Österreich unter den Top-5-Standorten Europas
Österreich gehört zu den Top-5-Standorten in Europa: In vier der fünf zentralen Wachstumskategorien der „Europa 2020“-Strategie – Basis-Infrastruktur, Forschung-und Innovation, Bildung sowie Gesundheit – belegt Österreich Spitzenplätze und liegt jeweils unter den führenden fünf Standorten in Europa. Im Bereich Gesundheitswesen rangiert Österreich sogar auf dem dritten Platz.
„Österreich belegt im Europa-Ranking der Standorte mit den besten Wachstumsaussichten den hervorragenden fünften Platz, gleichauf mit Finnland. Das gute Ergebnis darf aber kein Ruhekissen sein – um Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg in Zukunft zu sichern, müssen wir uns an den besten Standorten orientieren“, so Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich.
Die Schweiz und Schweden gehören ebenso wie die Niederlande und Dänemark über alle Kategorien hinweg zu den Top-4 Europas. Am schlechtesten schneiden insgesamt die osteuropäischen Staaten Polen, Rumänien, Bulgarien, Kroatien sowie Griechenland ab.
Insbesondere die Schweiz sticht heraus. Sie belegt in allen Kategorien den ersten Platz. Einzig bei der Digitalisierung gibt es für die Schweiz keine Auswertung, weil die zugrunde liegenden Quellen lediglich EU-Staaten erfassen.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Investing in Europe’s Future“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür wurden Kennzahlen für die fünf Wachstumskategorien Innovation und Forschung, Digitalisierung, Basis-Infrastruktur, Bildung sowie Gesundheit für alle EU-Staaten inklusive dem Vereinigten Königreich sowie der Schweiz ausgewertet.
Hintergrund der EY-Studie ist die sogenannte „Investitionsoffensive für Europa“, besser bekannt als „Juncker-Plan“. Diese soll Investitionen anregen, um das zukünftige Wachstum in ganz Europa langfristig nicht zu gefährden. Um das zu erreichen, hat die Europäische Kommission einen Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) eingerichtet.
Österreich hat Nachholbedarf bei digitaler Infrastruktur – nur Platz 13 in Europa
Österreich hat großen Nachholbedarf in der zukunftsträchtigen Wachstumskategorie Digitalisierung: Mit Rang 13 liegt man hier nur im Mittelfeld. Die nordischen Länder Dänemark, Schweden und Finnland führen in diesem Bereich das Ranking an.
„Der Standort Österreich ist im EU-weiten Vergleich momentan großteils gut aufgestellt und belegt bei vier von fünf Wachstumskategorien einen Platz unter den Top-5. Gerade in der für zukünftiges Wachstum entscheidenden Kategorie Digitalisierung ist Österreich aber noch nicht zukunftsfit genug und findet sich im Mittelfeld wieder. Es braucht hierzulande dringend Investitionen in die digitale Infrastruktur, um im Standort-Ranking nicht an Boden zu verlieren. Das kann nur mit einer konsequenten Umsetzung der im Regierungsprogramm formulierten Ansätzen zur digitalen Transformation Österreichs gelingen“, so Gunther Reimoser.
In Österreich seien vor allem ländliche Gegenden von schnellem Internetzugang abgeschnitten, so Reimoser. „Das trifft gerade einige Hidden Champions, die ihre Zentrale oft auf dem Land haben. Für sie könnte das zu einem großen Problem werden, wenn immer mehr Maschinen und Produkte miteinander vernetzt werden und über schnelle Internetleitungen miteinander kommunizieren müssen.“
Österreich braucht mehr Investitionen – über 80 Milliarden Euro bis 2025 nötig
In Österreich sind die Investitionsraten vergleichsweise hoch, allerdings fließen Investitionen hauptsächlich in traditionelle Sektoren wie die Verkehrsinfrastruktur. Zu wenig investiert wird hingegen in den Bereichen Vernetzung bzw. Aus- und Weiterbildung, wodurch künftiges Wachstum in Gefahr ist. Bei einem Aufholprogramm, das die Investitionsflaute nach der Finanzkrise 2008 mit überdurchschnittlich hohen jährlichen Investitionen ausgleichen soll, müssten öffentliche und private Investoren zusammen jährlich bis 2025 insgesamt knapp 84 Milliarden Euro zusätzlich investieren. Bei jährlich steigenden Investitionsausgaben würde 2025 der Höhepunkt mit zuzüglich knapp 17 Milliarden Euro erreicht werden. Das entspricht etwa 3,5 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsproduktes.
Sollte Österreich bis 2025 „nur“ auf den höchsten Investitionsstand aus der Zeit vor dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 – das waren 24 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – zurückkehren, müssten die Investitionsausgaben bis 2025 immer noch um insgesamt knapp 50 Milliarden Euro ansteigen.
„Österreich hat es trotz vergleichsweise hoher Investitionsraten über die letzte Dekade versäumt, in Spitzentechnologie ‚zu Hause‘ zu investieren“, stellt Gunther Reimoser fest. „Das gilt sowohl für die öffentlichen Investitionen als auch für die privaten. In der Folge hat die heimische Infrastruktur gelitten – und das betrifft nicht nur digitale Infrastruktur wie Glasfaserkabel, sondern letztlich alle Bereiche, die für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum relevant sind. Für eine zukunftsfähige Infrastruktur im europäischen Spitzenfeld müssten in den kommenden Jahren deutliche Mehrinvestitionen von privaten und öffentlichen Investoren erfolgen.“
Europa braucht ebenfalls mehr Investitionen
Auffällig ist insbesondere, dass gerade die größten Volkswirtschaften Europas ausgerechnet bei der Digitalisierung vergleichsweise schwach abschneiden: Neben Deutschland auf Platz elf geben auch Frankreich auf Platz 17 und Italien auf Platz 25 keine gute Figur ab. Am besten schneidet noch das Vereinigte Königreich auf Platz 6 ab.
„Europas wirtschaftlichen Zugpferde müssen aufpassen, dass sie sich nicht zu sehr auf ihrer Vergangenheit ausruhen“, warnt Reimoser. „Zukünftiges Wachstum wird wesentlich von der Leistungsstärke der digitalen und nicht-digitalen Infrastruktur, aber auch von der Qualität der Forschung, Bildung und Gesundheit abhängen. Hier sehen wir zum Teil erhebliche Defizite.“
Genauso wie in Österreich müssen die Investitionen deshalb auch in Europa insgesamt wieder steigen. Um in der Vergangenheit versäumte Investitionen wieder aufzuholen, müssten die jährlichen Investitionsaufwendungen bis 2025 um insgesamt knapp 6,5 Billionen Euro zulegen.
Mehr Infos zu dieser Studie von EY finden Sie hier.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!