Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Der Super-CFO | Nachlese zum Austrian CFO Day 2024 by CFOaktuell
Wie können CFOs die zahlreichen und komplexen Anforderungen bewältigen und ihr Unternehmen durch Unwägbarkeiten steuern? Mit dieser Frage haben sich CFOs führender Unternehmen und rund 200 Teilnehmer:innen auf dem Austrian CFO Day by CFOaktuell am 24. September 2024 im Apothekertrakt Schönbrunn auseinandergesetzt.
Unter dem Thema „Der Super-CFO – Finanzführung zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ bot die führende Community-Veranstaltung für österreichische Finanzexecutives die Möglichkeit, an verschiedenen Formaten zu den Kernthemen der CFO-Agenda teilzunehmen: Die CFO-Rolle im Wandel, geopolitische Turbulenzen, Performance-Steigerung, Finance Transformation, Künstliche Intelligenz, Smart Closing & Reporting, Nachhaltigkeit und Governance, Nachhaltigkeit in der Finanzierung und Future of Work.
DIE CFO-ROLLE NEU DENKEN
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Super-CFO? Gerhard Schwartz (B&C), Keynote Speaker des Austrian CFO Days, sieht dahinter die massive Ausweitung der CFO-Agenda in den letzten Jahren. In seiner Keynote „Eine strategische Verortung: Die CFO-Rolle neu interpretiert“ beschrieb er den Wandel der CFO-Rolle: Früher auf die Finanzorganisation eines Unternehmens beschränkt, fungiert der CFO heute als Schnittstelle, die alle wesentlichen Teile einer Organisation zusammenführt und verbindet. Gerhard Schwartz teilte in der Keynote seine Erfahrungen und Einsichten aus seiner langjährigen Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsrat und ging der Frage nach, warum gerade heute so hohe Erwartungen an die CFO-Funktion gestellt werden. Er ist sich sicher, dass ein CFO eine Art „Powerhouse“ sein muss, und die Erweiterung des Aufgabenfeldes erkennt und annimmt.
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatte die Geschäftsführerin des Österreichischen Controller-Instituts und Herausgeberin von CFOaktuell Rita Niedermayr Gerhard Schwartz zu einem Gespräch gebeten, um Einblicke in die Herausforderungen und Veränderungen der CFO-Rolle zu geben. Im Podcast können die Perspektiven und Handlungsempfehlungen für ein erfolgreiches Agieren in einer sich ständig verändernden Welt noch einmal nachgehört werden.
SUPERPOWER DES CFOs
Wie sich die CFO-Rolle im Spannungsfeld zwischen Megaunsicherheit und kultivierter Zuversicht erfolgreich ausrichten lässt, darüber diskutierten Gerald Klenner (Egon Zehnder), Hannes Moser (Greiner), Petra Preining (AT&S) und Gerhard Schwartz (B&C) unter der Moderation von Rita Niedermayr beim diesjährigen CFO Talk.
„CFOs haben kein Super-Cape zu Hause“, sagte Petra Preining (AT&S) zu Beginn in der CFO Day-Paneldiskussion. Trotz dessen stehen CFOs in einer sich dynamisch verändernden Geschäftswelt vor der Herausforderung, ständig neue Aufgaben zu übernehmen und ihre Strategien und Arbeitsweisen regelmäßig anzupassen.
Ein entscheidender Punkt, der immer wieder zur Sprache kam, ist die Notwendigkeit, sowohl die kurzfristigen Risiken zu bewältigen als auch langfristig die strategischen Weichen für das Unternehmen zu stellen. Hannes Moser (Greiner) betonte dabei: „Es ist wichtig, die Realität anzuerkennen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Ich halte es für essenziell, dass mein Team und ich immer gut informiert sind, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.“ Für Moser ist es essenziell, die Balance zwischen der Absicherung der finanziellen Stabilität und der langfristigen strategischen Ausrichtung zu halten.
Gerald Klenner (Egon Zehnder) hob die wachsende Business-Orientierung der CFOs hervor: „Unternehmen fordern verstärkt Business-Orientierung und Nähe zum operativen Geschäft. Die Unternehmen suchen also Kandidaten für die CFO-Rolle, die jederzeit auch als Co-Pilot und Sparringspartner agieren können.“
Gerhard Schwartz (B&C) betonte sowohl in seiner Keynote als auch im CFO Talk die Wichtigkeit einer zukunftssicheren CFO-Organisation. Diese solle „up-to-date“ sein und der Größe und Komplexität der Unternehmensgruppe angemessen. Zusätzlich sollte der CFO für die wesentliche Schlüsselpositionen der Finanz-Organisation die besten Leute gewinnen und auch halten. „Wenn ein CFO die Rahmenbedingungen in seinem Unternehmen schafft, dann hat er die wesentlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, sowohl effektiv als auch effizient zu sein.“ Außerdem ist für Schwartz die richtige Flughöhe entscheidend: Ein CFO muss die relevanten Themen der einzelnen Segmente und Konzerngesellschaften ausreichend und tiefgehend kennen, denn nur dann kann er die Einschätzungen und Aktivitäten seines Teams hinterfragen. Dann kann der CFO ausreichend kritisch gegenüber der Geschäftsführung auftreten, an der richtigen Stelle laut und deutlich „Nein“ sagen und seiner Rolle als Gatekeeper nachkommen.
