Business Intelligence Software: Entwicklungen, Trends & Marktüberblick

Nachlese zur etwas anderen BI & Analytics Tagung: Vorteile nutzen, das war die Devise der 15. BI & Analytics Tagung. Statt sich die Problematik der Lage ins Gedächtnis zu rufen, haben die Organisatoren der Tagung, das Controller Institut und das Business Application Research Center (BARC), sich dafür entschieden mit gutem Beispiel unbeirrt voranzuschreiten. Mit den Worten von Winston Churchill „Man soll nie eine Krise ungenützt vorrübergehen lassen“, eröffnete Mirko Waniczek von EY die Konferenz. 


Das Event wurde live aus Wien und Würzburg moderiert und sollte so ein effizientes und effektives Format für alle Teilnehmer*innen bieten. Dabei neu waren Challenges, die die Softwarehersteller lösten, um so – trotz Distanzformat – eine anschauliche Demonstration bieten zu können.

1. Performance Management in dynamischen Zeiten

„Dynamische Zeiten“ ist das Buzzword, das innerhalb und außerhalb der Tagung häufig zu hören ist. Selbstverständlich sind Veränderungen und eine gewisse Entwicklung grundsätzliche Gegebenheiten, was aber 2020 neu hinzukam, war eine ungewohnt starke Beschleunigung; das nahmen auch mehr als 90 Prozent der teilnehmenden Unternehmen der BARC-Studie „Fundierte Entscheidungen in dynamischen Zeiten“ wahr. Die Umfrage belegt die Vorahnung, dass dieses Jahr durch eine höhere Dynamik geprägt ist. Den Grund für diesen erhöhten Druck, sehen die Teilnehmer*innen in drei Kerntreibern: Allen voran der technologische Fortschritt. Die Technologie verändert sich bei den Produkten, die wir als Konsument*innen kaufen ebenso wie die Technologie, die Unternehmen hinter dem Vorhang nutzen. Besonders die Chancen die Cloud- oder Machine-Learning bieten, wollen Unternehmen in Analytics und BI nicht ungenutzt lassen.

Gefolgt werden die technischen Treiber von Kund*innen, die mit ihren schnell wechselnden Wünschen die Unternehmen beständig herausfordern. Zudem gilt es, die individuellen Bedürfnisse der Kund*innen passgenau zu befriedigen. Zuletzt sehen viele Unternehmen die Umwelt, in diesem Fall die ökologische, soziale und ökonomische Umwelt, als einen wesentlichen Einfluss­faktor auf die dynamische Umgebung. Für die Data- und Analytics-Welt ergeben sich daraus die unten aufgeführten Effekte.

2. Stabilität in dynamischen Zeiten schaffen: Maßnahmen und Investitionen

Speziell im Corporate Performance Management kommt es durch verkürzte Entscheidungszyklen zu einer starken Beschleunigung. Klassische Budgets werden heute vermehrt von Forecasts abgelöst, die bei vielen Unternehmen mittlerweile monatlich aktualisiert werden. Um die bessere Entscheidungsunterstützung mit aktuelleren Forecasts liefern zu können, ist eine umfassende Integration der Performance Management-Lösungen unumgänglich. Schließlich hilft die Automatisierung von Hochrechnungen und Prognosen Unternehmen schnell und effizient, ihre Entscheider*innen zu unterstützen.

Ganz konkret sehen die Teilnehmer der Studie Handlungsbedarf und Raum zur Verbesserung durch die folgenden Investitionen: Die Einführung oder Modernisierung der Software bildet die Grundlage für ein effektives und effizientes Performance Management und ist deshalb der erste Ansatzpunkt für mehr als die Hälfte aller Befragten (56 Prozent). Die Anpassung von Planungs- und Simulationsmodellen (39 Prozent) geht oft einher mit der Modernisierung oder Neueinführung von Software, denn die Modelle müssen optimal zu Anforderungen sowie Werkzeugen passen, um die erforderlichen Ergebnisse liefern zu können. Denn oft waren es nicht nur die inadäquaten Werkzeuge, sondern auch die Modelle, die besonders während der Pandemie geforderte häufige Neuplanungen und Überarbeitungen zu einem schwierigen Unterfangen gemacht haben. Schließlich galt es für immerhin mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen, auch ihren Planungsansatz und ihre Planungsprozesse anzupassen oder neu zu konzipieren (35 Prozent). Dies geht Hand in Hand mit Adaption und Modernisierung von Software und Modellen.

Abb 1: Übersicht über die drei Kerntreiber für Veränderungen, Quelle: BARC-Studie „Fundierte Entscheidungen in dynamischen Zeiten”.

