunehmend in Prozessketten miteinander, sie kommunizieren und verhandeln direkt zB über Waren­lieferungen und Preise. Der Umfang der Entscheidungsautomatisierung und der Spielraum für autonome Algorithmen steigen. Der Mensch überwacht und optimiert.

Unternehmen müssen erörtern, welche Entscheidungen automatisiert werden können und wo dies aufgrund der Komplexität der erforderlichen Entscheidungen nicht sinnvoll ist (zB bei strategischen Entscheidungen). Sich der Entscheidungsautomatisierung zu verschließen, wird ebenso wenig möglich sein, wie alle Entscheidungen an den Rechner zu übertragen. Auf allen Stufen ist die Verwendung korrekter und aussagekräftiger Daten erforderlich. Das Datenmanagement darf auf keiner Stufe vernachlässigt werden und ist besonders dort herausfordernd, wo Entscheidungen sehr schnell getroffen werden müssen.

Die Data Governance kümmert sich darum, dass Modelle nur mit Daten gefüttert werden, die keine Diskriminierung gestatten. Neben den Daten müssen auch die Modelle verwaltet werden. Die Transparenz über Entscheidungsregeln trägt nicht nur zu deren Akzeptanz bei, sondern ist auch erforderlich, um sicherzustellen, dass Entscheidungen auf ethisch vertretbaren Grundlagen getroffen werden. Es liegt also an uns Menschen, sicherzustellen, dass Algorithmen Entscheidungen treffen, die nicht zu inakzeptablen Benachteiligungen führen.

Abb 1: Das Fünfstufenmodell von BARC zum Handlungsrahmen der Entscheidungsautomatisierung; Quelle: Bange, Analytics automatisiert Entscheidungen: Sind Sie bereit? (2018)

3. Best Practice Award

Der bereits zum fünften Mal vergebene Best Practice Award für BI & Analytics ist ein Fixpunkt der Veranstaltung. Das zentrale Ziel der Verleihung ist es, den Veranstaltungsteilnehmern einen Eindruck über Nutzen und Herausforderungen bei der Umsetzung von BI-Initiativen näherzubringen, um so eventuelle Unklarheiten und unbegründete Befürchtungen zu beseitigen. Mit erfolgreichen Projekten als Beleg für den Nutzen von BI und Analytics in heimischen Unternehmen soll gezeigt werden, welche Anwendungsfälle mit modernen BI-Werkzeugen nutzenstiftend unterstützt werden können. Ein Blick hinter die Kulissen der Projekte zeigt, welche Erfolgs­faktoren es zu beachten gilt, wo Herausforderungen lauern und wie mit diesen umgegangen werden kann.

Auf die Shortlist der diesjährigen Preisverleihung schafften es aus einem spannenden Teilnehmerfeld die Borealis AG mit dem Projekt „Visual Analytics Platform – Datenanalyse mittels interaktiver Dashboards“, die MIBA AG mit „RAPID – Treiberbasierte Planung in Echtzeit“ und die ÖBB Holding AG mit „HORSE – Integriertes, workflowunterstütztes Konzernreporting“. Um der Jury eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen, gaben alle Kandidaten bereits im Vorfeld der Veranstaltung Einblicke in deren Lösungen und die bewältigten Herausforderungen. Auf der Bühne wurden die Unternehmen von Mitarbeitern repräsentiert, die intensiv in die jeweiligen Projekte involviert waren und vor diesem Hintergrund von den Zielen und dem erreichten Nutzen berichten konnten.

Der Best Practice Award 2018 wurde an die Borealis AG verliehen, deren Lösung in vier Punkten überzeugen konnte:

