Szenarioplanung: Wie sich die Finanzabteilung äußere Faktoren zunutze macht, um mit der Inflation zu planen

Die Inflation hat im Jahr 2022 eine Rate erreicht, wie wir sie zuletzt vor mehr als 40 Jahren hatten. Daran sind nicht zuletzt die Ereignisse der vergangenen drei Jahre schuld: Von geopolitischen Konflikten, über Energiekrisen bis hin zum Klimawandel bemerken wir die Folgen in einem rasanten Preis- und Zinsanstieg, dem nicht nur Privathaushalte, sondern auch Unternehmen unterworfen sind. Werden keine Gegenmaßnahmen getroffen, schaffen sie es irgendwann nicht mehr, Profite zu erzielen. Lange Zeit war die Inflation so stabil, dass sie gut in die Jahresplanung einkalkuliert werden konnte. In diesen unruhigen Zeiten ist es jedoch ratsam, aktiv mit der Inflation zu planen, um auf weitere mögliche Veränderungen vorbereitet zu sein.

Für Financial Planning and Analysis (FP&A)  Experten haben sich mehrere Trends durchgesetzt. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie werden mehr und schneller aufeinander folgende Forecasts erstellt, um einen detaillierteren Überblick über das Geschäftsgeschehen zu erhalten. Das Erstellen von Forecasts unter Berücksichtigung von nur internen Faktoren ist nicht mehr ausreichend. Deshalb steigt  die Nachfrage nach der Integration zusätzlicher externer Daten. Die Unternehmensentwicklung hängt stark von der Marktsituation ab und muss deshalb mit modelliert werden. Neben der stärkeren Notwendigkeit, schnell verschiedene Szenarien modellieren zu können, wird auch die unternehmensweite Zusammenarbeit mit FP&A-Experten wichtiger.

Für FP&A-Experten ist es in erster Linie ratsam, anpassungsfähig zu bleiben und die Widerstandsfähigkeit ihrer Unternehmen zu stärken. Dabei gibt es drei mögliche Herangehensweisen, die gestellten Anforderungen zu erfüllen:

  1. Business Partnering

Business Partnering beschreibt die kollaborative Unterstützung des Managements. Die Rolle des Business Partners wird für Controller immer bedeutsamer: Das Controlling entwickelt sich zu einer Funktion, die auch beratend tätig wird und über die bloße Präsentation von Daten, Zahlen und Fakten hinausgeht. Voraussetzung für die Rolle des Business Partners sind eine proaktive Handlungsweise, Führungskompetenz und Kommunikationsstärke.

Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der aktuell unsicheren Wirtschaftslage und der zunehmenden Entwicklung des Controllings zum Business Partner. Je instabiler die Lage ist, desto enger muss die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen eines Unternehmens sein. Der Finanzabteilung kommt dabei die Schlüsselfunktion zu, da hier sämtliche interne und externe Daten zusammenlaufen und ausgewertet werden. In ihrer Rolle als strategische Berater des Unternehmens und des Managements, müssen Business Partner in ständigem Austausch mit den Fachabteilungen stehen.

An der Strategieentwicklung sind FP&A-Experten in ihrer neuen Rolle aktiv beteiligt. Sie können dabei vor allem die folgenden Faktoren zur Umsatzsteigerung berücksichtigen: Produktpalette, Ausgaben und Working Capital. In allen drei Bereichen lassen sich Möglichkeiten aufdecken, Kosten zu reduzieren und die Profitabilität zu steigern.

2. Technologien  für Predictive Planning

2

An der digitalen Transformation führt kein Weg vorbei; bei der Finanzplanung kann nicht mehr darauf verzichtet werden, externe Faktoren, Sensitivitätsanalysen und Scenario Planning  zu berücksichtigen. Die Mehrheit der Befragten des FP&A Trends Survey 2022 gibt an, mit Forecasts zufriedener zu sein, wenn die entsprechende Technologie die Erstellung unterstützt hat. Fast 95 % aller Nutzer profitieren entweder bereits vom Einsatz von Technologien für Predictive Planning oder erwarten, es in Zukunft zu tun. Dementsprechend hat sich in den letzten zwei Jahren der Einsatz von Predictive-Planning-Technologien fast versiebenfacht.

Die Technologie kann zwar schon einen großen Unterschied bei der Genauigkeit der Planungsergebnisse machen – es muss sich aber auch die Bereitwilligkeit erhöhen, diese zu nutzen und Mitarbeiter müssen befähigt werden, die neuen Technologien gewinnbringend einzusetzen. Fließen externe und interne Treiber in die Planung mit ein, wie beispielsweise Schwankungen von Rohstoffpreisen, entsteht eine bessere Planungsgrundlage für fundierte Entscheidungen.

Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) als Planungsbasis lassen sich außerdem Zusammenhänge und Abhängigkeiten aufdecken, die zunächst nicht offensichtlich sind und mit “manuellen” Analysemethoden leicht übersehen werden. KI ist in der Lage, mit großen Datenmengen umzugehen, sie zu berechnen und in die Planung einzubeziehen. So lassen sich mit KI genauere und verlässlichere Planungsergebnisse erzielen.

  1. Sensitivitätsanalyse und Szenarioplanung

Mit Hilfe einer Sensitivitätsanalyse können FP&A-Experten auswerten, welche Auswirkungen jeder Treiber und Parameter auf die Finanzsituation eines Unternehmens hat. Dafür wird jeweils nur eine der Inputgrößen verändert und untersucht, wie sich diese Veränderung auf einen Haupttreiber auswirkt. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung des Holzpreises auf die Gesamtrentabilität eines Bauunternehmens.

Bei einer Sensitivitätsanalyse werden zunächst die Auswirkungen verschiedener Inputgrößen auf etwa drei bis fünf Haupttreiber, bspw. für Unternehmensausgaben, untersucht. So lässt sich feststellen, wann und wie sich steigende Kosten auf die Gesamtfinanzlage des Unternehmens auswirken und Maßnahmen ergreifen, das finanzielle Wohlergehen zu erhalten. Auch hier eröffnet KI neue Möglichkeiten, die Analyse noch umfassender und genauer zu machen, indem sie bewusste und unbewusste Verzerrungen in der Analyse verhindert. Machine-Learning-Algorithmen erkennen die wichtigsten Treiber der Unternehmensperformance in kürzester Zeit, wodurch Ressourcen geschont und Teams effizienter gemacht werden.

Auch bei der Budgetplanung reicht es nicht mehr aus, ein fixes Budget festzulegen. Wichtiger ist es, verschiedene Szenarien durchzuspielen und Pläne aufzusetzen, die eine Reihe von Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Dabei spielt in den kommenden Jahren die Inflation als einer der Haupttreiber eine große Rolle. Sollte sie sich auf einem hohen Niveau einpendeln, müssen sich Unternehmen Gedanken machen, wie sie in einer möglichen Rezession wirtschaftlich bleiben können. Weitere Treiber, die einen Einfluss auf die Finanzplanung von Unternehmen haben können, sind bspw. der Klimawandel, Zinsen, Rohstoffpreise, Konsumverhalten und geopolitische Konflikte.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass FP&A-Experten diverse Möglichkeiten haben, ihr Unternehmen zu unterstützen, indem sie sich in der Rolle des strategischen Partners einfinden und verschiedene Wege aufzeigen, sich an Veränderungen anzupassen. Erfahren Sie mehr im aktuellen Whitepaper von Jedox.


0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert