Group Reporting zwischen Regulierungsdickicht und Digitalisierung

Group Reporting hat in den vergangenen Jahren Herausforderungen vor allem durch Entwicklungen in „benachbarten“ Funktionen erfahren. Neben der Frage, ob bzw. wie das Know-how über konzernweite Reportingprozesse und Audits zur effizienten Implementierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung genutzt werden kann, sorgen die Digitalisierungsbemühungen in vielen Konzernen dafür, dass die Liste abzuarbeitender Themen nicht kürzer wird. Hinzu kommen Fragen, wie und wann sich die Mindestbesteuerung von Konzernen auf die Berechnung latenter Steuern auswirken wird, und welche zusätzlichen Anforderungen sich aus den diskutierten Änderungen in IFRS 3, IAS 36 und IAS 28 bei der Bilanzierung von Unternehmenserwerben bzw. Beteiligungen an assoziierten Unternehmen ergeben werden.


ÄNDERUNGEN BEI ANGABEN ZU UNTERNEHMENSERWERBEN

Während in den letzten Jahren Änderungen von Standards oder neue Standards Veränderungen für IFRS-Abschlüsse abseits von Konsolidierungsfragen brachten (z.B. IFRS 16 und 18), zeichnen sich für die nächsten Jahre Änderungen bei Standards ab, die unmittelbar für die Erstellung von Konzernabschlüssen relevant sein werden. Neben Projekten zu Änderungen bei IFRS 3 und IAS 36 laufen auch Diskussionen um Änderungen bei der Equity-Methode und – nur für einen kleineren Kreis relevant – Änderungen bei IAS 21 zur Umrechnung von Abschlüssen in die Berichtswährung eines Hochinflationslandes.

Zum für Konsolidierungen zentralen IFRS 3 und IAS 36 liegt seit 2024 ein Entwurf für einen neuen Standard vor. Mit Stand Juni 2025 bleibt es beim Impairment-only-Approach. Änderungen zeichnen sich jedoch bei der Berichterstattung über wesentliche Akquisitionen ab. In Diskussion sind eine Offenlegung der strategischen und finanziellen Ziele, die mit der Akquisition verbunden sind, und in welchem Ausmaß diese Ziele in der Folge erreicht werden. Sollte diese Änderung beschlossen werden, ergeben sich im Vergleich zum bisherigen Berichtsumfang zu Akquisitionen nur unwesentliche Erweiterungen, da viele Unternehmen schon aktuell die Motive einer Akquisition offenlegen. Heikler ist die Berichterstattung zu Zielen und deren Erreichung, da ein Verfehlen der Ziele auch einen Wertminderungstest auslösen kann.

Bei IAS 28 (Equitymethode, Exposure Draft 2024) verfolgt das IASB eine zügige Verabschiedung des neuen Standards, da grundsätzliche Fragen wie jene, ob die Equitymethode eine Konsolidierungs- oder eine Bewertungsmethode darstellt, ausgeklammert werden sollen (Stand Juni 2025). Diskutiert werden u.a. Änderungen der Definition der Anschaffungskosten von Anteilen, der Abbildung des Erwerbs von zusätzlichen Anteilen, der Realisierung anteiliger Verluste, und bei Offenlegungen zu Downstream -Zwischenergebnissen.

NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG

Bereits 2022 gaben 25% der Unternehmen in einer Studie zum ESG-Reporting[1] an, dass dieses in der Finanzfunktion angesiedelt ist. Dieser Anteil ist durch CSRD-Implementierungsprojekte seither noch gestiegen.

Rund um die Erstellung konsolidierter Nachhaltigkeitsberichte sehen sich viele Konzerne aktuell mit einem Regulierungsdickicht konfrontiert, das von der Verschiebung von Implementierungszeitpunkten für den Konzern insgesamt bis zu unterschiedlichen Umsetzungsgraden von der CSRD und verwandter EU-Regulierungen in den einzelnen Mitgliedstaaten reicht samt den daraus folgenden unterschiedlichen Erhebungsprozessen und Datenpunkten in Tochterunternehmen. Die Fragen, die sich im Gemenge von Stop the Clock-Richtlinie, Omnibus-Richtlinie, Taxonomie-VO, XBRL-Nachhaltigkeitsberichterstattung, Fragen der Übereinstimmung von ESRS mit IFRS Sustainability Standards, bis zum EFRAG-Vorschlag zum VSME (Voluntary Sustainability Reporting Standard for Non-Listed SMEs) ergeben, zwingen viele Unternehmen aktuell zu Anpassungen ihrer Sustainability Reporting-Projekte.

