„Im Auge des Sturms“ – Interview mit Florian Heindl (FACC)

Als CFO der FACC AG steht Florian Heindl an der Spitze eines Unternehmens, das sich mitten in einer Phase tiefgreifender Transformation befindet. Beim Controllertag 2026 wird er in seiner Keynote „Unternehmen im Wandel: FACC im Spannungsfeld von internationalem Wettbewerb, hohen Standortkosten und geopolitischen Veränderungen“ Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Veränderungen von FACC geben.

Welche Insights darüber hinaus wissenswert sind, erfahren Sie im Interview.


HERR HEINDL, BEVOR WIR ÜBER IHRE KEYNOTE SPRECHEN: KÖNNEN SIE SICH KURZ VORSTELLEN? WELCHE STATIONEN IHRER KARRIERE HABEN SIE BESONDERS GEPRÄGT?

Ich bin 43 Jahre alt, lebe mit meiner Familie in Oberösterreich und habe in meiner Laufbahn bereits mehrere Unternehmen und Industrien kennenlernen dürfen. Geprägt haben mich sicherlich meine Zeit im Treasury einer Bank (während der Finanzkrise ab 2008), sowie auch meine erste Zeit bei FACC von 2016 bis 2022 (mit COVID als besonders einschneidendem Erlebnis für ein Luftfahrtunternehmen wie FACC).

SIE SIND CFO BEI FACC – WAS BEGEISTERT SIE AN DIESER ROLLE BESONDERS?

Ich liebe es, CFO der FACC AG zu sein. Das Unternehmen steckt mitten in einer anspruchsvollen Umbruchs- und Aufbruchsphase. Wir werden die Profitabilität und den Cashflow nachhaltig steigern. Dazu braucht es Veränderungen, die ich gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und der gesamten Belegschaft umsetzen darf. FACC ist ein globales Unternehmen im internationalen Wettbewerb mit starker Verankerung in Österreich. Momentan ist das nicht einfach, aber auch deshalb sind die Potentiale und Gestaltungsmöglichkeiten bei FACC besonders reizvoll.

WIE VERÄNDERT SICH DIE ROLLE DES CONTROLLINGS IN EINEM GLOBAL AGIERENDEN INDUSTRIEUNTERNEHMEN WIE FACC – GERADE IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN KOSTENDRUCK UND INNOVATIONSANSPRUCH?

Wie bereits angesprochen, sind wir mit den klassischen zentralen Diensten immer noch sehr stark in Österreich verankert. Im Vorstand haben wir vor kurzem unsere Strategie sehr stark in Richtung Digitalisierung und Automatisierung ausgerichtet. Das wird auch im Controlling nicht spurlos vorüber gehen. Einfache Tätigkeiten sollen digitalisiert und automatisiert werden, um unseren Controllern mehr Zeit für ihre Rolle als Business Partner zu geben. Dieses Sparring ist für unsere Geschäftseinheiten ganz besonders wertvoll, um wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen treffen zu können.

WIE GELINGT ES FACC, TROTZ HOHER STANDORTKOSTEN IN ÖSTERREICH WETTBEWERBSFÄHIG ZU BLEIBEN – UND WELCHE ROLLE SPIELT DAS CONTROLLING DABEI?

Wir setzen gerade ein umfassendes Transformationsprogramm um, genannt CORE (Corporate Reshaping). Damit werden wir 2025 und 2026 in Summe 80 Mio. EUR an Ergebnisverbesserung herbeiführen. Dies ist auch zwingend notwendig, um die exorbitant gestiegenen Standortnachteile Österreichs im globalen Wettbewerb kompensieren zu können. Die Politik wird uns nicht retten. Zusätzlich ist die Luftfahrt auf Grund der zahlreichen Regulierungen bei Veränderungen immer etwas träge. Insofern kommt hier noch einmal eine Komplexitätsstufe hinzu. Controlling spielt dabei eine tragende Rolle, zB um Bereiche für Effizienzsteigerungsmaßnahmen zu definieren, aber auch um die Umsetzung zu überwachen.