Abb 1: Übersicht über die drei Kerntreiber für Veränderungen, Quelle: BARC-Studie „Fundierte Entscheidungen in dynamischen Zeiten”.

Nach den bisher gelisteten Investitionsoptionen ist es nur logisch, dass in Verbindung mit diesen Maßnahmen die Datenbasis zur Sprache kommt. Laut Umfrage wollen 53 Prozent ihre Datenbasis verbessern und 38 Prozent der Befragten ihre Datenbasis sogar erweitern, dies kann sowohl mit externen als auch internen bisher ungenutzten Daten geschehen. Abgesehen von den technischen Voraussetzungen wollen Unternehmen auch in „softere‘“ Themen investieren, die zwar in aller Munde sind, wie zum Beispiel „Data Literacy“ aber in der Realität kaum die erforderliche Aufmerksamkeit bekommen. Speziell wurden in der Umfrage die Maßnahmen zur Erhöhung der Datenkompetenz von Planungsverantwortlichen und die Methodenkompetenz im Controlling genannt. Sie lagen damit auf Platz drei und vier der geplanten oder schon umgesetzten Investitionen zur Verbesserung von Planung und Forecasting.

Es geht also darum, die verschiedenen Teilbereiche zu optimieren, in einigen Fällen sogar erst einmal aufzusetzen. Zudem ist klar, Entscheidungsträger*innen und Controller*innen müssen Raum für Schulungen und Kompetenz­bildung bekommen. Soweit so gut, die Frage nach dem wie ist klar, aber was bringt es denn? Was sind die messbaren Vorteile der oben flapsig angeführten Aufgaben? Ganz banal gesagt, ist es nur mit diesem Unterbau möglich, Forecasts häufiger, schneller und damit auch für spezifische Frage­stellungen zu erstellen. Das ermöglicht eine höhere Frequenz an Forecasts; die Zeit zwischen Identifikation eines Signals und Bereit­stellung solider Entscheidungsunterstützung ist also verkürzt. Das Performance Management wird folglich beschleunigt, ein Ziel, das 50 Prozent der Befragten verfolgen. Verbesserungen der Datenqualität, der Planungs-, Forecasting-, und Simulationsmodelle führt letzten Endes zu einer höheren Qualität des Performance Managements (Ziel für 49 Prozent der Befragten).

Die Modellverbesserung besonders im Bereich Planung und Forecasting ermöglichen eine genauere und fokussierte Unternehmens­steuerung, die in dynamischen Zeiten weiter funktioniert und verlässliche datenbasierte Steuerung zulässt. Besonders in dynamischen Krisenzeiten müssen also Maßnahmen getroffen werden, die schnelle und dennoch genaue Performance Metriken liefern. Was in dieser Liste noch fehlt ist die Verlässlichkeit, durch hohe Konsistenz und schlussendlich die hohe Anpassungsfähigkeit (47 Prozent). Interessant ist, dass 22 Prozent ebenfalls die intensive Beteiligung der Planer als ein Ziel der oben genannten Maßnahmen zur Kompetenzerweiterung sehen.

Auf die Frage, wie geht Performance Management in dynamischen Zeiten, gibt es also auf der 15. BI & Analytics Tagung klare Antworten:

  1. schnell;
  2. genau;
  3. konsistent und verlässlich;
  4. flexibel und adaptiv;
  5. nur im Team und miteinander.

Diese Anhaltspunkte helfen nun, die Challenges einzuordnen und so die Tools in Aktion zu verstehen und zu bewerten.

Abb 2: Geplante oder schon getätigte Investionen, die Stabilität in dynamischen Zeiten gewährleisten, Quelle: BARC-Studie „Fundierte Entscheidungen in dynamischen Zeiten”.

Abb 2: Geplante oder schon getätigte Investionen, die Stabilität in dynamischen Zeiten gewährleisten, Quelle: BARC-Studie „Fundierte Entscheidungen in dynamischen Zeiten”.

3. Die Anbieterpräsentationen

Sinn der Anbieterpräsentationen ist es, für Interessierte nicht nur die Angebote und Hersteller kennenzulernen, sondern auch einen Raum für den direkten Vergleich zu bieten. Das geschah im Format der Challenges sehr detailliert aber auch die Demos gaben die Möglichkeit, den Herstellern über die Schultern zu schauen und im Q&A auch auf den Zahn zu fühlen.

In nun fast gewohnter 2020-Manier, gab es auch hier einen technischen Hickup. Die Teilnehmer*innen zeigten sich flexibel und holten den Termin zur Planning-Challenge nach, das Ergebnis ist neben den anderen on-demand zur Verfügung. Ansonsten ordneten sich die Präsentationen in den nun schon gewohnten Remoterahmen ein, inklusive der „Sie sind noch auf mute“ Zwischenrufe. Es gab also trotz Format­änderung keine Einbußen im Informationsgehalt und doch ein wenig zwischenmenschliche Interaktion.

