Interim Manager: gekommen, um zu gehen

Aktuelle Entwicklungen im Management auf Zeit

Maximale Flexibilität ist derzeit die Königsdisziplin erfolgreicher Unternehmen. Sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen, rasch auf Veränderungen zu reagieren, immer ein Ohr am Puls der Zeit zu haben – nicht alle Unternehmen haben die zeitlichen und personellen Ressourcen dazu. Interim-Management ist ein Konzept, das seit mehr als 50 Jahren etabliert ist. Es bietet die nötige Flexibilität, indem es temporäre Führungskräfte für spezifische Projekte oder zur Überbrückung von Vakanzen bereitstellt.


  1. Woher kommt Interim-Management? Geschichte und Entwicklung

Was in den 1970er Jahren in den Niederlanden entstand, hat sich zunächst im anglo-amerikanischen Raum und später weltweit ausgebreitet. Es entstand als Reaktion auf starre Arbeitsmarktstrukturen wie lange Kündigungsfristen für Mitarbeitende, die rasche Veränderungen innerhalb von Unternehmen erschwerten. In Deutschland gewann es insbesondere nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland ab 1990 aufgrund des hohen Bedarfs an Personalkapazitäten an Bedeutung. In der Zwischenzeit hat sich Interim-Management als flexibles und effizientes Modell auf allen Kontinenten etabliert.

  1. Aktuelle Trends und Einsatzgebiete von Interim-Management

Wurde Interim-Management früher hauptsächlich mit dem Thema Unternehmenssanierung in Zusammenhang gebracht, haben sich die Aufgaben von Managern auf Zeit inzwischen deutlich verändert.[1] Heute werden viele Bereiche übergangsmäßig besetzt, ohne dass Sanierung ein Thema wäre: Laut der Studie von Bühler Interim Management gibt es derzeit die meisten Einsätze von Interim Managern aufgrund von Vakanz-Überbrückung.[2] Jedoch auch Themen wie Change Management und Restrukturierung werden gern in die bewährten Hände von Managern auf Zeit gegeben. Die Einsatzgebiete können von der Geschäftsführung über den Finanzbereich, HR, Einkauf oder Produktion reichen. Sehr oft aber sind die Einsatzgebiete eher projektorientiert und beinhalten M&A, Geschäftsprozessoptimierungen, Digitalisierung oder – brandaktuell – ESG-Themen. [3]

Die jüngsten Herausforderungen, wie die globale Pandemie und diverse Wirtschaftskrisen, haben den Wert von Interim-Managern verdeutlicht. Viele verschiedene Branchen setzen derzeit verstärkt auf flexibles Management.

  1. Wer braucht es und wie lange dauert Interim Management?

Der Interim Manager Markt in Österreich ist sehr intransparent. In Österreich tummelt sich eine Vielzahl von Selbstständigen Interim Managern – schätzungsweise rund 1.500. Sie kommen einerseits über Eigenmarketing bzw. über ihr Netzwerk zu Aufträgen. Daneben existieren rund 10 internationale Provider, die Interim Management in Form eines Pools aus Executives aus unterschiedlichen Bereichen (CEO, CFO, COO, CIO, CRO, CSO, CTO, HR, Produktions- und Werksleitungen etc.) anbieten. Schließlich gibt es noch sogenannte Sozietäten. Sie sind ein Zusammenschluss von Interim Managern, die gemeinsam am Markt auftreten. Eine solche Sozietät ist die 2021 gegründete Gesellschaft dieSaremas GmbH. Im Vergleich dazu ist der Deutsche Interim-Management-Markt mit rund 100 Providern und geschätzt 12.000 Interim Managern bereits viel ausgeprägter.

Die Vertragsdauer eines Interim Managements variiert, wobei Mandate meist zwischen sechs und zwölf Monaten liegen.  

  1. Interim Management als Chance für Unternehmen

Der Ruf nach einem Kurzzeit-Manager ist für viele Unternehmen unumgänglich und bietet riesige Chancen in der Geschäftsentwicklung: Die Anforderungen im Finanzbereich werden nämlich immer höher, sowohl fachlich als auch zeitlich. Interim-Management ist genau deshalb eine wichtige Arbeitsform der Zukunft: Bei Bedarf holt man sich Spezialisten ins Unternehmen und lässt wichtige Prozesse durchführen. Das geht schneller und ist viel effizienter, als wenn unternehmenseigene Mitarbeiter in Schulungen geschickt werden und neue Projekte im Alleingang umsetzen. Manager auf Zeit bringen das fachliche Know-how und die Routine im Projektmanagement mit, sodass Unternehmen auf voller Linie profitieren.

  1. Wie kommt man zu einem passenden Interim Manager?

Die Suche nach einem geeigneten Manager erfolgt entweder über Empfehlungen, über eine Internetrecherche, über Provider oder Sozietäten.[4] Dabei ist es wesentlich, dass der Interim Manager schnell verfügbar ist, damit das Unternehmen bei der Umsetzung wichtiger Projekte keine Zeit verliert. Von einer Anfrage bis zur Übermittlung einer Aufstellung von möglichen Interim Managern für ein bestimmtes Projekt vergehen in der Regel nur 48 Stunden. Binnen einer Woche nach dieser ersten Projektanfrage kommt es meist bereits zum Projektstart.

  1. Herausforderungen für Interim Manager

Die Zeiten, in denen Interim Manager von der Belegschaft misstrauisch beäugt wurden und sich Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen formierte, sind vorbei.[5] In aller Regel werden wir Manager auf Zeit freundlich vom Team aufgenommen und dürfen gleich in medias res gehen. Eine der großen Herausforderungen ist es, sehr rasch in das jeweilige Thema einzutauchen. Die Probleme eines Unternehmens müssen erkannt und Lösungen aufgezeigt, besprochen und in weiterer Folge umgesetzt werden. Neben dieser fachlichen Komponente ist es für den Interim Manager immer wichtig, strategisch über die aktuellen Projekte hinauszudenken. Die Notwendigkeit der stetigen Selbst-Vermarktung, die Frage nach dem „Und dann?“ ist selbst in aufwendigen Managementprojekten stets aktuell. Daher ist es wichtig, auch in der Periode der Projektumsetzung in die Vermarktung zu investieren, um nicht nach Projektende in eine Leere zu fallen.

  1. Die großen Vorteile von Interim Managern
  • Schnell verfügbar
  • Bringen große Erfahrung
  • Zeitlich befristet, weshalb die Kosten auch gut abgeschätzt werden können
  • Interim Manager kommen als neutrale Personen ins Unternehmen und sind in keinen persönlichen oder unternehmenspolitischen Konflikt involviert. Ohne Emotionen lassen sich Projekte wesentlich effizienter umsetzen.

[1]              Vgl. Bühler: Der österreichische Interim Management Markt 2023, Wien 2023

[2]              Vgl. Bühler: Der österreichische Interim Management Markt 2023, Wien 2023, S. 6

[3]              Vgl. Bühler: Der österreichische Interim Management Markt 2023, Wien 2023, S. 11

[4]              Vgl. Bühler: Der österreichische Interim Management Markt 2023, Wien 2023, S. 8

[5]              Vgl. Bühler: Der österreichische Interim Management Markt 2023, Wien 2023, S. 9/10

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