Für Petra Preining (AT&S) ist es in einem Umfeld, das von Unsicherheiten geprägt ist, entscheidend, als CFO einen kühlen Kopf zu bewahren und offen zu kommunizieren. In einer sich ständig wandelten Welt, sieht sie das Positive: „Wandel ist überall – politisch, am Markt, in der Gesellschaft und auch innerhalb unseres Unternehmens. Wandel ist Entwicklung, und Entwicklung ist Fortschritt.“ Ein positives Mindset sei entscheidend, um in einer unsicheren Welt voranzukommen und das Unternehmen weiterzuentwickeln. Das betonte auch Hannes Moser: „Es ist von großer Bedeutung, eine positive Grundhaltung zu bewahren. Zuversicht bedeutet für mich nicht, die Augen vor den Risiken zu verschließen, sondern vielmehr, den Fokus auf die Chancen zu richten, die auch in Krisenzeiten bestehen.“
PRODUKTIVITÄTSSTEIGERUNG, RESPONSIBLE MANAGEMENT UND NACHHALTIGE FINANZIERUNG: PARALLELE FOREN AM VORMITTAG
Im Anschluss an die Eröffnung hatten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, eines von drei parallelen Foren zu besuchen. Im ersten Forum zum Thema „Produktivität steigern und profitables Wachstum freisetzen“ thematisierten Peter Schentler und Stefan Leber (beide Horváth) die aktuellen Entwicklungen und zukünftigen Anforderungen, auf die sich der CFO-Bereich vorbereiten muss, die zukunftsorientierte CFO-Organisation und deren Leistungsportfolio sowie die Entwicklung der notwendigen Fähigkeiten. Das anschließende Panelgespräch mit Wolfgang Berger (Mondi) und Peter Skerlan (Frequentis) drehte sich um die Frage, was die Hebel zur Weiterentwicklung des CFO-Bereichs sind und wo die größten Potenziale zur Effizienzsteigerung liegen.
Im zweiten Forum zum Thema „Responsible Management“ durften sich die Teilnehmer:innen über eine Keynote von Alma Zadić (Bundesministerium für Justiz) freuen. In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Klemens Eiter (Porr), Birgit Kraml (Wolf Theiss), Sanela Terko und Christina Wieser (beide BDO) die nachhaltigkeitsbezogene Rolle, Verantwortung und Zuständigkeit des CFO, Eckpunkte einer nachhaltigen Unternehmens- und Führungskultur, effektives ESG-Upskilling in Geschäftsführung/Vorstand und Aufsichtsrat, die Rolle der Vergütungspolitik für den Vorstand sowie Sanktionen/Haftungen im europäischen Vergleich.
Im Mittelpunkt des dritten Forums stand das Thema „Sustainable Finance“ und die Frage, ob Nachhaltigkeit in der Finanzierung ein Muss für Banken und Unternehmen ist. Thematisiert wurden die Rolle der Banken bei der Umsetzung des Green Deals und wie die Nachhaltigkeitsstrategie mit den Erwartungen der Stakeholder in Einklang gebracht werden kann, die Unternehmensfinanzierung unter Berücksichtigung von ESG-Faktoren und steigenden Anforderungen sowie das erweiterte Aufgabenspektrum der CFOs um nicht-finanzielle Aspekte in der Finanzierung und Berichterstattung. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Finanzierung für eine nachhaltige Zukunft: Wie Unternehmen/CFOs und Banken zusammenarbeiten können“ mit Martin Graf (Energie Steiermark), Franz Hiesinger (Mayr-Melnhof Karton), Birgit Stöber (Good Mills Group), Ulrike Gehmacher und Andreas Hauer (beide Erste Group) unter der Moderation von Catharina Ahmadi (environomics) statt.
