Wertschöpfung durch Datenmanagement

Wertschöpfung durch Datenmanagement – ein Interview mit Lehrgangsleiter Michael Freidl

In einer digitalisierten Welt liegt der Schlüssel zum Erfolg oft in einem gut strukturierten Datenmanagement. Doch wie gelingt der Sprung von verstreuten Datensätzen zu datenbasierten Entscheidungen? Im Interview erklärt Michael Freidl, Lehrgangsleiter beim Controller Institut und Experte für Datenmanagement, wie ein praxisorientierter Lehrgang die Teilnehmenden bei dieser Herausforderung unterstützt. Denn „wer als Organisation in der (…) digitalen Transformation vorankommen und Wettbewerbsvorteile durch Automatisierung, generative KI oder ähnliche Tools erzielen möchte, muss seine Daten in Ordnung haben.“ (Michael Freidl) Wie das möglich ist – und warum der Lehrgang Ihnen nicht nur neues Wissen, sondern auch ein starkes Netzwerk bietet – erfahren Sie im Interview.


HERR FREIDL, KÖNNEN SIE SICH UND IHRE ARBEIT ZU BEGINN KURZ VORSTELLEN?

Ich bin Lehrgangsleiter des Lehrgangs Certified Expert in Data Management & Governance beim Controller Instituts und habe meine Karriere mit dem Studium Informationsmanagement begonnen. Schon damals, Anfang der 2000er Jahre, habe ich intensiv mit Daten gearbeitet. Später habe ich mich auf IT-Recht und Management spezialisiert und bin dann in den Bereich der Verwertung von Daten gewechselt. Dabei ging es darum, wie man neue Patente und Erfindungen verwerten kann, Startups gründet oder Spin-offs aus dem Forschungsbereich aufbaut.

Seit 2023 leite ich das Datalab-Team des Idea_Lab der Universität Graz, ein interdisziplinäres, digitales Labor, das sich mit den Thema Big Data und Künstlicher Intelligenz beschäftigt. Und im Dezember bin ich zum Chief Data Officer (CDO) der Universität Graz ernannt worden.

WIE GENAU SIEHT DANN EIN ARBEITSTAG BEI IHNEN AUS? WAS SIND IHRE AUFGABEN?

Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist die Organisation – im Grunde ein Change-Management-Prozess. Natürlich gibt es viele technische Herausforderungen, die innerhalb einer Organisation gelöst werden müssen. Aber letztlich geht es darum, die einzelnen Prozesse, die von unterschiedlichen Abteilungen und Akteur:innen gesteuert werden, aufeinander abzustimmen.

Dazu gebe ich gerne ein Beispiel: Wir haben als Universität Graz eine Data Governance Policy etabliert. Dabei geht es darum, wie wir langfristig und strategisch mit Daten umgehen wollen. Solche Prozesse lassen sich nicht von heute auf morgen umsetzen, aber der Weg ist machbar und führt letztlich zu einer höheren Qualität – sowohl in der täglichen Arbeit als auch in den Ergebnissen.

Ein großer Teil meines Arbeitsalltags besteht also darin, mein „Data Team“ zu leiten und neue Tools sowie Prozesse einzuführen. Dazu gehören etwa KI-Tools, die den Büro- oder Forschungsalltag unterstützen. Unser Ziel ist es, datengetriebene Prozesse zu etablieren und das Bewusstsein für Daten innerhalb der Organisation zu stärken. Dabei setzen wir auf Schulungsmaßnahmen, die Einführung hilfreicher Tools und die Vermittlung von Best-Practice-Beispielen, um die Mitarbeitenden bestmöglich zu unterstützen.

WARUM IST DAS THEMA DATA MANAGEMENT & GOVERNANCE EIN WICHTIGES THEMA?

Im Kern dreht sich alles um Daten: die Dokumentation, Experimente, Daten aus der Analyse von Geschäftsprozessen oder Marketing- und Sales-Daten. Daten bilden die Grundlage jedes Unternehmens. Überraschenderweise sehe ich oft, dass viele Unternehmen wenig Aufwand betreiben, um diese Daten strukturiert aufzubereiten. Das führt zu Problemen, etwa wenn Daten gesucht werden oder neue Mitarbeitende ins Unternehmen kommen. Es stellt sich dann die Frage: Wo finde ich die relevanten Informationen? Werden Entscheidungen auf Basis von Daten getroffen oder eher aus dem Bauchgefühl heraus?

