Im Gespräch mit Sandra Mahr

Lehrgangsleiterin Sandra Mahr spricht mit dem Controller Institut in einem kurzen Interview über ihren Werdegang und die Skills eines/einer NPO-Controller.


Controller Institut: Stellen Sie sich kurz vor. Wie ist Ihr Werdegang?

Sandra Mahr: Hauptberuflich bin ich als Director bei EY-Parthenon Management Consulting für Beratungsprojekte in erster Linie bei nicht-profitorientierten Kunden im Gesundheits- und Sozialbereich verantwortlich. Die Erfahrungen aus der Managementberatung gebe ich parallel dazu in unterschiedlichen Vortrags- und Trainertätigkeiten weiter. Außerhalb der Arbeit versuche ich möglichst viel Zeit mit meinem knapp dreijährigen Sohn und meinem Mann zu verbringen. Ich bin in Graz aufgewachsen und habe an der FH Joanneum in Bad Gleichenberg (Steiermark) Gesundheitsmanagement studiert. Meine Eltern und viele weitere Familienangehörige sind im Gesundheitswesen tätig, daher hatte ich schon immer eine gewisse Affinität zu diesem Bereich. Schon zu Schulzeiten habe ich auch gerne mit Zahlen gearbeitet, und tue das immer noch. Während eines Praxissemesters in Südafrika habe ich kurz überlegt, nach dem Studium zumindest für eine gewisse Zeit nach Kapstadt zu ziehen, mich dann aber doch für Wien entschieden. Gegen Ende meines Studiums habe ich durch Zufall ein Inserat von Contrast Management Consulting für den sogenannten „Contrast Challenge Day“ – einen Case-Study-Workshop in Kombination mit einem Lauftraining – gesehen und mich auch hier mehr aus Interesse beworben als mit  einem konkreten beruflichen Ziel vor Augen. Der Tag war auch tatsächlich äußerst interessant, das Team sehr nett und das Feedback zu meiner Performance im Case gut – so hat eines zum anderen geführt und ich bin nach Abschluss meiner Diplomprüfung im Oktober 2008 in die Managementberatung eingestiegen. Ein wesentlicher Grund für diese Entscheidung war auch, dass sich bei Contrast ein Team ausschließlich mit der Beratung nicht-profitorientierter Organisationen (NGOs und öffentliche Verwaltung) befasste – unter der Leitung von Christian Horak, der sich auch am Controller Institut für den Aufbau des Ausbildungszweigs für diese Zielgruppe einsetzte. Ich wurde Teil dieses Teams, kletterte die „klassische“ Consulting-Karriereleiter hinauf und begann parallel dazu mit der Trainertätigkeit am Controller Institut zu Themenbereichen, mit deren ich mich auch im Rahmen meiner Beratungsprojekte laufend befasste (insbesondere Wirkungs-, Prozess- und strategisches Controlling). Im Jahr 2016 wurden Contrast und auch ich ein Teil von EY Österreich. Unser Team mit den Branchen- und Themenschwerpunkten blieb erhalten, wurde aber eingebettet in ein großes nationales und internationales Netzwerk einer Professional Services Firm, wovon wir insbesondere in umfassenden Strategie- und Transformationsprojekten profitieren, da wir Kolleg:innen aus Wirtschaftsprüfung, Steuer-, Rechts-, IT-,  Risikomanagement und Transaktionsberatung je nach benötigter Expertise rasch hinzuziehen können. Mit dem Controller Institut besteht nach wie vor eine enge Kooperation, sodass ich auch weiterhin Beratung und Trainertätigkeit zu meinen persönlichen Branchen und Themenschwerpunkten kombinieren kann. Rückblickend bin ich also sehr zufrieden damit, dass ich meine Berufswahl stark nach meinen persönlichen Interessen gerichtet habe und ein Stück weit einfach meiner Intuition gefolgt bin.

Controller Institut: Was war bisher Ihr prägendstes Projekt/Erlebnis im Rahmen Ihrer Karriere?

Sandra Mahr: Im Rahmen eines meiner ersten Projekte bei Contrast durfte ich gemeinsam mit einem sehr geschätzten (ehemaligen) Kollegen bei der Evaluierung und Neugestaltung eines Finanzierungsmodells für Obdachloseneinrichtungen mitwirken. Das hat mich aus mehreren Gründen sehr geprägt: Einerseits hat sich daraus einer meiner fachlichen Schwer- punkte ergeben und ich habe in den darauffolgenden Jahren zahlreiche Förder- und Finanzierungsmodelle im Sozialbereich evaluieren und weiterentwickeln dürfen. Andererseits konnte ich in dem Projekt viel lernen und habe meinen Branchenfokus vom Gesundheitswesen auf den Sozialbereich ausgeweitet. Einen wesentlichen Beitrag dazu hat auch der erwähnte (ehemalige) Kollege, Josef Baumüller, geleistet. Er hat kurz nach diesem Projekt die Managementberatung (zumindest hauptberuflich) verlassen und sich neuen Herausforderungen gewidmet, trotzdem ist der Kontakt sowohl privat als auch beruflich nie ganz abgerissen und Josef ist in unterschiedlichen Rollen als Kooperationspartner für Contrast und später EY sowie das Controller Institut erhalten geblieben. Auch heute noch nimmt er eine wichtige Rolle im Rahmen des Lehrgangs Certified NPO-Controller ein, und ich bin auch in diesem Zusammenhang wieder sehr dankbar für diese erneute enge Zusammenarbeit.

Controller Institut: Was macht Ihnen als Trainer:in am meisten Freude und was challengt Sie besonders?

