Wie können Sie KI in der Nachhaltigkeitsberichterstattung einsetzen?
Durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung stark an Bedeutung gewonnen. Bereits seit dem Geschäftsjahr 2024 müssen betroffene Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsinformationen als Teil des Lageberichts veröffentlichen und extern auditieren lassen. Auch künstliche Intelligenz (KI) ist wohl spätestens seit dem Launch von ChatGPT der Firma OpenAI in aller Munde.
WELCHEN EINFLUSS HAT KI BEREITS HEUTE IN DER NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG?
Datenanalyse und -verarbeitung
Die durch die CSRD anzuwendenden European Sustainability Reporting Standards (ESRS) verlangen die Offenlegung einer Vielzahl von Datenpunkten und einen hohen Detailierungsgrad. Dies führt unweigerlich dazu, dass berichtende Unternehmen vermehrt mit der Erhebung und Auswertung von Daten beschäftigt sind. KI kann große Mengen an Daten effizient analysieren und verarbeiten. KI-Algorithmen sind in der Lage, die erhobenen Daten schnell zu durchsuchen, Muster zu erkennen und relevante Informationen zu extrahieren sowie sogar Textbausteine zu generieren. KI kann demnach der Copilot der Nachhaltigkeitsmanager:in für die Erstellung von Berichtsinhalten sein. Wichtig ist es jedoch, die generierten Inhalte sorgfältig zu plausibilisieren.
Risikomanagement
KI kann Unternehmen dabei unterstützen, Nachhaltigkeitsrisiken frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen. Durch die
Analyse von Umweltdaten, Markttrends, Social Media Posts und regulatorischen Änderungen können KI-Modelle potenzielle Risiken identifizieren und Unternehmen dabei helfen, proaktive Maßnahmen zu ergreifen. Dies verbessert die Resilienz und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens.
Automatisierung von Routineaufgaben
Die Automatisierung von Routineaufgaben durch KI entlastet Mitarbeiter:innen und ermöglicht ihnen, sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren.
Lieferkettenmanagement
Bereits heute setzen Softwareanbieter KI vermehrt ein, um länder- oder branchenspezifische Hot Spots in Lieferketten
zu analysieren sowie potenzielle Risiken und Schwachstellen zu identifizieren. Dies ermöglicht eine bessere Überwachung der Nachhaltigkeitspraktiken von Lieferant:innen und kann eine gute Grundlage für den in der CSRD referenzierten Due-Diligence-Prozess sein.
Informationsmanagement und Kommunikationstool
Ein KI-basierter Chatbot kann vielseitig genutzt werden. Er kann als erste Instanz zur externen Kommunikation mit Lieferant:innen oder Kund:innen dienen oder auch intern Mitarbeiter:innen schnellen Zugriff auf Informationen ermöglichen. So kann eine große Anzahl von Anfragen gleichzeitig bearbeitet werden, ohne die Kapazität der Nachhaltigkeitsabteilung zu überlasten. Hervorzuheben ist jedoch, dass gerade bei der externen Nutzung Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden sollten, um die Qualität der Informationen zu gewährleisten.
Branchenvergleiche und Ratings
KI kann große Mengen branchenspezifischer Daten analysieren, um Trends und Muster zu identifizieren, die für Branchen vergleiche relevant sind. KI-gestützte Tools können Echtzeit-Datenanalysen liefern, um Unternehmen bei der schnellen Anpassung an Marktveränderungen und der Optimierung ihrer Strategien zu unterstützen. KI-gestützte Algorithmen können dazu genutzt werden, Nachhaltigkeitsinformationen effizient zu analysieren und zu vergleichen, wodurch präzisere und schnellere Branchenvergleiche ermöglicht werden.
WELCHEN EINFLUSS WIRD KI AUF DIE NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG IN DEN NÄCHSTEN DREI BIS FÜNF JAHREN HABEN?