Viele Organisationen sind jetzt aufgewacht und haben erkannt, dass sie sich intensiver mit ihren Daten beschäftigen müssen. Fragen wie „Wie gehen wir mit unseren Daten um?“, „Wie dokumentieren und strukturieren wir sie?“ oder „Welche Daten generieren wir überhaupt, und was passiert damit?“ rücken verstärkt in den Fokus.

WELCHE TRENDS UND ENTWICKLUNGEN SEHEN SIE AKTUELL IM BEREICH DATA MANAGEMENT & GOVERNANCE?

Das Thema Datenmanagement hat durch den Fokus auf Künstliche Intelligenz deutlich an Bedeutung gewonnen. Daten hatten bislang oft keinen besonders „sexy“ Ruf – sie wurden eher als Last oder Zusatzaufgabe wahrgenommen. Aber es wird immer klarer: Wer als Organisation in der Digitalisierung und digitalen Transformation vorankommen und Wettbewerbsvorteile durch Automatisierung, generative KI oder ähnliche Tools erzielen möchte, muss seine Daten in Ordnung haben.

Wer als Organisation in der Digitalisierung und digitalen Transformation vorankommen und Wettbewerbsvorteile durch Automatisierung, generative KI oder ähnliche Tools erzielen möchte, muss seine Daten in Ordnung haben.

Und das Thema betrifft längst nicht mehr nur klassische Data-Teams, IT-Abteilungen oder das Controlling im Finanzbereich. Vielmehr ist es ein Thema, das alle, insbesondere auch Führungskräfte, Teamleitungen und Abteilungsleitungen interessieren sollte. Denn sie sind es, die letztlich Entscheidungen auf Basis dieser Daten treffen. Es ist daher essenziell, dass sie ein Verständnis dafür entwickeln, wie ein sinnvoller Umgang mit Daten aussieht und welche Praxisbeispiele es gibt.

AN WEN RICHTET SICH DER LEHRGANG CERTIFIED EXPERT IN DATA MANAGEMENT UND WELCHE VORAUSSETZUNGEN SOLLTEN TEILNEHMENDE MITBRINGEN?

Der Lehrgang ist sehr breit aufgestellt und deckt ein umfassendes Spektrum ab. Teilnehmende benötigen nur wenige Vorkenntnisse, da der Fokus darauf liegt, das Interesse für das Thema Datenmanagement zu wecken und es auf die eigene Organisation anzuwenden. Wir bieten eine ausgewogene Mischung aus Theorie und Praxis. Dadurch können die Teilnehmenden direkt konkrete Beispiele und Ansätze mit zum Lehrgang nehmen, bearbeiten und anschließend in ihren Arbeitsalltag integrieren.

Die Zielgruppe umfasst Menschen, die mit Daten aus Bereichen wie Marketing, Finanzen, Produktion oder Forschung arbeiten. Dazu gehören auch Personen, die datengetriebene Prozesse leiten, oder diejenigen, die für die Digitalisierung in ihrem Unternehmen zuständig sind.

Im Grunde gibt es keine Einschränkungen, der Umgang mit Daten erfordert sowieso gewisse Grundsätze: ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein, klar definierte Regeln, Rollen und Verantwortlichkeiten – was wir auch als „Data Ownership“ bezeichnen. Das betrifft in Wahrheit alle, die in ihrer Organisation einen wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil durch gutes Datenmanagement erzielen möchten.

KÖNNEN SIE UNS BESCHREIBEN, WIE DER LEHRGANG CERTIFIED EXPERT IN DATA MANAGEMENT & GOVERNANCE AUFGEBAUT IST?

