Future of Work: Schöne neue Welt oder Paradise lost?

Automatisierungsprozesse und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändern die Arbeitswelt und stellen somit neue Anforderungen an Unternehmen und ihre Arbeitnehmer. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts beschreibt, wie das Potenzial, das die Digitalisierung birgt, voll ausgeschöpft werden kann.


Dr. Matthias Peissner Leiter Forschungsbereich Mensch-Technik-Interaktion, Fraunhofer-Institut.

Dr. Matthias Peissner Leiter Forschungsbereich Mensch-Technik-Interaktion, Fraunhofer-Institut.

Die Digitalisierung, neue Technologien und demografische Entwicklungen verändern Wirtschaft und Gesellschaft. Das beeinflusst nicht nur unsere Kommunikation, sondern auch Alltag und Arbeit. Mit der Studie #ZUKUNFTSARBEIT skizziert das Fraunhofer-Institut eine Vision der Arbeit der Zukunft.

Ein Gesellschaftsthema: Was bedeutet Arbeit?

Auch das ist ein Ergebnis der Studie. Betrachtet man den Sachverhalt „Arbeit“ auf den drei Ebenen Wirtschaft, Gesellschaft und Individuum, wird Folgendes deutlich: Investieren Organisationen in eine kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Arbeitnehmer, kann so das Mitarbeiterengagement positiv beeinflusst werden. Das wiederum wirkt sich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und somit auch auf die Wirtschaft aus.

„Damit kommt der Arbeit eine große gesellschaftliche Bedeutung zu: Sie ist ein Phänomen für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Der Grund? Der Partizipationsgedanke – durch Arbeit sind wir ein Teil der Gesellschaft“, verdeutlicht Peissner im Gespräch. Wie Arbeit in Zukunft gedacht werden könnte, um sich dem rauen Gegenwind der Digitalisierungs- und Automatisierungsprozesse entgegenzustellen, verdeutlichen die zehn Thesen der Studie, die sich als Richtlinien verstehen.

Zehn Thesen zur Gestaltung der Zukunftsarbeit

  1. Flexible Arbeitsbedingungen schaffen private und unternehmerische Spielräume
  2. Zukünftige Arbeitsumgebungen fördern Mitgestaltung, Selbstverwirklichung und Wohlbefinden
  3. Vernetzte Daten ermöglichen neue Formen der Zusammenarbeit
  4. Digitale Modelle helfen, die Komplexität zu beherrschen
  5. Nachhaltiges Wirtschaften und effizienter Ressourceneinsatz erfordern neue Ansätze
  6. Automatisierung sichert den Wohlstand in Zeiten demografischer Veränderungen
  7. Künstliche Intelligenz und Lernende Systeme bereichern die Arbeitswelt
  8. Mensch und Maschine arbeiten eng und partnerschaftlich zusammen
  9. Bildungsqualität und effektives Kompetenzmanagement entscheiden über die Zukunft der Arbeit
  10. Die enge Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis sichert Innovationskraft

To-dos für Unternehmen

Es geht um eine Verzahnung digitaler Innovationen mit dem Arbeitnehmer, der eine erweiterte Kompetenzpalette in petto haben muss. „Berufsbegleitende Bildung ist ein Thema. Dabei geht es darum, dass Organisationen die individuelle Weiterbildung ihrer Mitarbeiter stärker ins Visier nehmen sollten“, fasst der Experte zusammen. Dabei käme dem Arbeitgeber die Rolle des Motivators zu. „Unternehmen müssen lebenslanges Lernen besser integrieren.“ Sie sollten sich aktiv mit dem Kompetenzmanagement auseinandersetzen, Mitarbeiter fördern und auch zukünftig in Future Skills investieren.

Phantombild: Employees of the future

Die Digitalisierung schafft aber auch neue Anforderungen an die Mitarbeiter. Peissner sagt dazu: „Die Arbeit wird anspruchsvoller, aber auch attraktiver. Das Arbeiten wird weniger orts- und zeitgebunden sein. Individuellere Arbeitsbedingungen werden entstehen, die sich auch dem kulturellen und technischen Hintergrund anpassen werden.“ Größere Flexibilität und mehr Vielfalt werden den Arbeitsplatz prägen. Arbeitnehmer, die wissbegierig sind und mitdenken, Entscheidungen treffen und selbstständig handeln, werden in Zukunft besonders gefragt sein. „Denn es sind genau die Fähigkeiten, die auch in zehn oder zwanzig Jahren noch nicht von KI abgedeckt werden können. Sicherlich ist Machine Learning auf dem Vormarsch, aber noch ist es nicht soweit“, erklärt Peissner.

Zum Schluss ein Resümee

Punkt 1: Auch wenn Soft Skills wie Urteilsvermögen, Neugierde, Kreativität und selbstständiges Denken künftig den Unterschied im Recruiting ausmachen könnten, braucht es Mitarbeiter mit Spezialwissen, die Experten auf ihrem Gebiet sind und so Innovation vorantreiben können. Der Mitarbeiter von morgen muss auch über die Fähigkeit verfügen, sich tief in eine Materie einzuarbeiten.

Punkt 2: Trotz aller Flexibilisierung in der Arbeitswelt sollten sich Unternehmen in Zukunft stärker positionieren. „An vielen Stellen muss das Thema Führung neu gedacht werden“, weiß Peissner. „Auch wenn Hierarchien vielleicht überkommen sind und viele Arbeitsweisen viel dynamischere Strukturen benötigen, glaube ich trotzdem, dass der Mensch im Unternehmen Orientierung und Führung braucht.“

Der menschliche Stellenwert wird trotz Digitalisierung in Zukunft weiter steigen, weil Soft Skills gefragt sind. Neue Technologien steigern im Gegenzug die Produktivität und bieten neue Lösungsansätze. „Die Zukunftsarbeit wird gesünder und interessanter. Sie bietet mehr Gelegenheiten für Selbstverwirklichung und ein erfülltes Leben.“


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