4. Forecasting und Planning im Fokus

In der Planning-Challenge konnten sich Serviceware mit Cubus, Corporate Planning und SmartPM.solutions vorstellen. Hierfür wurden den Anbietern Daten, Datenmodelle und Aufgaben bereits im Vorfeld geschickt. Diese simulierten einen Retailer und enthielten unter anderem Produkt- und regionale Hierarchien. Jeder Anbieter konnte dann in 25 Minuten die Lösung der Aufgaben in ihrem Tool umsetzen (eine ausführliche Version über ca zwei Stunden ist ebenfalls verfügbar). Der Vorteil dieses Setups liegt auf der Hand: Sie verlaufen wie ein Mini-PoC und erlauben einen fairen Vergleich der drei Lösungen.

Zu den Aufgaben gehörten die Erfassung der Daten und deren Modellierung, sowie eine Ist-Analyse, Hochrechnungen, Planung und Forecasting. In diesem Rahmen stellten sich schnell die strategischen Schwerpunkte der teilnehmenden Plattformen heraus. So präsentierte Cubus, heute Serviceware zugehörig, eine Lösung das größte Augenmerk auf freie Gestaltung legt. Wohingegen Corporate Planning seine Lösung mehr durch vorgefertigten Content für Business User schmackhaft machen möchte und neben der Aufgabe auch noch eine neue Erweiterung vorstellte. SmartPM.solutions zeigte sich als flexibler Servicep­artner und gab Einblicke in die Arbeit mit Jedox.

Neben den Challenges gab es selbstverständlich auch die bereits bekannten Demos. Im ersten Block, gaben smartPM.solutions und Corporate Planning Einblicke in ihre Unternehmen und die Lösungen. Im zweiten Block waren die sehr flexiblen Planning-Anbieter Jedox, Prophix und IDL zu sehen.

5. Analytics und Dashboards im Fokus

Zunächst stellten sich in den Demos OMNINET, Oracle und solcion IT vor. OMNINET mit ihrem Produkt BI Express beschleunigen Analytics und BI auf Basis von Power BI und anderen Microsoft-Komponenten. solicon IT ist mit Oracle eng verknüpft, sodass die beiden sich gemeinsam als schlagkräftiges Team vorstellten. In der zweiten Gruppe zeigten sich Bissantz, Domo und NAVAX. Bissantz betonte die Mobile-BI–Fähigkeiten von Analyse und Reporting, was unter dem Rahmen „Aufmerksamkeit nutzen“ präsentiert wurde. NAVAX öffnete mit einer SalesPerformance-Analyse und beschrieb das Präsentationsthema mit Vernetzung und Verbesserung der Geschäftsprozesse und stellte so die Use-Cases in den Vordergrund. Domo hebte besonders die Usability der Plattform hervor. Das wurde besonders durch Storytelling und intuitives Drag-and-Drop deutlich.

Schließlich folgte die Analytics Challenge. Wie bereits bei der Planning Challenge, erhielten Teilnehmer OMNINET und solicon IT die Demodaten bereits im Vorfeld. Zu ihren Aufgaben zählte unter anderem der Import der Daten und deren Modellierung, das Dashboard bauen und die Navigation durch ausgewählte Kennzahlen. Beide Anwender absolvierten die Challenge gut und unterstrichen dabei auch ihre jeweiligen Vorzüge. Passend zu den oben genannten Anforderungen legten beide Anwender besonderes Augenmerk auf eine schnelle Dashboard-Generierung und erleichterte Datenintegration.

Auf den Punkt gebracht

Die alljährlich stattfindende BI & Analytics Tagung bietet Entscheidungsträger*innen aus Management, Finance, Controlling und IT einen strukturierten Überblick über aktuelle Entwicklungen und Trends sowie über die Lösungen der wichtigsten Business-Intelligence-Anbieter. Hier wurde im Besonderen aus der aktuellen Situation für die weitere strategische Ausrichtung des Performance Managements eingegangen. Die Anbieterdemos gaben den Herstellern die Möglichkeit ihre Showponys vorzustellen und so besonders starke Aspekte herauszustellen. Wohingegen die Challenges eine tolle Chance boten, die teilnehmenden Plattformen mit fremden Daten in Aktion zu sehen.


Der Beitrag ist in CFOaktuell (Heft 1/2021) erschienen. Mehr Infos unter: www.cfoaktuell.at

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