IN IHRER KEYNOTE WERDEN SIE ÜBER GEOPOLITISCHE VERÄNDERUNGEN UND INTERNATIONALE WETTBEWERBSBEDINGUNGEN SPRECHEN. WELCHE ENTWICKLUNGEN WERDEN DAS CONTROLLING IHRER MEINUNG NACH IN DEN NÄCHSTEN JAHREN AM STÄRKSTEN PRÄGEN?

Durch unsere Eigentümerstruktur (55% Mehrheitsaktionär aus China) sind wir schon seit vielen Jahren im Spannungsfeld zwischen der westlichen Welt und Asien. Damit können wir gut umgehen, da wir auch nur in der zivilen Luftfahrt unterwegs sind. Dennoch ist die aktuelle Phase besonders intensiv. Beinahe wöchentlich gibt es neue Unsicherheiten, deren Einflüsse zu analysieren sind. Insofern denke ich, dass wir unsere Fähigkeiten im Controlling zur schnellen Szenarienplanung und -analyse weiter ausbauen müssen (positiv wie negativ).

WAS WAR FÜR SIE PERSÖNLICH DIE GRÖßTE LERNKURVE IN DEN LETZTEN JAHREN – GERADE IM UMGANG MIT UNSICHERHEIT UND SCHNELLEN VERÄNDERUNGEN?

In meiner Laufbahn durfte ich schon einige Krisen erleben und managen. Das hat mich geprägt und mir vor Augen geführt, wie überragend wichtig schnelle Entscheidungen oftmals für die Überlebensfähigkeit von Unternehmen sind. Schnelle Entscheidungen heißt manchmal auch Fehlentscheidungen. Aber ich denke, dass jede Fehlentscheidung besser ist als keine Entscheidung zu treffen. Man darf dabei aber auch niemals Taktik und Strategie durcheinander bringen.

DER CONTROLLERTAG STEHT UNTER DEM MOTTO „GET YOUR GUIDE – CONTROLLER ALS STRATEGISCHE WEGBEGLEITER“ – WAS BEDEUTET DAS FÜR SIE PERSÖNLICH?

Ein sehr treffendes Motto, wie ich finde. Die Rolle des Controllers wird durch Digitalisierung und KI noch professioneller werden. Wie überall im Finanzwesen werden in den nächsten Jahren einfache Tätigkeiten weiter digitalisiert, automatisiert und vielleicht sogar überflüssig, es bleibt mehr Zeit für unternehmerisch betrachtet wichtigere Tätigkeiten. Die Rolle wird sich immer weiter in Richtung strategischer Sparringpartner für die diversen Management-Ebenen verändern.

WAS ERWARTEN SIE SICH VON DER VERANSTALTUNG? AUF WELCHE PROGRAMMPUNKTE FREUEN SIE SICH BESONDERS?

Ich freue mich besonders darauf, wieder viele bekannte Gesichter treffen zu können. Solche Veranstaltungen leben natürlich vom fachlichen Input (und da gibt es wieder sehr viel zu sehen!), aber ganz besonders wichtig ist der persönliche Erfahrungsaustausch. Jedes Unternehmen hat seine Eigenheiten, eine Umsetzungslösung gemäß Lehrbuch gibt es erfahrungsgemäß nirgends.

WARUM SOLLTEN CFOS UND CONTROLLER:INNEN IHREN VORTRAG AUF KEINEN FALL VERPASSEN?

Ich denke, unser Unternehmen ist zum einen in einer hochspannenden und wachstumsstarken Branche tätig. Zum anderen sind wir als Unternehmen geopolitisch betrachtet im Auge des Sturms. Insofern gibt es mehr als genug zu erzählen und zu diskutieren.


INTERVIEWPARTNER

Florian Heindl

FACC AG | Chief Financial Officer


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Unsere nächste Konferenz: Am 26. und 27. Februar 2026 findet in Wien der Controllertag, das Jahresforum für Controlling und Financial Leadership statt.

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