Sandra Mahr: Am meisten Freude macht mir der Austausch mit den Teilnehmer:innen zu ihren Erfahrungen, aktuellen Themen und „Erfolgsrezepten“. Gleichzeitig war es insbesondere zu Beginn eine der größten Herausforderungen, auf alle Fragen – teilweise auch nur sehr indirekt mit dem Vortragsthema verknüpft – eine Antwort zu haben. Inzwischen – nach mittlerweile 15 Jahren in der Managementberatung und über zehn Jahren Trainertätigkeit – stressen mich diese Fragen kaum noch, allerdings vor allem deswegen, weil es mir nicht mehr unangenehm ist, auch einmal zugegebenermaßen keine eindeutige Antwort parat zu haben oder andere Teilnehmer:innen in die Beantwortung einzubinden. Aktuell ist meine größte Herausforderung, die eingespielten und bewährten Strukturen und Inhalte des Lehrgangs bzw. einzelner Module selbst immer wieder zu challengen und teilweise zu adaptieren. Denn in einer immer volatileren Umwelt unterliegen auch  Managementmethoden und Tools sowie Trainingskonzepte einem schnelleren Wandel.

Controller Institut: Was ist aus Ihrer Sicht für die Teilnehmer:innen das wichtigste Learning im Lehrgang Certified NPO-Controller?

Sandra Mahr: Das hängt ein bisschen vom Werdegang der Teilnehmer:innen und ihren Funktionen in den eigenen Organisationen ab. Manche Teilnehmer:innen haben ihr Berufsleben lang in NPOs gearbeitet und wollen in erster Linie ihre Controlling- und „General Management“-Kompetenzen vertiefen. Andere bringen umfassendes Controlling-Know-how aus unterschiedlichen (profitorientierten) Unternehmen mit und haben erst vor Kurzem in eine NPO gewechselt; ihnen geht es vor allem um die NPO-Spezifika im Controlling. Außerdem macht es auch einen Unterschied, ob man in der Rolle als Führungskraft oder als Controlling-Mitarbeiter:in teilnimmt. Daher sind in dem Lehrgang aus meiner Sicht mehrere   Kernelemente wesentlich, zu denen wir fachlichen Input vermitteln, aber auch einen Austausch zwischen den  Teilnehmer:innen fördern wollen. Aktuell gewinnt auch das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung, was wir ebenfalls entsprechend in der Konzeption  berücksichtigen.

Controller Institut: Welche Skills brauchen Certified NPO-Controller?

Sandra Mahr: Auch hier sehe ich wieder drei wesentliche Bündel an Fähigkeiten und Kenntnissen. Ausgeprägtes Fachwissen – insbesondere zu den oben genannten Themen, um mich hier nicht zu wiederholen – sowie die Fähigkeit, dieses in der eigenen Organisation anzuwenden. Dazu sind auch umfassende Kenntnisse der Strategie und des Geschäftsmodells der eigenen Organisation sowie der Prozesslandschaft und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Prozessen notwendig, zudem ein vielfältiges Bündel an Soft Skills, insbesondere strategisches und analytisches/logisches  Denken, ein proaktives Mind-Set und eine ausgeprägte Kommunikationsstärke, die sich durch Empathie, eine gewisse Anpassungsfähigkeit und Ergebnisorientierung auszeichnet. All diese Bereiche adressieren wir auch im Lehrgang ganz bewusst.

Controller Institut: Wem würden Sie den Lehrgang Certified NPO-Controller empfehlen?

Sandra Mahr: Allen Führungskräften, angehenden Führungskräften und Mitarbeiter:innen, die aktuell oder in naher Zukunft entweder selbst Budget-/Ergebnisverantwortung haben oder bei Planung, Steuerung und/oder Berichtswesen unterstützen – sei es, dass sie neu in der Funktion oder Organisation sind, ihre Kenntnisse aktualisieren und/oder vertiefen sowie sich Anregungen zur Optimierung holen oder neue Controlling-Instrumente zur Professionalisierung ihres Arbeitsbereichs einführen möchten.

Controller Institut: Haben Sie eine besondere Erinnerung an das Controller Institut?

Sandra Mahr: Nachdem ich 2008 nach meinem Studium bei Contrast Management Consulting eingestiegen bin und diese eng mit dem Controller Institut verbunden war, war das Controller Institut von Anfang an Teil meines beruflichen „Ökosystems“, wenn man das so sagen kann. (Damals haben wir von der „Contrast-Family“ gesprochen.) Besonders beeindruckt hat mich eine kleine, informelle Lesung von Controller- Instituts-Gründer Univ.-Prof. Dr. Rolf Eschenbach aus seinen eigenen Memoiren, die er erst zu schreiben begonnen hatte, am Abend der Onboarding-Veranstaltung. Auch das erste Modul im damaligen Certified-Controller-Lehrgang, den ich zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn selbst einmal absolviert habe, hat damals Professor Eschenbach gestaltet. Einige Jahre später besuchte er dann eine Contrast-interne PowerPoint-Schulung, die ich gehalten habe, und stellte einige Fragen, weil er sich in diesem Bereich selbst auf den neuesten Stand bringen wollte. Diese Einstellung zum lebenslangen Lernen hat mir mindestens genauso imponiert wie seine Vorträge und der Austausch in kleiner Runde mit einer Persönlichkeit, die wesentliche Beiträge zur Entwicklung des Controllings und der Unternehmensführung geleistet hat.

Controller Institut: Vielen Dank für das Gespräch.


Weiterbildungstipps:

Certified NPO-Controller | Das Controlling-Gütesiegel für Kompetenz und Professionalität: Informationen und Anmeldung

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