Der Wandel des CFOs: Ein Gespräch mit Gerhard Schwartz über den „Super CFO“

Im Vorfeld des Austrian CFO Day im September, der unter dem Motto „Der Super CFO“ steht, haben wir mit Gerhard Schwartz über die Herausforderungen und Anforderungen an moderne CFOs gesprochen. Im Interview beleuchtet Schwartz, was einen „Super CFO“ ausmacht, welche Themen die CFO-Agenda dominieren und wie sich die Rolle des CFOs in den letzten Jahren verändert hat. Er teilt zudem seine Erfahrungen und Einsichten aus seiner langjährigen Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsrat.


Controller Institut: Im September findet unser Austrian CFO Day statt und zwar zum Motto „Der Super CFO“. Was ist für Sie ein Super CFO?

Gerhard Schwartz: Ich denke, das Motto „Der Super CFO“ soll zum Ausdruck bringen, wie unglaublich breit inzwischen das Spektrum der CFO Agenda geworden, und wie stark es auch in den letzten Jahren angewachsen ist. Damit drängt sich förmlich die Frage auf, ob nur ein „Superman“ / eine „Superwoman“ all das in der heute geforderten Breite, Tiefe und Professionalität bewältigen kann. Der „Super CFO“ wäre für mich demnach jemand, der tatsächlich den größten Teil dieser Anforderungen glaubwürdig abdecken kann. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass bei weitem nicht bei allen Unternehmen alle möglichen Themenstellungen auch gleichzeitig in der Realität mit gleicher Priorität auftreten. Insofern ist es wichtiger denn je, dass das Skillset und der Erfahrungsschatz eines / einer CFOs zu den relevantesten Aufgabenstellungen eines Unternehmens in der konkreten Situation passen.

Controller Institut: Auf der CFO-Agenda stehen momentan mehr Themen als je zuvor: globale Turbulenzen, Performance-Steigerung, Sustainability oder KI sind nur einige davon. Welche Themen scheinen Ihnen für die CFO-Agenda am dringlichsten?

Gerhard Schwartz: Ich denke nicht, dass man da eine allgemein gültige Reihung oder Priorisierung vornehmen kann. Es ist zweifelsfrei so, dass alle angeführten Themen hochrelevant sind, – aber es gibt doch große Unterschiede in welcher konkreten Phase sich ein Unternehmen befindet. Geht es um anorganisches Wachstum, dann sind M&A Erfahrung gefragt, geht es um die Optimierung des Bestandes, dann ist Operational Excellence das Thema, geht es um Restrukturierung und Refinanzierung, dann sind genau solche Erfahrungen unabdingbar. Wir sehen auch, dass bei der CFO Suche die realistische Einschätzung der wahrscheinlichsten Themen der unmittelbaren Zukunft für das konkrete Unternehmen immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Controller Institut: Wie wird heute die CFO-Funktion angelegt, was hat sich in den letzten Jahren geändert? Was ist der Anspruch und wer definiert diesen?

Gerhard Schwartz: Historisch hat sich die CFO Funktion häufig auf die Verantwortung über den Finanzbereich beschränkt. Heute ist die CFO Funktion darüber hinaus eine wesentliche Schnittstelle zu nahezu allen Bereichen des Unternehmens. Moderne CFOs versuchen laufend Wertsteigerungspotentiale zu identifizieren, Innovation zu fördern, strukturierte M&A Prozesse zu unterstützen, digitales und analytischen Know How aufzubauen, und dabei Risiken und Opportunities transparent zu machen. Nachdem die CFO Funktion im Unternehmen auch jene Stelle ist, welche die Expertise zu Prozessen, Kontrollen, Reporting Routinen und Dokumentationen bündelt, spielen sie auch eine zunehmend wichtigere Rolle bei der nicht finanziellen Berichterstattung. Der Anspruch wird dabei zum Teil von externen regulatorischen Rahmenbedingungen gestellt, aber auch die Shareholder erwarten von CFOs zunehmend eine starke strategische Ausrichtung und starken Gestaltungswillen.

Controller Institut: Sie begleiten Unternehmen und die Finanzfunktion mit unterschiedlicher Perspektive (Wirtschaftsprüfer/Aufsichtsrat): Mit welchen unterschiedlichen CFO-Funktionen/-Rollen haben Sie schon zu tun gehabt? Was sind aus Ihrer Sicht heute die Erfolgsfaktoren einer CFO-Funktion? Wohin entwickelt sich die CFO-Funktion? Wie können Anspruch und Wirklichkeit näher zusammengebracht werden?

Gerhard Schwartz: Wenn man über 30 Jahre lang berufsbedingt „am Puls der Wirtschaft“ tätig sein darf, dann ist es unvermeidlich, dass man schon sehr viel gesehen hat. Am bemerkenswertesten ist für mich sicherlich der dramatische Wandel weg von einer Position, die sich häufig nur auf die Sicherstellung qualitativ hochwertiger Vergangenheitsdaten beschränkt hat, hin zu einer stark gestaltenden Funktion, die zusätzlich transparente Entscheidungsgrundlagen durch granulare Datenstrukturen über die gesamte Wertschöpfungskette schafft und eine wesentliche Rolle bei den unternehmerischen „risk & reward“ Entscheidungen spielt. Um dies tatsächlich zu ermöglichen, ist eine deutlich höhere Involvierung der CFO Organisation in alle Aspekte der unternehmerischen Wertschöpfungskette erforderlich, als es in der Vergangenheit typischerweise der Fall war. Ich bin davon überzeugt, dass diese Veränderung auch in Zukunft weiter an Dynamik gewinnen wird und sich eine erfolgreiche CFO Funktion dadurch auszeichnet, dass Anspruch und Wirklichkeit deutlich näher zusammenrücken.


Der Austrian CFO Day: Forum für CFOs und Führungskräfte – in Kooperation mit Linde Campus, findet statt am 24.09.24 im Apothekertrakt Wien Schönbrunn. Hier finden Sie das Programm und die Anmeldung.

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