Die CFO-Agenda für eine nachhaltige Zukunft

Rolle und Anforderungsprofil eines CFOs wandeln sich zusehends. Die Zeiten, in denen der Zuständigkeitsbereich durch klassische Finanzverantwortung geprägt war, sind längst vorbei. Gegenwärtig wird das CFO-Verantwortungsportfolio weiter diversifiziert: Die Agenda wird durch die europarechtskonforme Umsetzung der Nachhaltigkeitsberichterstattung dominiert. Wie dieser Prozess erfolgreich gestaltet werden kann, wird im folgenden Beitrag erläutert.


Führungskultur

Neben der klassischen Zuständigkeit der Führung der Finanzen wird heute von CFOs erwartet, als eine der treibenden Kräfte für nachhaltige Unternehmensführung zu agieren sowie Finanz- und Nachhaltigkeitswelt miteinander zu verschränken. Dazu gehören insbesondere die Integration von messbaren und terminierten Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie sowie die Identifikation und Steuerung von ESG-Risiken. CFOs sind gefordert, Entscheidungen im Einklang mit dem neuen Nachhaltigkeitsparadigma zu treffen und gleichzeitig die finanzielle Resilienz des Unternehmens sicherzustellen. Die neue strategische Ausrichtung geht mit einer Führungskultur einher, die von Interdisziplinarität und Diversität getragen wird. Nachhaltigkeit muss somit als Unternehmenswert anerkannt und gelebt werden – in ihren vielfältigen Ausprägungen der Dimensionen Umwelt, Soziales sowie in der Unternehmensführung selbst. CFOs kommt eine Schlüsselrolle dabei zu, Nachhaltigkeitsbewusstsein auf allen Ebenen der Organisation zu verankern und so das Fundament für eine nachhaltigkeitsbezogene, dialogorientierte Unternehmenskultur zu schaffen.

ESG-Upskiling

Um die herausfordernde Nachhaltigkeitsagenda erfolgreich zu meistern, sind gezielte Weiterbildungsmaßnahmen wohl unverzichtbar. Ein regelmäßiges „ESG-Upskilling“ im Vorstand wird künftig notwendig, um nicht zuletzt den Offenlegungserfordernissen gem. CSRD/ESRS (Corporate Sustainability Reporting Directive/European Sustainability Reporting Standards) nachzukommen. CFOs sollten als Role Models sicherstellen, dass sämtliche Führungskräfte die dafür erforderlichen Kompetenzen sukzessive erwerben. Es geht dabei nicht ausschließlich um fachliche Expertise, sondern auch um die Entwicklung eines ganzheitlichen Verständnisses der Zusammenhänge zwischen den vielfältigen Nachhaltigkeitsaspekten und dem Zusammenspiel mit Geschäftsmodell sowie Wertschöpfungskette. Unterstützend könnte eine interdisziplinär-diverse Zusammensetzung des Vorstands und Aufsichtsrats wirken. Dabei sind durchaus auch Soft Skills wie unterschiedliche Herangehensweisen, ein investigativer Ansatz und Bereitschaft zur Reflexion entscheidend, um den komplexen Anforderungen der neuen Themenfelder zu begegnen.

Verantwortung

Die Offenlegungspflichten gem. CSRD erweitern die nachhaltigkeitsbezogene Verantwortung des Vorstands erheblich und bringen zudem Sanktionen bei Nichteinhaltung mit sich. Für Österreich herrscht in der konkreten Ausgestaltung der Haftungsfragen noch Rechtsunsicherheit, da die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie (trotz Umsetzungsfrist bis 6.7.2024) noch nicht verabschiedet wurde (Stand Ende August 2024). Neben potenziellen Konsequenzen wie Ordnungsstrafen können unvollständige oder fehlerhafte Angaben im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung Reputationsverluste durch Green- und Social Washing nach sich ziehen. ‚Climate Litigation‘ kann den Ruf und die Marktposition eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen und drastische finanzielle Auswirkungen nach sich ziehen. CFOs sind gerade jetzt in der Verantwortung, besonderes Augenmerk auf die Identifikation und Steuerung von wesentlichen Risiken mit Nachhaltigkeitsbezug (z.B. Abhängigkeit von Großlieferant:innen) zu legen, um Haftungsfragen zu minimieren.

CFO-Agenda-Check

Um die skizzierten Herausforderungen zu bewältigen, sollten Sie sich in Ihrer Rolle als CFO folgende Schlüsselfragen stellen:

  • Welche Ressourcen und interne Kontrollmechanismen sind erforderlich, um den Angabepflichten gem. CSRD/ESRS korrekt und vollumfänglich nachzukommen?
  • Wie stellen wir sicher, dass die definierten Nachhaltigkeitsziele erreicht werden und wie können wir dabei regelmäßig den Fortschritt der Zielerreichung messen (z.B. Kennzahlen, Methoden)?
  • Verfügen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder individuell bzw. kollektiv über ausreichende Fachkenntnisse, um die vielfältigen Nachhaltigkeitsthemen sowie deren Auswirkungen, Risiken und Chancen zu steuern bzw. zu überwachen?
  • Welche erweiterten Kompetenzen sind künftig in Entscheidungsgremien erforderlich, um komplexe Fragestellungen (wie z.B. Klimarisiko- und Vulnerabilitätsbewertung) effektiv anzugehen?
  • Können wir bereits vorhandenes internes Wissen heben, um unsere Nachhaltigkeitsexpertise zu stärken und zugleich die Mitarbeiter:innen in diesen Organisationsentwicklungsprozess  partizipativ einzubinden?

Im Zuge der sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft stehen CFOs vor herausfordernden Entscheidungen. Das Panel „Responsible Management“, moderiert von Sanela Terko, zuständige Partnerin für Sustainability bei BDO Österreich, beleuchtet gemeinsam mit spannenden Gästen im Rahmen des Austrian CFO Day am 24. September 2024 die zentrale Rolle und das erweiterte Aufgabenfeld von Finanzvorständ:innen in der gegenwärtigen Transformationsphase. Diskutiert werden insbesondere die erweiterte (Führungs-)Verantwortung der Governance-Organe, nachhaltigkeitsbezogene Kompetenzen sowie etwaige Haftungsfragen.  

Der Austrian CFO Day: Forum für CFOs und Führungskräfte – in Kooperation mit Linde Campus, findet statt am 24. September 2024 im Apothekertrakt Wien Schönbrunn. Hier finden Sie das Programm und die Anmeldung.


Links:

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Der CFO als Treiber der Transformation – BDO

ESG Chance und Herausforderung für den Vorstand

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