Literaturtipp: Ein Management-Alphabet von Achtsamkeit bis Zusammenarbeit

Gedanken über die Verantwortung in 151 Essays von Ulrich Zwygart.


Der berühmte französische Philosoph und Edelmann Michel de Montaigne (1533-1592) brachte die literarische Gattung des Essays zu einer ersten, seither kaum mehr erreichten Hochblüte. Essays verstehen sich demnach als geistreiche Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema aus wissenschaftlicher oder kultureller Sicht und erlauben dem Autor ein hohes Maß an stilistischer und methodischer Freiheit, fernab von den Zwängen akademischer Denkschemata und Prozesse.

Dies inspirierte den an der Universität St. Gallen tätigen Hochschullehrer Ulrich F. Zwygart, seine Erkenntnisse rund um die Themen Führung und Verantwortung in 151 alphabetisch angeordneten, jeweils einseitigen Essays festzuhalten. Neben seiner akademischen Tätigkeit konnte Zwygart dabei auch auf seine langjährige Erfahrung als Unternehmensberater, Chief Learning Officer in diversen multinationalen Unternehmen sowie als Offizier der Schweizer Armee zurückgreifen.

Vor dem Hintergrund eines zunehmend als volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig empfundenen wirtschaftlichen Umfeldes – der Autor führt hierzu den Begriff von der „VUCA“-Welt ein (volatile, uncertain, complex, ambiguous) – sehen sich auch Führungskräfte vor neue Herausforderungen gestellt. Der idealtypische Manager in Zwygarts C9-Leadership-Modell agiert demnach als Coach, Koordinator, Katalysator und Cheerleader und nimmt so Einfluss auf die Kommunikation, Kundenorientierung, Kreativität und Zusammenarbeit als wichtigste Elemente einer zukunftsorientierten Unternehmenskultur.

In seinem Word-Rap in 151 Teilen, von A wie Abenteuer Führung über B wie Burn-Out, F wie Feigheit, G wie Günstlingswirtschaft, N wie Nähe und Distanz, R wie Resilienz, T wie Talentmanagement bis hin zu V wie Vorurteile und Z wie Zeitmanagement beschreibt Zwygart launig und praxisnah die Do’s und Don’ts im Unternehmens- und Führungsalltag. Oft liefert er Denkanstöße und Aha-Effekte, auch gelegentliche Déjà-vus aus der eigenen Unternehmenspraxis sind durchaus möglich und vom Autor wohl so gewollt. Zwygarts Herkunft aus dem geschützten akademischen Umfeld und dem HR-Bereich ist unverkennbar und hinterlässt in den Texten ihre Spuren nicht zuletzt in der defensiven, immerhin bemühten Umschiffung aktueller Gender-, Diversity- und Political Correctness-Fallstricke („Mitarbeitende“, „VEP“ ( very experienced persons) als Euphemismus für Mitarbeiter, die kurz vor der Pensionierung stehen). Dennoch ist das Buch auch hartgesottenen, vom scharfen Wind der wirtschaftlichen Realität gegerbten Managernaturen, einschließlich CFOs, als nutzbringende Lektüre nicht nur für lange Sommerabende durchaus ans Herz zu legen.


Der Beitrag ist in CFOaktuell (Heft 4/2021) erschienen. Mehr Infos unter: www.cfoaktuell.at

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