Karriere im Controlling: Fähigkeiten, die den Unterschied machen
In einer digitalen und komplexen Welt verändert sich das Rollenverständnis im Controlling und in CFO-Organisationen grundlegend. Die Rolle des Controllers entwickelt sich zu einer integrativen, wertschöpfenden Funktion, die eng mit Führungsaufgaben verknüpft ist. Erfahren Sie im Artikel, wie das neue IGC-Controller-Leitbild Orientierung bietet, welche Kompetenzen für die Zukunft entscheidend sind und welche Chancen und Herausforderungen die aktuellen Entwicklungen mit sich bringen.
1. WIE SICH DIE ROLLENKONZEPTE IM CONTROLLING UND IN CFO-ORGANISATIONEN IN EINER ZUNEHMEND KOMPLEXEN UND DIGITALEN WELT VERÄNDERTN
Die Veränderungen in den Rollenkonzepten[i] im Controlling und in den CFO-Organisationen sind nicht nur durch die Zentralisierung von Aufgaben und die Spezialisierung von Rollen geprägt, sondern auch durch ein grundsätzliches Umdenken hinsichtlich der Verantwortung und Zusammenarbeit innerhalb der Organisation. Dabei wird die Rolle des Controllers zunehmend als integrative, wertschöpfende Funktion verstanden, die über rein operative Tätigkeiten hinausgeht und eng mit anderen Führungsrollen verknüpft ist.
Neben den klassischen Rollen des Business Partners und der spezialisierten Positionen wie Data Scientists und Business Analysts entstehen zunehmend hybride Rollen, die verschiedene Kompetenzen vereinen. Beispiele hierfür sind:
- Performance Manager:innen: Sie konzentrieren sich darauf, die Gesamtleistung der Organisation zu optimieren, indem sie Finanz- und Nicht-Finanz-Kennzahlen miteinander verknüpfen und ein integriertes Steuerungsmodell entwickeln. Diese Rolle erfordert sowohl analytische als auch strategische Fähigkeiten und eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen.
- Change Agents: Diese Rolle wird insbesondere in Transformationsprojekten wichtig, bei denen Controller nicht nur analytisch tätig sind, sondern auch als Treiber des Wandels fungieren. Sie begleiten Veränderungen wie die Einführung neuer Technologien, die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien oder die Anpassung von Geschäftsmodellen und agieren dabei als Vermittler zwischen verschiedenen Interessengruppen.
- Value Architects: Diese Rolle geht über das klassische Controlling hinaus und konzentriert sich darauf, langfristigen Wert für das Unternehmen zu schaffen. Dazu gehört die Identifikation neuer Geschäftsmöglichkeiten, die Bewertung von Investitionen und die strategische Beratung der Geschäftsleitung.
- Digital Transformation Experts: Angesichts der zunehmenden Digitalisierung in CFO-Bereichen übernehmen Controller auch Aufgaben, die traditionell in IT-Abteilungen angesiedelt waren. Sie steuern Projekte zur Implementierung von KI-basierten Analysetools, betreiben Datenmanagement und stellen sicher, dass digitale Systeme auf die Bedürfnisse der Unternehmenssteuerung ausgerichtet sind.
Unsere heutige Zeit und die Organisationen erfordern eine Multiperspektivität in CFO-Organisationen. Rollen wie die des Controllers, des Data Scientists oder des Performance Managers müssen nicht isoliert betrachtet werden, sondern in enger Verzahnung miteinander agieren. Die erfolgreiche Steuerung eines Unternehmens hängt nicht mehr nur von isolierten Finanzkennzahlen ab, sondern von der Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven – strategisch, operativ, analytisch und technologisch – zu integrieren.
Während sich die Rollenkonzepte im Controlling grundlegend wandeln und neue Anforderungen an die Zusammenarbeit und Verantwortlichkeiten stellen, rückt die Frage in den Fokus, welche Fähigkeiten Controller heute und in Zukunft benötigen, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden.
2. WELCHE FÄHIGKEITEN CONTROLLER HEUTE UND MORGEN BENÖTIGEN
Controlling steht seit jeher vor der Herausforderung, die steigende Komplexität und Dynamik der Unternehmenssteuerung in einer globalisierten und digitalisierten Welt zu bewältigen. Das neue Leitbild der International Group of Controlling (IGC)[ii] legt den Fokus darauf, dass Controlling nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern als integrativer Bestandteil des Managementprozesses zu verstehen ist. Es erfordert Controller, die nicht nur Daten und Berichte bereitstellen, sondern auch aktiv an der Gestaltung und Umsetzung strategischer Entscheidungen beteiligt sind.