Der Lehrgang findet ausschließlich online statt. Das ermöglicht den Teilnehmenden, flexibel und ortsunabhängig vom Arbeitsplatz oder Homeoffice aus teilzunehmen. Zu Beginn klären wir grundlegende Begriffe und schaffen ein gemeinsames Verständnis: Was bedeuten Daten, Datenmanagement und Data Governance? Welche Strategien und Steuerungsmechanismen sind im Unternehmen relevant? Zudem beschäftigen wir uns mit dem Data Life Cycle – von der Entstehung bis zur Nutzung und Archivierung von Daten. Diese grundlegenden Inhalte legen die Basis für die weiteren Themen.

Im nächsten Schritt fokussieren wir uns auf Technologie. Es geht um Plattformen, die technische Bereitstellung und Aufbereitung von Daten sowie die Frage, wie diese Prozesse ineinandergreifen. Anschließend beleuchten wir das Steuerungsinstrument Data Governance. Hier geht es darum, wie ein Datenmanagement-Regime innerhalb einer Organisation eingeführt und gesteuert werden kann – auch über Team- oder Abteilungsgrenzen hinweg. Verantwortlichkeiten zu definieren und klare Regeln festzulegen, steht dabei im Mittelpunkt.

Darauf aufbauend widmen wir uns den notwendigen Prozessen und enden schließlich bei einem zentralen Thema: der Wertschöpfung durch Daten. Denn Daten sollten kein Selbstzweck sein. Vielmehr sind sie eine Ressource, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen, bessere Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln oder interne Abläufe effizienter zu gestalten.

Daten sollten kein Selbstzweck sein. Vielmehr sind sie eine Ressource, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen, bessere Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln oder interne Abläufe effizienter zu gestalten.

Wertschöpfung durch Datenmanagement kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen. Einerseits können Unternehmen Kosten reduzieren, indem sie intern oder gemeinsam mit Partnern wie Lieferanten ein besseres Verständnis für Daten entwickeln und diese effizient austauschen. Andererseits können datenbasierte Geschäftsmodelle entwickelt werden. Unternehmen, die bisher wenig mit Daten gearbeitet haben, erkennen zunehmend das Potenzial: Sei es durch Daten, die bei Kunden generiert werden, durch Produktionsmaschinen oder durch Add-on-Services.

SIE HABEN VORHIN BETONT, DASS DER LEHRGANG SOWOHL THEORIE ALS AUCH PRAXIS VEREINT. EIN WESENTLICHER BESTANDTEIL IST DABEI DIE BEARBEITUNG VON USE CASES. WIE GENAU KÖNNEN SICH TEILNEHMENDE DIESE BEARBEITUNG VORSTELLEN?

Am Ende des Lehrgangs gibt es eine praxisorientierte Abschlussphase, in der die Teilnehmenden ein Beispiel aus ihrem Alltag bearbeiten. Dieses Beispiel zeigt, wo Daten eingesetzt werden oder wo Datenmanagement notwendig ist. Dabei kann es sich um ein fiktives Szenario oder um ein konkretes Beispiel aus der eigenen Organisation handeln.

Ziel ist, das erlernte Wissen direkt anhand des Use Cases anzuwenden. Denn wir legen großen Wert darauf, dass der Lehrgang praxisnah ist. Die Teilnehmenden sollen durch die Abschlussphase Anregungen erhalten, wie sie das Gehörte und Gelernte konkret in ihrem Alltag anwenden können. Diese praxisorientierte Herangehensweise hilft dabei, das Wissen effektiv zu verankern. Es ist uns wichtig, dass die Teilnehmenden ihre eigenen Themen, Herausforderungen oder Problemstellungen aus ihrem Unternehmen einbringen und diese im Rahmen des Lehrgangs gezielt bearbeiten.

IM BEREICH DATA MANAGEMENT & GOVERNANCE GIBT ES STÄNDIG NEUE ENTWICKLUNGEN UND TRENDS. WIE BLEIBEN SIE IN DIESEM SICH STÄNDIG VERÄNDERNDEN UMFELD AUF DEM NEUESTEN STAND?

Es lohnt sich Netzwerk- und Innovationsveranstaltungen zu besuchen, um sich mit Kolleg:innen auszutauschen und einen Überblick über neue Technologien zu gewinnen, die das Datenmanagement vereinfachen und verbessern können. Ein Beispiel für so eine Veranstaltung ist der Data Inspire Day vom Controller Institut. Zusätzlich gibt es mittlerweile viele Blogs und Podcasts zum Thema Datenmanagement, die sich hervorragend eignen, um am Ball zu bleiben.

