„Viele CFOs sind bereit für einen Aufstieg zum CEO “

Kurzinterview mit Gerald Klenner, Egon Zehnder Wien, anlässlich des Austrian CFO Day

Gerald Klenner, Experte für Executive Search und Leadership Advisory bei Egon Zehnder in Wien, sieht den modernen CFO als Co-Leader auf Augenhöhe mit dem CEO – und als wichtigen Treiber der Unternehmenstransformation. Im September findet unser Austrian CFO Day statt und zwar zum Motto „Der Super CFO“.


Controller Institut: Was ist für Sie ein Super CFO?

Gerald Klenner: CFOs brauchen ein deutlich breiteres Kompetenzprofil als früher: Sie sollten sich nicht nur als Zahlenmenschen positionieren, sondern auch als Co-Piloten der CEOs. Eine globale Umfrage, die Egon Zehnder im Frühsommer unter mehr als 600 internationalen CFOs großer Unternehmen durchgeführt hat, zeigt: Wer in der Spitzenklasse der Top-CFOs mitspielen will, braucht die Fähigkeit, strategisch zu gestalten und Transformationsprozesse voranzutreiben. Wenn man es dann auch noch schafft, aktives Talent Development im Finanzbereich umzusetzen, dann kann man durchaus den Titel „Super-CFO“ für sich reklamieren. Unsere Umfrage zeigt, dass erfolgreiche CFOs diese umfassende und anspruchsvolle Führungsrolle zunehmend selbstbewusst für sich in Anspruch nehmen. Sie treten aus dem Schatten der CEOs hinaus und werden als Gestalter und Führungspersönlichkeiten sichtbarer, als das früher der Fall war.

Controller Institut: Auf der CFO-Agenda stehen momentan mehr Themen als je zuvor: globale Turbulenzen, Performance-Steigerung, Sustainability oder KI sind nur einige davon. Welche Themen scheinen Ihnen für die CFO-Agenda am dringlichsten?

Gerald Klenner: In der Tat ist es eine der größten Herausforderungen für CFOs, die beste Ressourcenallokation unter all den im Wettstreit stehenden Themenstellungen zu finden. Das gilt im eigenen Bereich, aber auch in Bezug auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Priorität hat dabei auf der CFO-Agenda immer die Sicherstellung der Unternehmensresilienz. Das bedeutet: CFOs setzen sich aktuell stark mit Themen wie der Szenarioplanung, der Antizipation von Risiken im Bereich CyberSecurity oder mit einer effizienten Gestaltung der Unternehmensprozesse auseinander. Hinzu kommt, dass sie eine Rolle als strategischer Sparringpartner für die CEOs übernehmen. Bei alldem sorgen sie für eine kongruente und faktenbasierte Kapitalallokation.

Controller Institut: Wie wird heute die CFO-Funktion angelegt, was hat sich in den vergangenen Jahren geändert? Was ist der Anspruch und wer definiert diesen?

Gerald Klenner: Ein Blick in die Ergebnisse unserer aktuellen Umfrage zeigt: Mehr als 80 Prozent der befragten CFOs weltweit haben angegeben, dass ihre Rolle in den zurückliegenden Jahren sowohl breiter als auch komplexer geworden ist. Als neue Verantwortungsbereiche sind insbesondere ESG-Themen hinzugekommen, außerdem Fragen des Corporate Development inklusive M&A. Je mehr CEOs und die übrigen C-LevelKollegen ihre CFOs als strategische Co-Piloten sehen, desto mehr fordern sie von ihren CFOs außerdem ein tiefes Verständnis des Geschäftsumfelds und des Geschäftsmodells ein. Das hat mit Blick auf das Kompetenzprofil und die Karrierewege von CFOs weitreichende Folgen: So wird es etwa tendenziell schwieriger, flexibel über Branchengrenzen hinweg die Position zu wechseln. Wir sehen das bei vielen unserer Besetzungsmandate: Ein gewisser „Stallgeruch“ in der jeweiligen Branche wird bei der Besetzung von CFO-Positionen bevorzugt. Diese Ansprüche werden von Aufsichts- und Beiräten, aber auch von den C-Level-Kolleg:innen definiert.

