Nachhaltiges Wirtschaften @ Greiner

Greiner aus Kremsmünster ist seit über 150 Jahren in Familienbesitz und zählt heute zu den weltweit führenden Anbietern von Schaum- und Kunststofflösungen. Thomas Scheurecker – Leiter des Group Controlling der Greiner AG – über die Besonderheit der strategischen Finanzsteuerung in Familienunternehmen.

Financial Management bei Greiner

Bei strategischen Entscheidungen steht bei Familienunternehmen meist nicht die kurzfristige Maximierung finanzieller Performance Indikatoren im Vordergrund, vielmehr spielt die langfristige und nachhaltige Absicherung eines erfolgreichen Fortbestehens des Unternehmens die entscheidende Rolle.1 Dabei geht es um Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, soziale Verantwortung, vertrauensvoller und wertschätzender Umgang mit Mitarbeitern, Geschäftspartnern oder anderen Stakeholdern.2

Diese Gesichtspunkte haben in Folge einen entscheidenden Einfluss auf das Finanzmanagement bzw. auf das finanzielle Steuerungsmodell. Vorrangiges Ziel jedes Finanzmanagementsystems ist effiziente und effektive Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel zur Erreichung der operativen und strategischen Unternehmensziele. Abbildung 1 zeigt die wichtigsten Aspekte der strategischen Finanzsteuerung bei Greiner. Die darin angeführten drei Eckpfeiler stellen abhängig von ihrem zeitlichen Horizont verschiedene Ziele und Themen in den Mittelpunkt.

Abb 1: Strategisches Dreieck zur Finanzsteuerung.

Free Cash-Flow

Beginnend mit der kurzfristigen Perspektive ist die Generierung von positiven Free Cash-Flows nicht nur eine wesentliche Komponente zur Reduzierung bzw. Einhaltung eines „gesunden“ Niveaus der Nettofinanzverbindlichkeiten, vielmehr hat der Free Cash-Flow eine enorme strategische Bedeutung. Eine solide Entwicklung deutet auf ein erfolgreiches Geschäftsmodell hin, auf das sich die Eigentümer und auch externe Finanzgeber verlassen und vertrauen können.

Wert – Greiner Value Added (GVA)

2014 wurde ein Projekt zur Entwicklung und Formulierung einer Vision 2020 für die gesamte Gruppe gestartet. Für die Verwirklichung der in der Vision gegossenen Ziele ergab sich die Notwendigkeit der Einführung eines für Greiner entwickelten wertorientierten Steuerungskonzeptes unter folgenden Prämissen:

Greiner ist ein globales Unternehmen mit Produktionsstandorten in den wichtigsten Wirtschaftszentren der Welt.

Greiner steigert nachhaltig und kontinuierlich den Unternehmenswert für seine Aktionäre.

Die notwendigen finanziellen Mittel erwirtschaftet Greiner aus dem operativen Geschäft, dadurch sichert Greiner die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit als Familienunternehmen.

Wert schaffen hat bei Greiner viele Facetten, vom aktiven Leben der Unternehmenswerte und Führungsprinzipien (Code of Conduct) über das Schaffen eines Mehrwerts für das Leben der Kunden (Plastics for Life) bis hin zum Schaffen eines finanziellen Wertes (Greiner Value Added) für die Eigentümer zur langfristigen, nachhaltig erfolgreichen Weiterentwicklung der Gruppe. Aus diesem Grund wurde eine wertorientierte Spitzenkennzahl, der Greiner Value Added (GVA), eingeführt, welcher inhaltlich auf dem Konzept des Economic Value Added (EVA) basiert und einen wesentlichen Eckpunkt im „Strategie-Dreieck“ von Greiner darstellt, wobei im Gegensatz zum klassischen EVA auf eine „Optimierung“ und nicht auf die „Maximierung“ des Wertbeitrages hingearbeitet wird.

Strategische Leitplanken

Die drei strategischen Grundpfeiler Globalisierung, Innovation und Diversifikation stehen langfristig gesehen im Fokus der Finanzsteuerung. Unternehmerische Entscheidungen müssen folglich immer unter den Gesichtspunkten der strategischen Ausrichtung des Konzerns getroffen werden.

Steuerungssichten und Steuerungsgrößen

Abgeleitet aus dem Finanzmanagementsystem ergeben sich die in der Abbildung 2 gezeigten Steuerungssichten und -größen, die sich einerseits in die Kategorien Ergebnisgrößen, Bilanzgrößen und Top-KPIs einteilen lassen, und sich andererseits hinsichtlich des Aggregations- und des zeitlichen Steuerungsaspekts unterscheiden. Die prozessübergreifend, gleichbleibend definierten Berechnungen und Aggregationsstufen werden bei Greiner mit Hilfe der im Einsatz befindlichen Konsolidierungs- und Planungssoftware (CCH-Tagetik) durchgeführt und sind mittels sogenannten FSTs (Financial Statement Templates) aus dem System abrufbar. Mit der Einführung von CCH-Tagetik wurde innerhalb des Konzerns somit ein „Single Point of Truth“ für alle Finanzdaten geschaffen.

Abb 2: Steuerungssichten und -größen.

Steuerungsprozesse

Die Controlling Prozesse bei Greiner umfassen neben dem monatlichen Managementreporting, zwei unterjährige Forecasts, die strategische Mehrjahresplanung, die jährliche Budgetierung sowie die Mehrjahresplanung. Die zeitliche Abfolge und die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Prozessen sind in Abbildung 3 ersichtlich. Sämtliche Corporate Controlling Prozesse sind im CCH Tagetik abgebildet, mit dem neben den Controlling Agenden auch die IFRS-Halbjahres- und Jahresabschlüsse erstellt werden.

Abb 3: Controllingprozesse bei Greiner.

Corporate Controlling  Systemlandschaft

Die Corporate Controlling Systemlandschaft besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten – dem Konsolidierungs- und Planungssystem (CCH Tagetik) sowie auf dessen SQL-Datenbank aufsetzenden Reportingtool (XLCubed Excel Enterprise Edition und XLCubed Web für Online Reporting).

Fazit

Die Einführung eines konzernweit übergreifenden Performance Management und Reportingsystems hat zu sehr großen, spürbaren Verbesserungen geführt. Es gibt in Meetings jetzt keinerlei Diskussionen mehr darüber, welche Zahlen nun stimmen. Es ist ganz einfach: Was in Taktik steht, zählt. Alle greifen stets auf den exakt gleichen Datenstand zu. Für uns ist das ein immenser Vorteil, der zudem auch das Fehlerrisiko signifikant minimiert.

Anmerkungen

1 Vgl. Haushofer, Familienunternehmen in Österreich – Eine aktuelle Studie der WKO, Dossier Wirtschaftspolitik 2013/11, Wien 2013, 4.

2 Vgl. Le-Breton-Miller & Miller, Why Do Some Family Businesses Out – Compete? Governance, Long-Term Orientations, and Sustainable Capability, Entrepreneurship Theory and Practice, Volume 30, Issue 6, 2006, 732.

DI (FH) Thomas Scheurecker, MBA wird das Financial Management @ Greiner auf dem 39. Österreichischen Controllertag im Detail vorstellen. Weitere Infos unter: www.controllertag.at

Außerdem wird sein ausführlicher Bericht im kommenden CFOaktuell, Ausgabe 2, veröffentlicht. Mehr dazu unter: www.cfoaktuell.at

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