Für börsennotierte Unternehmen kommt hinzu, dass zumindest vereinzelt im Rahmen der laufenden Enforcement-Prüfungen der 2024er Finanzberichte detaillierte Auskünfte zu konzernweiten Definitionen und zum Erhebungsprozess von Kennzahlen in Nachhaltigkeitsberichten angefordert werden.

DIGITALISIERUNG IN UND RUND UM GROUP REPORTING-FUNKTIONEN

In vielen Konzernen liegt hier der Einsatzschwerpunkt von klassischen KI-Algorithmen (wie zB Machine Learning) im Finanzbereich auf Prozessen mit hoher Frequenz (zB wöchentlich oder monatlich aktualisierte Umsatzprognosen) bzw. hohen Fallzahlen (zB RPA im Bereich Belegverarbeitung). Dies eröffnet die Chance auf eine (weitgehende) Automatisierung unterjähriger Forecasts im Controlling. Viele Unternehmen sammeln erste Erfahrungen mit diesen Modellen im operativen Controlling (zB Umsatzprognosen). Auf Konzernebene eröffnet dies die Möglichkeit, solche Forecasts für die einzelnen Unternehmen zu konsolidieren oder Posten der Teilkonzern- oder Konzern-G&V direkt auf Basis der Daten in den Konsolidierungssystemen vorherzusagen.

Generative KI wird mittlerweile von vielen Mitarbeiterinnen im Finanzbereich verwendet, oft aber in isolierter Form (zB Generierung komplexer Excel-Formeln, Textentwürfe für Berichtsteile oder Emails). Die systematische Sammlung und Evaluierung von Prompts und deren Ergebnissen wäre hier die Voraussetzung für eine Beschleunigung von Prozessen. Die generierten Texte können aufgrund der notwendigen Prüfung der inhaltlichen Richtigkeit nur die Ausgangsbasis für Berichtstexte bilden. Durch ESEF und das präzisere Tagging von Berichtsteilen in XBRL-Berichtsformaten, die z.B. auch für Nachhaltigkeitsberichte an Bedeutung gewinnen, können in den kommenden Jahren weitere Datenpools mit standardisierten Daten entstehen, die als Referenztexte die Qualität der von generativen AI-Modellen generierten Texten weiter verbessern.

Bei den potentiellen Nachteilen des Einsatzes generativer KI sehen viele an erster Stelle Sicherheitsbedenken. Ein weiterer Problemkreis sind die Personalskills. Dies betrifft zum einen die Entwicklung von Skills zum produktiven Umgang mit künstlicher Intelligenz, zum anderen die Sorge vor dem Verlust spezifischer Fähigkeiten (z.B. treffgenaue erfahrungsgestützte Prognosen) und vor Abhängigkeit von KI. Werden KI-Modelle in Zusammenarbeit mit Beratern aufgesetzt, stellt sich aufgrund der noch hohen Entwicklungsgeschwindigkeit der Technologie die Frage nach der zukünftigen Wartung und Weiterentwicklung der Modelle.

ZUSAMMENFASSUNG

Durch die aktuellen regulatorischen Veränderungen ergibt sich eine große Zahl organisatorischer Herausforderungen im Bereich der Konzernberichterstattung. Diese zwingen viele Unternehmen auch zu einer Neubewertung der Priorität von technologischen Innovationen um ausreichende personelle Ressourcen für die Bewältigung der laufenden Anpassung von Reportingprozessen freizuspielen.

Hier geht es zum Certified Group Accountant.

Quellen

[1] Grabner/Marini/Posch: The implementation of sustainability measures in the finance function, 2022.


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