Abbildung: Controller-Leitbild der International Group of Controlling 2024[iii]
Zwar gibt es keine One-size-fits-all-Aufstellung aller erforderlichen Fähigkeiten, da diese stark von den spezifischen Anforderungen eines Unternehmens oder einer Branche abhängen. Dennoch lassen sich in Bezug auf das IGC-Leitbild einige zentrale Kompetenzen identifizieren, die für eine zukunftsorientierte Rolle im Controlling von Bedeutung sind:
- Ganzheitliches betriebswirtschaftliches Controlling-Verständnis:
Im Mittelpunkt steht die Fähigkeit, operative und strategische Prozesse miteinander zu verknüpfen. Dies umfasst die Integration zentraler Steuerungselemente wie Bilanz, GuV und Cashflow sowie die Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmenssteuerung. Entsprechend dem Leitbild agieren Controller hier als strategische Partner des Managements, die eine gesamtheitliche Perspektive einnehmen und Entscheidungen aktiv unterstützen. - Daten- und Analysekompetenz:
Mit dem rasanten technologischen Fortschritt steigen die Anforderungen an datenbasierte Entscheidungsfindung. Controller müssen moderne Technologien wie Predictive Analytics und Künstliche Intelligenz nutzen, um Prozesse zu automatisieren und zukunftsgerichtete Entscheidungen zu ermöglichen. Das Leitbild betont, dass Controller durch die gezielte Nutzung von Daten und Technologien die Entscheidungsfindung auf ein neues Niveau heben und so einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen. - Nachhaltigkeitsorientierung:
Die Integration von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance) ist unverzichtbar. Controller entwickeln Werkzeuge wie Sustainability Cockpits, um nachhaltige Unternehmensziele messbar und steuerbar zu machen. Das Leitbild fordert hier, dass Controller nicht nur finanzielle Kennzahlen überwachen, sondern auch Verantwortung für die langfristige Wertsteigerung durch nachhaltige Steuerungsansätze übernehmen. - Strategisches Business Partnering:
Als Sparringspartner des Managements verbessern Controller die Entscheidungsqualität, indem sie langfristige Unternehmensziele und proaktives Risikomanagement in ihre Analysen einbeziehen. Im Sinne des Leitbilds agieren sie als aktive Berater, die Entscheidungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorbereiten und fundierte Empfehlungen ausarbeiten. - Leadership und Veränderungsmanagement:
Neben fachlicher Expertise sind Führungsqualitäten entscheidend. Controller übernehmen eine aktive Rolle in Veränderungsprozessen, fördern agile Methoden und stärken ihre Coaching- und Kommunikationskompetenzen. Das Leitbild sieht Controller nicht nur als Unterstützer, sondern auch als Treiber von Wandel, die Organisationen durch herausfordernde Phasen begleiten und mitgestalten. - Einsatz moderner Technologien:
Innovative Systeme wie treiberbasierte Planung, Dashboards und Reporting-Tools sind unverzichtbar, um Komplexität zu reduzieren und Transparenz zu schaffen. Das Leitbild unterstreicht die Notwendigkeit, dass Controller durch den Einsatz solcher Tools Daten zielgerichtet aufbereiten und damit den Wert von Entscheidungen erhöhen.
Das Controller-Leitbild stellt damit die Grundlage für eine zukunftsfähige Steuerung dar. Es definiert Controller als zentrale Akteure, die durch ein umfassendes Kompetenzprofil den Erfolg moderner Unternehmen entscheidend mitgestalten.
3. WAS DER NACHWUCHS KÖNNEN SOLL
Vor allem auch die Anforderungen an junge Controller sind im Begriff, sich deutlich zu verändern. Während klassische Aufgaben wie manuelle Datensammlung und -aufbereitung, Zahlenproduktion und Informationsaufbereitung durch Automatisierung und Digitalisierung an Bedeutung verlieren und liegt der Fokus nicht mehr ausschließlich auf der reinen Analyse von (Finanz)-Zahlen liegt, sondern auf einem ganzheitlichen Verständnis der Unternehmenssteuerung. Technologische Innovationen, die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit und die zunehmende Integration von datengetriebenen Entscheidungsprozessen erfordern auch beim Nachwuchs eine andere Palette an Kompetenzen. Führende Hochschullehrer[iv] identifizieren dazu fünf zentrale Aspekte, die sich wiederum auch klar im neuen IGC-Controller-Leitbild widerspiegeln:
- Junge Controller sollten sich als Bindeglied zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen wie IT, HR und Management verstehen. Diese Schnittstellenfunktion erfordert ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und ein tiefes Verständnis für betriebliche Prozesse.
- Zudem wird technologisches Know-how immer wichtiger: Der Umgang mit Analysetools, Low-Code- und No-Code-Plattformen sowie Künstlicher Intelligenz ist inzwischen unerlässlich, um die Effizienz und Aussagekraft von Datenanalysen zu steigern.
- Nachhaltigkeit hat ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Nachwuchskräfte sollten in der Lage sein, ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance) in Steuerungskonzepte zu integrieren und nachhaltige Ziele zu messen und zu überwachen.
