Finanzmärkte unter Druck – Was CFOs in einer fragmentierten Welt wissen müssen

Der fundamentale Wandel der US Handels- und Außenpolitik treibt die Fragmentierung der Weltwirtschaft voran. In dieser Neuen Weltordnung müssen Unternehmen weiter an Flexibilität gewinnen. Die Finanzmärkte habe mit zeitweise erhöhter Volatilität und einem vorübergehenden Abverkauf des US-Dollar auf die jüngsten Entwicklungen reagiert.


FUNDAMENTALER WANDEL DER US HANDELS- UND AUßENPOLITIK

Die Handels- und Außenpolitik der USA hat bereits zu Beginn der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump einen fundamentalen Wandel mit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft erlebt. Noch stärker als bislang üblich werden eigene Machtinteressen von großen Spielern auf der Weltbühne, wie beispielsweise den USA, China und auch Russland, schonungslos und ohne jegliche Rücksicht verfolgt. Die regelbasierte Weltordnung verliert rasch an Bedeutung. An ihre Stelle tritt das Recht des Stärkeren. Die große Herausforderung für Unternehmen besteht in dieser neuen Weltordnung darin, dass Prozesse, Lieferketten und Netzwerke an Flexibilität gewinnen müssen, um den ökonomischen Schaden, der durch die politische Fragmentierung verursacht wird, zu kompensieren. Unternehmen sehen sich zukünftig möglicherweise gezwungen mehrere Wirtschaftskreisläufe parallel abzubilden, um Zölle oder Lieferembargos auszugleichen. Gleichzeitig wird es immer wichtiger politische Entwicklungen frühzeitig zu antizipieren und sich bereits heute gezielt auf eine weitere Fragmentierung der Weltwirtschaft vorzubereiten. Beispielsweise gilt es Produktionsstandorte in Ländern mit hohem Handelsüberschuss mit den USA möglicherweise zu vermeiden.  

STÄRKERE POLITISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE VERTIEFUNG DER EU FAST UNERLÄSSLICH

In diesem Umfeld nimmt die Abhängigkeit Europäischer Unternehmen – hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Aussichten – von der weiteren Entwicklung der Europäischen Union zu. Damit Europas wirtschaftliche Interessen auf der Weltbühne zukünftig noch Gewicht haben, ist eine stärkere wirtschaftliche und politische Vertiefung der EU unerlässlich[1]. Denn ein gut funktionierender möglichst großer Binnenmarkt ist in der global zunehmend fragmentierten Weltwirtschaftsordnung für Unternehmen mit Sitz in Europa, als Ausgangsbasis für Entwicklung und Wachstum, unabdingbar. Gleichzeitig muss die EU zukunftsträchtige Technologien, wie beispielsweise Halbleiter, künstliche Intelligenz und alle Aspekte der Digitalisierung, großzügig fördern und unterstützen, damit Europa wieder wettbewerbsfähig gegenüber China oder den USA wird[2].

VOLATILITÄT AN DEN FINANZMÄRKTEN IST IM 1. HALBJAHR 2025 ZEITWEISE STARK GESTIEGEN

Die Veränderung der Weltordnung hat auch sichtbare Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte. Als Reaktion auf die erratische Handels- und Außenpolitik der US-Regierung hat der US-Dollar im ersten Halbjahr 2025 deutlich zum Euro abgewertet. Globale Investoren haben erstmals seit langem aktiv nach Alternativen zum US-Dollar für Veranlagungszwecke gesucht. Unternehmen sollten sich in diesem Umfeld auf temporär erhöhte Volatilität an den Devisen- und Finanzmärkten einstellen. Gleichzeitig haben auch die Risikoaufschläge für unterschiedliche Bonitätsstufen von Unternehmensfinanzierungen im 1. Halbjahr 2025 sehr empfindlich, mit zeitweise deutlichen Anstiegen, auf die geopolitischen Spannungen reagiert. Finanzierungen sollten in diesem Umfeld daher längerfristig geplant werden und sollten besser frühzeitig bei guten Finanzmarktbedingungen umgesetzt werden.

WÄHRUNGEN WIE DER EURO KÖNNTEN IM GLOBALEN HANDEL ZUKÜNFTIG AN BEDEUTUNG GEWINNEN

Wahrscheinlich werden aufgrund der politischen Fragmentierung auch die Bestrebungen der jeweiligen Wirtschaftsräume und Machtblöcke zunehmen, ihre eigene Währung (u.a. Euro oder auch Chinesischer Renminbi) im globalen Handel verstärkt als Zahlungsmittel zu etablieren[3]. Noch ist der US-Dollar die dominierende Währung an den globalen Finanzmärkten. Ein Großteil der globalen Währungsreserven (54%) werden in US-Dollar gehalten. Erster Herausforderer ist der Euro, der mit einem Anteil von 19% der globalen Währungsreserven auf Platz 2 folgt. Eine verstärkte Emission und Verfügbarkeit von EU-Anleihen würde die Attraktivität des Euro an den globalen Finanzmärkten wahrscheinlich stärken. Es ist daher möglich, dass die Finanzierung öffentlicher Güter (u.a. Verteidigung) Europas in Zukunft verstärkt über EU-Anleihen erfolgen wird, um die Position des Euro an den globalen Finanzmärkten zu stärken.


QUELLEN

[1] Enrico Letta – Much more than a market (April 2024)

[2] The Draghi report on EU competitiveness

[3] Earning influence: lessons from the history of international currencies


FORUM BEIM AUSTRIAN CFO DAY 2025

FINANZIERUNG NEU DENKEN
Moderation: Gerhard Schwartz | B&C

FINANZMÄRKTE UNTER DRUCK – WAS CFOS IN EINER FRAGMENTIERTEN WELT WISSEN MÜSSEN

Von der US-Regulierungspolitik über China und die neue Kapitalmarktordnung bis hin zur Rolle der Notenbanken (EZB und US-Fed) und Europas in einem unsicheren Umfeld. Auf welche geopolitischen Entwicklungen und ihre finanzwirtschaftlichen Auswirkungen müssen sich CFOs vorbereiten?

Gerald Walek | Erste Group


Panel Talk – Lessons for CFOs
Wie Unternehmen Finanzierung neu
denken – CFO-Perspektiven auf Investitionsfähigkeit in turbulenten Zeiten
Roman Fuchs | Wiener Stadtwerke
Markus Kriegler | Erste Group
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