  • Funktion & Usability: Das Siegerprojekt ist eine Lösung zur Erstellung von Standard- und Ad-hoc-Berichten sowie zur Analyse von Unternehmensdaten mit Unterstützung für visuelle und Geo-Analyse. Die starke Anwenderorientierung sowie das moderne und ansprechende Design tragen zur Nutzung der Lösung bei. Die zusätzliche Möglichkeit, mit Smartphone oder Tablet Reports und Analysen abzurufen, stellt sicher, dass die Anwender flexibel und effizient in ihrem Arbeitsablauf unterstützt werden.
  • Trend: Darüber hinaus greift die prämierte Anwendung einen noch immer wichtigen Trend aus der Welt der BI-Software auf: das Enablement der eigenen Mitarbeiter. Mittels Funktionalitäten für Self-Service BI wird der Anwender in die Lage versetzt, einfach, schnell und sauber maßgeschneiderte Berichte ohne Hilfe Dritter selbst zu erstellen. Das entlastet die BI-Verantwortlichen, schafft Effizienz­gewinne und sichert durch den Aufsatz auf einer Single Source of Truth und intensiver Anwenderunterstützung schlussendlich die Qualität der Berichte ab.
  • Impact und Nutzen: Dass die Lösung ihr Potenzial im Tages­geschäft auch tatsächlich entfaltet, bestätigt der breite Impact mit 80 Power Usern und rund 1.000 Berichtsempfängern innerhalb der Organisation.
  • Entwicklung: Die Entwicklung des Dashboards hat überwiegend inhouse stattgefunden. Dies ist angesichts der Komplexität und des Umfangs der Realisierung besonders positiv hervorzuheben.

Besonders erfreulich ist, dass alle Shortlist-Kandidaten ihre Lösung weiterentwickeln wollen, um im Fünfstufenmodell von BARC weiter nach oben zu klettern und so mehr Nutzen für das Unternehmen zu schaffen.

Abb 2: Verleihung des Best Practice Awards für BI & Analytics. Von links nach rechts: Robert Tischler ( BARC), Christine Wahlmüller-Schiller ( OCG), Adnan Hodzic (Market Intelligence Manager, Borealis AG), Ivan Bozov (Procurement Intelligence Specialist, Borealis AG) Rudolf Felser ( monitor) und Mirko Waniczek (EY Management Consulting).

4. Marktüberblick

Kern der Tagung war es, den Teilnehmern einen Überblick über die wichtigsten Softwarelösungen für BI, Analytics und Planung zu bieten, um die Chancen einer Optimierung der Systeme und Prozesse zu erkennen. Von den wichtigsten BI- und Analytics-Anbietern wurden in interaktiven Vorträgen und Live-Demos unterschiedliche Lösungsansätze vorgestellt. In zahlreichen und intensiven Diskussionen an den Ständen wurden zudem detaillierte und individuelle Fragen erörtert.

Mit ihren vorgestellten Lösungen deckten die Anbieter alle Unternehmensgrößen ab, von Lösungen für kleinere Unternehmen oder einzelne Abteilungen über den Mittelstand bis hin zu unternehmensweit einsetzbaren Werkzeugen für große Konzerne. Ein klarer Trend war bei der Nutzung von Machine Learning zu erkennen. Machine Learning wird bei vielen Anbietern und auf allen Ebenen und zu einem integralen Bestandteil der Lösungen. Machine Learning hilft bei der Datenaufbereitung, der Analyse, der Hochrechnung und unterstützt die Planer bei der Datenerfassung sowie beim Erkennen von Treibern. Das steigert die Effizienz und den Nutzen der Lösungen in vielen Bereichen signifikant.

Ein Wegweiser, der die Schwerpunkte der Lösung einordnet, führte die Teilnehmer in die für sie spannendsten Vorträge der folgenden 13 vertretenen Anbieter:

  • Alteryx,
  • BIConcepts/IBM,
  • BOARD,
  • Corporate Planning,
  • CoPlanner,
  • Cubeware,
  • Information Builders,
  • Jedox,
  • LucaNet,
  • MicroStrategy,
  • Prevero,
  • Tagetik,
  • Thinking Networks.

Auf den Punkt gebracht

Die 13. BI-&-Analytics-Tagung bot den Teilnehmern neben einem Ausblick auf die Zukunft von BI und Controlling einen intensiven Praxis­bezug durch den Best Practice Award. Die Vorstellung der wichtigsten Werkzeuge für BI, Analytics und Planung am Markt komplettierte den Rundumblick. Dadurch wurde die Grundlage für viele zukünftige erfolgreiche Projekte zur Verbesserung und Automatisierung von Entscheidungen und für die Entscheidungsunterstützung geschaffen.

Save the Date: Am 27. 11. 2019 geht die BI-&-Analytics-Tagung in die 14. Runde.

Der Artikel ist in CFO aktuell (Heft 1/2019) erschienen. Mehr Infos unter: www.cfoaktuell.at

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