- Gleichzeitig müssen sie sukzessive strategisches Denken entwickeln, um das Management bei der Ableitung und Umsetzung von Maßnahmen zur langfristigen Wertschöpfung zu unterstützen.
- Flexibilität und Innovationsfähigkeit sind weitere Schlüsselkompetenzen. Junge Controller sollten dynamisch auf Veränderungen reagieren und sich kontinuierlich weiterentwickeln, um den Anforderungen eines zunehmend agilen Arbeitsumfelds gerecht zu werden. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und innovative Lösungen zu entwickeln, wird entscheidend sein, um in der sich wandelnden Welt des Controllings erfolgreich zu bestehen.
4. ERFOLGREICH STARTEN: SCHLÜSSELKOMPETENZEN FÜR DEN EINSTIEG
Wer heute in diesen Bereich einsteigen möchte – egal ob als Anfänger oder als Fortgeschrittener, sollte einige wesentliche Aspekte berücksichtigen:
- Ganzheitliches Verständnis entwickeln: Erfolgreiche Controller verbinden operative und strategische Perspektiven. Sie verstehen zentrale Steuerungselemente wie Bilanz, GuV und Cashflow und verknüpfen diese mit nachhaltigen und zukunftsorientierten Zielen.
- Datenkompetenz stärken: Der Umgang mit modernen Technologien wie Predictive Analytics, Low-Code-Tools und Künstlicher Intelligenz wird zunehmend entscheidend. Datenbasiertes Arbeiten und analytisches Denken bilden die Basis für fundierte Entscheidungen und erfolgreiche Unternehmenssteuerung.
- Nachhaltigkeit in den Fokus rücken: ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance) prägen die Unternehmenssteuerung der Zukunft. Einsteiger sollten sich mit nicht-finanziellen ESG-Inhalten, Prozessen und Tools vertraut machen, um nachhaltige Ziele messbar und steuerbar zu machen.
- Kommunikation und Zusammenarbeit: Als Bindeglied zwischen verschiedenen Bereichen wie IT, HR und Management ist es essenziell, Kommunikationsfähigkeiten und Schnittstellenkompetenz zu entwickeln. Controller agieren nicht isoliert, sondern als zentrale Partner des Managements.
- Flexibilität und Lernbereitschaft: In einem dynamischen Marktumfeld wird Agilität zur Schlüsselkompetenz. Lifelong Learning und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, sind unverzichtbar, um den Wandel aktiv mitzugestalten.
- Praktische Erfahrungen sammeln: Der Einstieg über Bereiche wie Business-Unit- oder Werks-Controlling ermöglicht es, sowohl Basis- als auch strategisches Wissen aufzubauen. Verknüpfen Sie Theorie mit Praxis, um die Herausforderungen moderner Unternehmenssteuerung besser zu verstehen.
Controller von morgen sind nicht nur Zahlenexperten, sondern Gestalter und Treiber von Veränderung. Mit der Kombination aus fundiertem Fachwissen, technologischer Kompetenz und strategischem Denken können Sie nicht nur erfolgreich in das Controlling einsteigen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Unternehmensentwicklung leisten.
QUELLEN:
[i] Schäffer: Die Controller Rolle(n) der Zukunft, in: Controller Magazin, Ausgabe 6/23
[ii] Eiselmayer/Gleich/Losbichler/Möller/Niedermayr: Controller für die Zukunft befähigen, IGC Leitbild 2024, in: controller magazin, Ausgabe 1/25
[iii] Eiselmayer/Gleich/Losbichler/Möller/Niedermayr: Controller für die Zukunft befähigen, IGC Leitbild 2024, in: controller magazin, Ausgabe 1/25
[iv] Grabner/Möller/Weißenberger: Karriere im Controlling, in: Controlling & Management Review, Heft 6/24
KOMPETENZEN, DIE CONTROLLER ZUKUNFTSFIT MACHEN
Das Certified Controller Programm des Controller Instituts orientiert sich am Controller-Leitbild der IGC 2024 und den neuen Anforderungen. Es vermittelt praxisnahe und strategisch relevante Kompetenzen, die Controller benötigen, um als Sparringspartner des Managements und Gestalter moderner Controlling-Systeme erfolgreich zu agieren.
Eine moderne Aus- und Weiterbildung im Controlling darf nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern auch die Anwendung in praxisnahen Kontexten fördern. Best-Practice-Beispiele, Fallstudien und Case Challenges als unternehmensindividuelles Controlling-Projekt ermöglichen es Controller, ihre Kompetenzen in realitätsnahen Szenarien zu trainieren und innovative Ansätze zu entwickeln.
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Unsere nächste Konferenz: Am 27. und 28. Februar 2025 findet in Wien der Controllertag, das Jahresforum für Controlling und Financial Leadership statt.
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