Ich persönlich höre mir gerne Podcasts an, wenn ich unterwegs bin, etwa im Auto. Einer meiner Favoriten ist der Podcast „UnFuckYourData“. Er ist besonders spannend, weil dort Menschen aus der Praxis ungeschönt von ihren Erfahrungen mit Datenprojekten berichten – inklusive der Fehler, die gemacht wurden. Schließlich kann man aus den Fehlern anderer oft am meisten lernen.

Solche Formate helfen dabei, sich über neueste Trends, Technologien und Herausforderungen zu informieren. Besonders spannend wird es, wenn man sieht, wie Künstliche Intelligenz (KI) in diesem Kontext eingesetzt werden kann. Das Controller-Institut bietet dazu sogar den verwandten Lehrgang Certified AI Expert in Controlling & Finance an, der sich speziell mit KI beschäftigt und das Thema weiter vertieft.

AUS IHRER PERSPEKTIVE: WELCHE ROLLE SPIELT WEITERBILDUNG IM THEMENGEBIET DATA MANAGEMENT & GOVERNANCE?

Was ich an Weiterbildungen besonders schätze, ist der intensive Austausch zwischen den Teilnehmenden. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen – von großen Konzernen über kleine und mittlere Unternehmen bis hin zu Familienbetrieben und dem Forschungsumfeld. Jeder: bringt seinen eigenen Erfahrungsschatz mit und teilt ihn in dem geschützten Rahmen der Veranstaltungen.

Jede:r bringt seinen eigenen Erfahrungsschatz mit und teilt ihn in dem geschützten Rahmen der Veranstaltungen.

Dieser Austausch ist äußerst wertvoll, da wir direkt auf die verschiedenen Perspektiven eingehen und gemeinsam diskutieren können. Der Dialog zeigt immer wieder, wie viel wir voneinander lernen können – und schafft damit einen echten Mehrwert.

WAS WÄRE IHRE EMPFEHLUNG AN FACH- UND FÜHRUNGSKRÄFTE, DIE DAS DATA MANAGEMENT IN IHRER ORGANISATION VERBESSERN MÖCHTEN?

Es ist wichtig, stets die Augen und Ohren für neue Entwicklungen offen zu halten, sich mit anderen auszutauschen und aktiv zu vernetzen. Ein Lehrgang wie dieser bietet dafür eine Gelegenheit, denn indem die Teilnehmenden die einzelnen Module gemeinsam durchlaufen, entsteht ein spürbarer Zusammenhalt und eine gewisse Nähe.

Dadurch entwickelt sich ein Netzwerk, das weit über den Lehrgang hinausgeht. Genau das ist eines unserer zentralen Ziele: die Stärkung einer Data-Community. Denn eine starke Community ist essenziell, um gemeinsam Wissen zu teilen, voneinander zu lernen und die Bedeutung von Datenmanagement weiter voranzutreiben.

Ob Fachkräfte oder Führungskräfte, ob aus Konzernen, KMUs oder Forschungsorganisationen: Der Lehrgang Certified Expert in Data Management & Governance richtet sich an alle, die sich mit Daten beschäftigen – oder erst lernen wollen, wie man Daten effizient organisiert und wertschöpfend einsetzt. Mit einem Mix aus theoretischen Grundlagen, praxisnahen Use Cases und dem Aufbau einer Data-Community liefert das Programm konkrete Ansätze für den Arbeitsalltag. Besonders spannend: Der Blick auf aktuelle Trends wie KI und die Möglichkeit, durch Austausch mit Gleichgesinnten Inspiration für eigene Projekte zu gewinnen.


INTERVIEWPARTNER

Michael Freidl

Universität Graz | Chief Data Officer (CDO) & Head of Datalab bei Idea_Lab
Controller Institut Austria | Lehrgangsleiter Certified Expert in Data Management & Governance


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Unsere nächste Konferenz: Am 27. und 28. Februar 2025 findet in Wien der Controllertag, das Jahresforum für Controlling und Financial Leadership statt.

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