Die CSRD verpflichtet Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsinformationen elektronisch zu kennzeichnen („taggen“), was den Zugang zu Informationen erleichtert und die Fehleranfälligkeit der Datenanalyse reduziert. Dies schafft ideale Bedingungen für den Einsatz von KI. Ab Sommer 2027 sollen die elektronisch gekennzeichneten Berichte auf einem European Single Access Point (ESAP) öffentlich zugänglich gemacht werden, was den Zugang zu den Informationen erheblich erleichtern wird. Neue KI-Tools werden im Controlling und in der externen Rechnungslegung eingesetzt, um präzisere und schnellere Analysen zu ermöglichen. KI wird die Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen durch fortschrittliche Analysetools und Algorithmen revolutionieren. KI kann dabei helfen, die Integration von Echtzeitdaten in Nachhaltigkeitsberichte zu erleichtern, was zu aktuelleren und relevanteren Informationen führt. KI wird die Automatisierung und Standardisierung von Berichtsprozessen weiter vorantreiben, was zu Effizienzgewinnen führt. KI-gestützte Plattformen werden die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und externen Partnern verbessern.
WELCHE POTENZIALE UND HERAUSFORDERUNGEN ERGEBEN SICH BEIM EINSATZ VON KI IN DER NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG?
Potenziale
→ Unternehmen können eine Vielzahl von Datenquellen nutzen, um umfassende und detaillierte Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen.
→ KI ermöglicht die Analyse komplexer Zusammenhänge in Nachhaltigkeitsdaten, was dazu genutzt werden kann,
stärker datenbasiert zu handeln.
→ KI-gestützte Analysen sind schneller und, bei richtiger Anwendung, auch treffsicherer als manuelle Methoden, was
die Generierung datengetriebener Einsichten erleichtert.
→ KI hilft dabei, branchenspezifische Benchmarks und Ratings zu erstellen, welche die Unternehmen bei der Positionierung unterstützen.
→ Durch den Einsatz von KI können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitskommunikation verbessern und ihre Stakeholder:innen besser informieren.
→ KI kann auch zum effizienten Informationsmanagement herangezogen werden, z.B. indem Informationen über
Chatbots von internen und/oder externen Informationssuchenden zur Verfügung gestellt werden.
Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben.
Herausforderungen
→ Die Implementierung von KI-Lösungen kann kostspielig und zeitaufwendig sein, insbesondere für kleinere Unternehmen. KI-Tools, die als Software-as-a-Service angeboten werden, können hier Abhilfe schaffen.
→ KI-Tools sind kein Selbstläufer und erfordern spezifische Kompetenzen zur Anwendung und Interpretation der Ergebnisse.
→ Es besteht das Risiko, dass KI-Modelle fehlerhafte oder voreingenommene Ergebnisse liefern, wenn die Datenqualität nicht gewährleistet ist (biases).
→ Die Verarbeitung großer Datenmengen durch KI-Systeme kann Datenschutz- und Sicherheitsrisiken mit sich bringen,
insbesondere wenn sensible Informationen betroffen sind.
→ Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die ethischen und rechtlichen Aspekte des KI-Einsatzes in der Nachhaltigkeitsberichterstattung berücksichtigen.
→ Die Abhängigkeit von KI-Tools kann dazu führen, dass menschliche Expertise und Urteilsvermögen vernachlässigt werden.
ABSCHLIESSENDE BEMERKUNG
KI ist gekommen, um zu bleiben. Ihre vielfältigen Einsatzbereiche erstrecken sich dabei auch auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung. KI ist mittlerweile in der Lage, Sachverhalte selbstständig zu „verstehen“ und Handlungen bzw. Handlungsempfehlungen davon abzuleiten. Richtig eingesetzt kann dies zur Hebung massiver Effizienzpotenziale führen, insbesondere bei der Automatisierung aufwendiger Recherche- und Datenanalyseaufgaben. Bei jeder KI-Anwendung sollte immer ein „human in the loop“ eingeplant werden, um die Potenziale wertstiftend nutzen zu können, aber gleichzeitig die bekannten Risiken zu minimieren. Letztlich sind KI-Tools auch nur Werkzeuge. Die Auswahl des geeigneten Werkzeugs für die anstehenden Tätigkeiten liegt in den meisten Fällen noch immer bei den Entwickler:innen und Anwender:innen des Tools.
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