INTERAKTIVES MITTAGESSEN: LUNCH & TALK
In der Mittagspause waren die Teilnehmer:innen eingeladen, zum moderierten Erfahrungsaustausch an neun Thementischen zu ausgewählten Fragestellungen der aktuellen CFO-Agenda Platz zu nehmen. Das bereits aus den Vorjahren bewährte Lunch-Talk-Format bot den Teilnehmer:innen die Gelegenheit, sich noch fokussierter zu den Kernthemen der Tagung mit Expert:innen und Peers auszutauschen.
AUTOMATISIERUNG, KI, NACHHALTIGKEIT UND DIGITALISIERUNG: PARALLELE FOREN AM NACHMITTAG
Am Nachmittag hatten die Teilnehmer:innen erneut die Möglichkeit, verschiedene Foren, Diskussionen und Formate zu besuchen. In den Räumlichkeiten des Apothekertraktes Schönbrunn gab es wertvolle Impulse zu folgenden Themen:
- Produktivität steigern und profitables Wachstum freisetzen mit Alexander Rudnay (Agrana), Michael Hummelbrunner (MIBA), Klaus Haberfehlner und Nikolaus Köchelhuber (beide EY Parthenon)
- Automatisierung mit Gabriela Loreth-Kurz (Österreichisches Rotes Kreuz) und Florian Muth-Zeisler (Yokoy)
- Finanzen mit KI neu aufstellen: Intelligenz trifft Effizienz mit Jörg Eisenschmied (Infineon), Alexandra Riegler-Haag (Frauenthal Handels Gruppe), Lucia Wieder (ÖBB-Holding), Susanne Zach und Kristina Aichwalder (beide EY Österreich)
- ESG – Bedeutung für Mitarbeiter:innen und Organisationen mit Katharina Perfahl (Felbermayr Group), Nora Berger (Oberbank), Maria Gottenhuber (Nachhaltigkeitsexpertin), Matthias Schulmeister (Schulmeister) und Clemens Nachbauer (Controller Institut/EY Österreich)
- Produktivität steigern und profitables Wachstum freisetzen mit Doris Pokorny (APA-Gruppe), Eva Posan (Media Markt Austria), Jürgen Mellitzer und Gerhard Wolf (beide KPMG)
- Digitalisierung & Sustainability mit Hermann Fedra (AEP Solutions), Markus Vogel (pro move) und Heimo Teubenbacher (ESG4CFO)
- Finance Transformation mit Stefan Dankovsky und Joseph Steinkellner (beide Bitpanda und Christoph Burkhardt (Lucanet)
- Finanzen mit KI neu aufstellen mit Angelo Zoccola (Erste Group), Peter Schentler (Horváth), Ursula Kampl und Reinhard Taucher (beide SAP)
CFO-LABS: INNOVATIVE IDEEN UND LÖSUNGEN FÜR DIE CFO-AGENDA UND FUTURE FINANCE
Ein besonderes Highlight war in diesem Jahr das neue Format der CFO-Labs. Den Teilnehmer:innen wurde die Möglichkeit gegeben, in kleinen Gruppen von 8-10 Führungskräften intensiv zusammenzuarbeiten. Im ersten CFO-Lab zum Thema „AI-based Performance Management“ widmeten sich Matthias Emler und Fabian Dülken (beide Horváth) gemeinsam mit den Teilnehmer:innen der Frage, wie KI die Steuerung von Unternehmen verändert und welche Potenziale damit einhergehen. Im zweiten CFO-Lab „Smart Closing & Reporting“ drehte sich der aktive Austausch unter der Leitung von Kristina Aichwalder und Christoph Korec (beide EY Österreich) um die Frage, wie der Einsatz neuer Technologien die Prozessautomatisierung in Unternehmen fördert und welche Entwicklungen sich daraus ergeben. Das neue, interaktive Format ermöglichte den Teilnehmer:innen einen tiefgehenden Austausch und die Entwicklung praxisnaher Strategien.
EUROPAS INDUSTRIE DURCH GEOPOLITISCHE TURBULENZEN STEUERN
Velina Tchakarova (FACE For A Conscious Experience) stellte in ihrem Closing Talk vier Zukunftsszenarien vor, von der „Festung Europa“ bis zum „verlorenen Jahrzehnt“. Es handelt sich dabei nicht um Prognosen, sondern um die strategische Optionen Europas in Zeiten geopolitischer Turbulenzen. Der Vortrag gab einen Einblick in die Herausforderungen und insbesondere auch Chancen neue Lieferketten, neue Partnerschaften und Investitionsmöglichkeiten, die sich aus der aktuellen geopolitischen Lage ergeben.
Mit denen von Velina Tchakarovas vorgestellten Optionen für die Zukunft Europas ging ein spannender Austrian CFO Day 2024 zu Ende. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmer:innen, Partner:innen und Sponsor:innen.
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