Künstliche Intelligenz: Österreichs Unternehmen bleiben vorsichtig

Die Beratungs- und Prüfungsorganisation von EY hat in der aktuellen Umfrage EY KI Readiness Check 2025 den Stand der Künstlichen Intelligenz (KI) in großen und mittleren Unternehmen in Österreich untersucht – mit aufschlussreichen, aber auch ernüchternden Ergebnissen: Nur rund ein Drittel der befragten Betriebe nutzt derzeit KI aktiv, während die Mehrheit entweder noch abwartet oder erst in der Planungsphase steckt. Für die Erhebung wurden 100 Führungskräfte aus Unternehmen mit über 100 Mitarbeitenden befragt. Der Schwerpunkt lag auf dem praktischen Einsatz, der strategischen Verankerung und der Wahrnehmung von KI im Unternehmenskontext.


KI-Nutzung bleibt auf einfache Anwendungen beschränkt

Laut Studie setzen die meisten Unternehmen KI bislang in vergleichsweise simplen Anwendungsfeldern ein – besonders im Kundenservice, wo Chatbots dominieren. Auch Vertrieb, IT und Produktion werden punktuell adressiert, allerdings deutlich seltener. Komplexe KI-Projekte bleiben die Ausnahme: Drei Viertel der aktuellen und geplanten Anwendungen werden von den Unternehmen selbst als einfach oder eher einfach eingestuft.

Auffällig ist zudem, dass mittelgroße Unternehmen mit einem Umsatz unter 50 Millionen Euro etwas häufiger komplexere KI-Projekte umsetzen als größere Konzerne – ein Hinweis darauf, dass kleinere Strukturen agiler auf neue Technologien reagieren können.

Strategiedefizite und Unsicherheit bremsen Potenzial aus

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Fast 60 % der Unternehmen verfügen über keine KI-Strategie – und nur ein Drittel hat klare Ziele oder Anforderungen an den Einsatz der Technologie formuliert. Dadurch wird nicht nur der Return on Investment schwer messbar, sondern auch der sinnvolle Einsatz erschwert.

EY-Expertin Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI & Data bei EY Österreich, betont: „Viele Unternehmen sind dem Hype um KI gefolgt, haben aber ohne strategischen Rahmen erste Anwendungen umgesetzt. Nun ist es entscheidend, diese Aktivitäten in eine klare Zielsetzung und langfristige Perspektive einzubetten.“

Gleichzeitig herrscht in vielen Führungsetagen Unklarheit über das Potenzial und die Grenzen von KI. Nur 11 % der Befragten gaben an, ein klares Bild davon zu haben, was KI im betrieblichen Kontext tatsächlich leisten kann. Diese Unsicherheit wirkt sich auch auf die Akzeptanz aus: Über die Hälfte der Unternehmen beobachtet eine skeptische bis abwartende Haltung unter den Mitarbeitenden.

Qualitäts- und Effizienzpotenzial vorhanden – aber Vertrauen fehlt

Trotz der Zurückhaltung erkennen viele Unternehmen das Potenzial: Vier von fünf Betrieben erwarten durch KI eine Qualitätssteigerung, und auch Effizienzgewinne stehen hoch im Kurs. Dennoch vertrauen nur etwa ein Drittel der Führungskräfte KI-basierten Lösungen wie Prognosemodellen.

Zach sieht hier Handlungsbedarf: „Vertrauen in KI entsteht durch Aufklärung und Erfahrung. Schulungen, Pilotprojekte und interdisziplinäre Teams können helfen, Wissen aufzubauen und Unsicherheiten abzubauen.“

Regulatorische Umsetzung des AI Acts stockt

Besorgniserregend aus Sicht von EY ist auch der Umgang mit dem europäischen AI Act. Zwar ist dieser mehrheitlich bekannt (77 %), doch nur 19 % der Befragten haben sich tiefergehend mit den Anforderungen auseinandergesetzt. Noch geringer ist die praktische Umsetzung: Nur 9 % der Unternehmen haben konkrete Compliance-Maßnahmen gestartet – obwohl bereits erste Regelungen seit Februar in Kraft sind.

Zach warnt vor den Folgen: „Seit Februar diesen Jahres gelten ja bereits spezifische Anforderungen für KI-Schulungen und ein Verbot von Systemen mit inakzeptablen Risiko. Schon im Sommer sind darüber hinaus etliche Punkte aus dem AI-Act anzuwenden, etwa Transparenz-, Risiko- und Dokumentationsanforderungen für General-Purpose-AI-Modelle. Dass der Anteil der Unternehmen, die sich damit zumindest schon beschäftigt haben, auch aktuell noch so gering ist, könnte in der zweiten Jahreshälfte zu Problemen führen. Wer sich damit noch nicht auseinandergesetzt hat, dem raten wir dringend, spätestens jetzt damit anzufangen“

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Fazit

Die Studie zeigt: Der KI-Einsatz in Österreichs Unternehmen steckt noch in den Kinderschuhen. Während das Bewusstsein für das Potenzial wächst, fehlen vielerorts die notwendigen strategischen und strukturellen Voraussetzungen. Unternehmen, die jetzt in klare Zielsetzungen, Schulungen und regulatorische Vorbereitung investieren, können sich einen entscheidenden Vorsprung sichern – sowohl im Wettbewerb als auch im Vertrauen ihrer Mitarbeitenden.


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