Controller Institut: Vision oder Wirklichkeit: Legen Unternehmen die CFO-Funktion tatsächlich schon mit so hohem Anspruch an?

Gerald Klenner: Wir sehen die zuvor angesprochene Evolution in der Rolle des CFO absolut schon in der Realität angekommen; das bestätigt unsere Erfahrung aus der Besetzung von CFO-Positionen ebenso wie die von uns durchgeführte CFO-Umfrage. Natürlich sind hier Großunternehmen und börsennotierte Konzerne die Vorreiter. Im mittelständischen Umfeld und in Familienunternehmen herrscht teils
noch eine stärker funktional interpretierte CFO-Rolle
vor. Aber auch im Mittelstand wünscht man sich immer häufiger einen CFO, der
nahe am Geschäft agiert, sich strategisch einbringt und
zugleich für die nötigen Impulse im Business Development und in der Transformation der Unternehmensprozesse sorgt.

Controller Institut: Wie wird die CFO-Funktion in der Realität gestaltet? Was geben Sie Unternehmen mit?

Gerald Klenner: Es ist nicht immer leicht, die passende Führungspersönlichkeit für diese anspruchsvoll angelegte CFO-Rolle zu finden, in deren Profil Branchen­kenntnisse, Finanz- und Strategiekompetenz und ein Selbstverständnis als Co-Pilot des CEO zusammenkommen. Für Unternehmen heißt das: Sie sind gut beraten, sich in der internen Nachfolgeplanung die Weiterentwicklung und Verbreiterung des Kompetenzprofils ihrer Finanztalente zum Ziel zu setzen. Dazu können sie zum Beispiel auf Rotationen, Sonderprojekte oder Auslands­assignments setzen. Wir sehen immer noch zu viele Finanzmanager in Unternehmen, die Ihre Karriere in einem funktionalen Kamin abgespult haben. Wenn sie dann mit den komplexen Fragestellungen konfrontiert sind, die ein moderner „Super-CFO“ beantworten muss, stehen sie oft vor dieser Welle von neuen Fragen und Anforderungen – und wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen. Ein breiter
aufgestellter „Super-CFO“, der dem modernen Anforderungsprofil gerecht wird, gewinnt hingegen an Strahlkraft und Selbstbewusstsein. Unsere Umfrage zeigt: Diese CFOs nehmen eine Rolle als Treiber der Unternehmenstransformation ein; und
viele von ihnen sind zudem bereit für die Gesamtverantwortung – und damit den Karriereschritt zum CEO. 


Zur Person:

Gerald Klenner ist Berater im Wiener Büro der internationalen Executive-Search- und Leadership-Advisory-Firma Egon Zehnder. Er ist Mitglied der globalen Egon Zehnder Praxisgruppen für Industrie, Services sowie Technologie & Kommunikation.

Über die Umfrage:

Für die Umfrage „The Super CFO“ haben Leadership-Expert:innen von Egon Zehnder mehr als 600 CFOs internationaler, großer Unternehmen gefragt: Wie hat sich die Rolle des CFO im Unternehmen verändert? Welche Themen und Aufgaben sind neu hinzugekommen – und wie wirkt sich das auf die Karriereplanung aus? Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Die CFO-Rolle entwickelt sich weiter – das bringt neue Herausforderungen, aber auch neue Karriereperspektiven mit sich.

Zur Umfrage.


Der Austrian CFO Day: Forum für CFOs und Führungskräfte – in Kooperation mit Linde Campus, findet statt am 24.09.24 im Apothekertrakt Wien Schönbrunn. Hier finden Sie das Programm und die Anmeldung.

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